In a nutshell: Die zehn wichtigsten Ergebnisse der COP26

Alles was Sie zu den wichtigsten Entscheidungen der UN-Klimakonferenz wissen müssen – kurz und knapp zusammengefasst

Die 26. UN-Klimakonferenz fand dieses Jahr vom 31. Oktober bis zum 13. November in Glasgow statt. Dort wurden bei der Mobilisierung von Klimamaßnahmen aller Akteure bedeutende Fortschritte erzielt – mit einer Reihe von maßgeblichen Verpflichtungen von Regierungen, Unternehmen sowie Investoren.

Die COP26 lieferte einen wichtigen Beitrag zur Beschleunigung der nationalen Ambitionen, die Emissionslücke zu schließen und die Erderwärmung in diesem entscheidenden Jahrzehnt auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Gleichzeitig wurde der Fokus auch auf die akuten Herausforderungen gelegt, die es schnellstmöglich zu bewältigen gilt, um als internationale Gemeinschaft die globale Erwärmung mit unumkehrbaren Folgen zu vermeiden. Bei diesen Herausforderungen geht es weniger um die Akzeptanz der Wissenschaft, sondern vielmehr darum, wie die Welt mit den Spannungen zwischen dem „E“ und dem „S“ von ESG umgeht. Um es in der Sprache der Regierungen auszudrücken: Wie gelingt ein „gerechter Übergang“, der sicherstellt, dass die neuen Regeln und Maßnahmen zur Dekarbonisierung ganzer Wirtschaftssysteme und nicht nur bestimmter Unternehmen oder Branchen führen.

Klar ist eins: Die Richtung ist vorgegeben und Welt steuert auf Net Zero zu – Unternehmen werden sich verändern. Es ist eine Frage des „Wann“ und „Wie“ und nicht des „Ob“.

Um sich dem Thema anzunähern, habe ich im Folgenden die zehn wichtigsten Key Takeaways der COP26 zusammengefasst:

1. Ziel der COP26

Das klare Ziel der COP26 war es, dass sich die Länder weiterhin für die Erreichung des
1,5-Grad-Ziels einsetzen – doch die Zusagen der Länder gingen nicht weit genug. Der Schwerpunkt liegt nun auf einer schnelleren Anhebung der Klimaziele, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern: Wenn die Länder die derzeitigen bedingten und bedingungslosen Verpflichtungen bis 2030 erfüllen, wird die für das Jahr 2100 prognostizierte Erwärmung auf 2,4°C sinken.

2. Fertigstellung des Regelbuchs zur Umsetzung des Übereinkommens von Paris („Paris rulebook“)

Das Regelbuch des Pariser Abkommens wurde fertiggestellt, einschließlich eines Verhandlungsabschlusses zu Artikel 6 (Kohlenstoffmärkte), eines gemeinsamen Zeitrahmens sowie mehr Transparenz. Dies bedeutet, dass es nun einen einheitlichen Rahmen dafür gibt, wann und wie die Länder ihre Fortschritte überprüfen, überwachen und darüber Bericht erstatten werden. Das Abkommen verpflichtet die Regierungen, alle Jahre neue Ziele vorzulegen, die deutlich ambitionierter als die vorherigen sein müssen. Dies hilft dabei, mehr Vertrauen zu schaffen und die Vergleichbarkeit und Aggregation nationaler Ziele und Maßnahmen zu ermöglichen. Die Länder einigten sich auch auf marktwirtschaftliche und nicht-marktwirtschaftliche Ansätze zur Mobilisierung zusätzlicher Emissionsreduzierungen, Finanzmittel und einer breiteren internationalen Zusammenarbeit.

