Das Internal Audit Escape Game

Sich spielerisch online und im Team weiterbilden.

Als PwC-Partner Marco Galioto Ende Dezember 2021 durch seinen Wohnort Solingen spazierte, sah er ein Auto mit Werbung für einen Dortmunder Escape-Game-Anbieter. Da kam dem Spezialisten für Internal Audit & Governance, Risikomanagement, Compliance (GCR) eine Idee: Warum nicht ein Online-Escape-Game für interne Revisor:innen entwickeln? Er kontaktierte die Dortmunder Firma, wurde von dieser zu ePlayces, einer Sparte der Dresdner OEGD GmbH & Co. KG, empfohlen und fand in ePlayces den passenden Umsetzungspartner.

Ein Team um Marco Galioto und Thorben Steenmanns, Leiter Serious Gaming & Business Development Manager bei ePlayces, entwickelte 2022 das Internal 38 Audit Escape Game. Das Ergebnis ist ein 90-minütiges, browserbasiertes Online-Erlebnis für Internal-Audit-Teams, bei dem Prüfungswissen, Geschick und Teamgeist gefragt sind, um möglichen Betrügereien in Unternehmen nachzugehen.

Eines der ersten „Spiel-Teams“ aus dem öffentlichen Sektor war im Dezember 2022 die Corporate-Governance-Abteilung der Berliner Wasserbetriebe. Im Interview spricht Abteilungsleiterin Dr. Sara Sarfaras-Rödler über die Erfahrungen ihrer Mitarbeiter:innen – und Thorben Steenmanns von ePlayces über die Kooperation mit PwC sowie das Potenzial solcher Spiele im Businesskontext.

PwC: Herr Steenmanns, Sie haben das Internal Audit Escape Game mit PwC entwickelt. Wer hatte dabei welche Aufgabe?

Thorben Steenmanns: Kurz gesagt: PwC hat die Prüfungs-, Risikomanagement-, Governance- und Compliance-Kompetenz eingebracht. Und wir das Storytelling-, Gamedesign- und Programmier-Know-how. Im Blick hatten wir neben sehr vielen inhaltlichen und technischen Details auch die Kommunikation und die Dynamik, die sich über die Dauer des browserbasierten Multiplayer-Spiels zwischen allen Beteiligten entwickelt.

Sie sind Gaming- und kein Revisionsexperte. Wie bekommen Sie komplexe Audit-Themen fachlich korrekt in ein Onlinespiel implementiert?

Vor allem unsere Gamedesigner mussten sich tief in Revisionsprozesse eindenken. Das ist ziemlich anspruchsvoll und lehrreich. Marco Galioto und dessen Team waren – und bleiben – da natürlich als Inputgeber:innen und Korrektor:innen immens wichtig.

Welches waren für Sie die größten Herausforderungen bei der Entwicklung des Spiels?

Dazu fällt mir zuerst ein, dass wir Wissensvermittlung und Spaß an der Problemlösung zusammenbringen wollten. Dafür müssen unter anderem die Spielefunktionen so designt sein, dass die Zielgruppe damit intuitiv umgehen kann. Es ist ein großer Unterschied, ob wir ein Spiel für Unternehmensberater:innen, für Werksarbeiter:innen oder für IT-Expert:innen kreieren. Und es ging darum, das Storytelling „compliant“ zu halten. Die Teilnehmer:innen müssen im Spiel so handeln können, wie es auch in der Realität erlaubt wäre.

Zum Beispiel?

… würde das zunächst vorgesehene Einbrechen in User-Accounts kein Revisionsteam in der Realität praktizieren, sondern andere Wege wählen.

Frau Dr. Sarfaras-Rödler, Sie haben das Internal Audit Escape Game für 21 Mitarbeiter:innen gebucht. Weshalb?

Dr. Sarfaras-Rödler: Das hatte vor allem drei Gründe: Erstens war mein Team wegen der Coronamaßnahmen seit ungefähr zweieinhalb Jahren nicht mehr vollständig gemeinsam im Büro. Deshalb wollte ich eine Weiterbildung für das gesamte Team organisieren. Damit alle in meinem Bereich Corporate Governance davon angesprochen werden, musste sie unterschiedliche Schwerpunkte beinhalten: insbesondere die interne Revision, das Risikomanagement, das interne Kontrollsystem sowie die Compliance. Und drittens musste die Weiterbildung funktionieren, obwohl nicht alle Teilnehmer:innen am selben Ort sein konnten.

Fanden die Teilnehmer:innen die Idee, ein Onlinespiel zu spielen, gut?

Zumindest waren alle sehr neugierig, was da wohl kommt. Manche fragten, ob sie sich vorbereiten und welche Erwartungen sie erfüllen müssten – und ob das wirklich eine Weiterbildung wird.

Was haben Sie geantwortet?

Dass keine Vorbereitung nötig ist, die Teammitglieder sich mit ihren Kompetenzen ergänzen werden und eine Weiterbildung vor uns liegt, bei der es um den Transfer von Fachwissen mit einer neuen Lernmethode geht, die Spaß machen soll.

Herr Steenmanns, wie oft haben Sie das Spiel probehalber gespielt, bevor das Team von Frau Dr. Sarfaras-Rödler losgelegt hat?

Thorben Steenmanns: Puh… ich habe nicht mitgezählt. Zehnmal mindestens schätze ich. Und unsere Gamedesigner:innen und Programmierer:innen noch öfter. Marco Galioto hat es ebenfalls gespielt – mit Testspieler:innen von PwC. Doch selbst nach sehr vielen Tests gibt es noch Verbesserungspotenzial. Um das zu heben, beziehen wir auch das Feedback der „echten“ Spieler:innen ein.

Frau Dr. Sarfaras-Rödler, von wo aus haben sich Ihre Teammitglieder am Eventtag in das Spiel eingeloggt?

Dr. Sarfaras-Rödler: Manche waren im Büro, andere im Homeoffice. Die 21 Teilnehmer:innen haben sich in fünf Gruppen aufgeteilt und parallel versucht, die Herausforderungen zu meistern.

Und wie ist es gelaufen?

Die 90 Minuten waren superspannend! Wir haben es im Alltag mit vielschichtigen Themen zu tun, müssen viele Informationen sammeln und gewichten, oft „um die Ecke“ denken, Fachwissen anwenden, neues Wissen erwerben und diverse Kompetenzen kombinieren. All dies hat das Internal Audit Escape Game ebenfalls erfordert.

Welche Gruppe hat das beste Ergebnis erzielt?

Das Team um den Leiter der Internen Revision.

Standesgemäß, oder?

(lacht) Sagen wir so: Es hat ihm sicherlich gutgetan.

Würden Sie das Onlinespiel nochmal buchen?

Auf jeden Fall, zumal es wirklich fair bepreist ist. Das Team hat nach dem Spiel sofort gefragt, ob wir so etwas wiederholen. Und es war noch tagelang Gesprächsthema.

Herr Steenmanns, wird diese Mischung aus neuer Lernmethode, Fachwissentransfer und Team Building weitere Teilnehmer:innen finden? Das Format ist im Businesskontext neu.

Es findet bereits immer mehr Teilnehmer:innen. Und ich bin überzeugt davon, dass es sich weiter durchsetzen wird. Denn immer mehr Organisationen forcieren die kollaborative, motivierende Weiterentwicklung ihrer Beschäftigten mit modernen Lernformaten.

Ansprechpartner:
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Prof. Dr. Rainer Bernnat

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