3. Der Klimapakt wurde von 197 Ländern verabschiedet

  1. Zum ersten Mal im Rahmen des UN-Klimaprozesses fordert der Pakt die Länder auf, „ihre Bemühungen um den schrittweisen Abbau der ungebremsten Kohleverstromung und den Ausstieg aus ineffizienten Subventionen für fossile Brennstoffe zu beschleunigen“. Die Verwendung des Begriffs „Abbau“ (phase down) statt „Ausstieg“ (phase out) in der Schlussphase und die Zweideutigkeit des Wortes „ineffizient“ sorgten für viel Kritik.
  2. Der Pakt „drängt“ die Industrieländer, die Anpassungsfinanzierung zu verdoppeln. Die Industrieländer hatten sich bereits 2009 verpflichtet, bis 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar zur Eindämmung der Erderwärmung sowie die Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern bereitzustellen. Dieses Ziel wurde verfehlt und kann voraussichtlich erst 2023 vollständig erreicht werden.
  3. Länder, deren Ziele nicht an Paris ausgerichtet sind, werden aufgefordert, bis zur COP27 in Ägypten strengere kurzfristige Klimaziele und Netto-Null-Verpflichtungen vorzulegen. Alle Länder werden aufgefordert, 2023 verbesserte nationale Klimaschutzbeiträge (nationally determined contributions, NDCs) vorzuweisen.
  4. Er sieht die Einführung eines „Glasgow-Dialogs“ über die Finanzierung von Verlusten und Schäden vor, die Einrichtung eines spezifischen Fonds wurde jedoch nicht vereinbart.

4. Verstärktes Verantwortlichkeitsgefühl der Länder

Nicht staatliche Akteure – insbesondere Unternehmen – waren auf der COP26 stärker vertreten als je zuvor auf einer UN-Klimakonferenz. Fast 8.000 nicht staatliche Akteure – darunter 5.235 Unternehmen, 67 Regionen, 441 Finanzinstitute, 1.039 Bildungseinrichtungen und 52 Einrichtungen des Gesundheitswesens – haben sich im Rahmen der UN-Kampagne „Race to Zero“ verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 zu halbieren. Es wird eine erhöhte Rechenschaftspflicht erwartet, da der UN-Generalsekretär eine hochrangige Expertengruppe eingesetzt hat, die die Einhaltung der Netto-Null-Ziele überwachen und diesbezüglich für mehr Kohärenz sorgen soll.

5. Maßnahmen gegen fossile Brennstoffe

Zum ersten Mal zielt ein COP-Beschluss ausdrücklich auf Maßnahmen gegen fossile Brennstoffe ab. Der Glasgow-Pakt verweist auf die Notwendigkeit eines „schrittweisen Abbaus der ungebremsten Kohleverstromung“ und eines „Ausstiegs“ aus „ineffizienten“ Subventionen für fossile Brennstoffe. Zu den wichtigsten Ankündigungen zur Unterstützung der Energiewende außerhalb der Verhandlungen gehören:

  1. 46 Länder und 26 Unternehmen unterzeichneten die Globale Erklärung zum Übergang von der Kohle- zur sauberen Energieversorgung.
  2. Mit der Powering Past Coal Alliance verpflichteten sich 165 Länder, Städte, Regionen und Unternehmen, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Ausstiegsverpflichtungen im eigenen Land zu erfüllen.
  3. Costa Rica und Dänemark riefen offiziell die Beyond Oil and Gas Alliance ins Leben. Der Gruppe gehören Frankreich, Schweden, Irland, Wales, Grönland und Quebec an, während Kalifornien, Portugal und Neuseeland als assoziierte Mitglieder beigetreten sind und Italien seine Unterstützung für die Gruppe bekundet hat. Das Vereinigte Königreich ist nicht beigetreten.
  4. Mehr als 20 Länder unterzeichneten die Erklärung zur internationalen öffentlichen Unterstützung für den Übergang zu sauberer Energie und verpflichteten sich somit, die internationale direkte öffentliche Finanzierung aller ungebremsten fossilen Brennstoffe bis 2022 zu beenden.

6. Finanzmittel werden in großem Umfang umgelenkt

Die Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) verkündete die Zusage von 450 Finanzinstituten, die ein Vermögen von 130 Billionen Dollar verwalten, ihre Finanzierung bis 2050 auf Netto-Null auszurichten und kurzfristige wissenschaftlich fundierte Ziele festzulegen, die auf die 1,5°C-Grenze abgestimmt sind. Die COP brachte jedoch nicht die von vielen Entwicklungsländern und der britischen Präsidentschaft gewünschten Fortschritte bei der finanziellen Unterstützung der Entwicklungsländer. Heftige Kritik wurde an der fehlenden Zustimmung der Industrieländer geübt, einen Fond für Verluste und Schäden einzurichten. Im Pakt wird lediglich vereinbart, einen künftigen Dialog über Regelungen aufzunehmen.

7. Fokus auf Biodiversität

Das Thema Natur stand ganz oben auf der Tagesordnung, sowohl als Lösung für den Klimawandel als auch als eigenständige und ausgeprägte Krise (z. B. Biodiversitätsverlust). In der Glasgower Erklärung der Staats- und Regierungschefs zu Wald- und Landnutzung verpflichteten sich die Staats- und Regierungschefs der Welt, die Entwaldung bis 2030 zu beenden und umzukehren. Sie wird von 140 Ländern sowie der Europäischen Kommission unterstützt und deckt knapp 91 Prozent der Wälder ab.

8. Der Anfang vom Ende des Verbrennungsmotors?

Mit der Glasgower Erklärung zur Beschleunigung des Übergangs zu emissionsfreien Fahrzeugen wurden Pläne vorgestellt, wonach bis 2040 jeder neu verkaufte Pkw und Van emissionsfrei sein soll (in führenden Ländern bis 2035). Die Regierungen der drei größten Automobilhersteller – Deutschland, China und die USA – müssen noch unterzeichnen, aber GM, Ford und Mercedes haben sich der Erklärung angeschlossen, was bedeutet, dass im Hinblick auf die heutige Marktaufteilung jedes dritte verkaufte Auto ein emissionsfreies Fahrzeug sein wird.

9. Methan tritt auf den Plan

Die von den USA und der Europäischen Union initiierte Globale Methanverpflichtung zielt darauf ab, die Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2020 zu senken. Mehr als 100 Länder, auf die 70 Prozent der Weltwirtschaft und fast die Hälfte der anthropogenen Methanemissionen entfallen, haben die Verpflichtung inzwischen unterzeichnet. Dies könnte die erwartete Erwärmung bis 2050 um ca. 0,2 °C reduzieren.

10. Gründung des International Sustainability Standards Boards (ISSB)

Innerhalb der COP26 wurde die Gründung des International Sustainability Standards Boards (ISSB) durch die IFRS Foundation verkündet. Sie wird von 36 Ländern unterstützt und bedeutet einen wichtigen Schritt in Richtung eines gemeinsamen weltweiten Ansatzes für ESG-bezogene Offenlegungsstandards. Ziel ist die Entwicklung von global anerkannten Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, um so eine bessere Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsauswirkungen von Unternehmen zu ermöglichen.

Fazit

Dieser Zug fährt nur in eine Richtung, aber er muss an Fahrt gewinnen. Die Unternehmen brauchen einen Netto-Null-Plan, der sich auf beides konzentriert:

  • Einerseits einen Plan zur Beseitigung von Treibhausgasemissionen aus ihrem Betrieb und ihrer Lieferkette. Denn dies wird immer wichtiger, um Zugang zu Kunden und Kapital zu erhalten, und steht auch zunehmend im Fokus der Regierungspolitik.
  • Andererseits einen Plan für die Widerstandsfähigkeit von Geschäftsmodellen. Denn die Welt ist nicht auf dem besten Weg, die 1,5-Grad-Marke zu erreichen und könnte durchaus die 2-Grad-Marke überschreiten. Dies wird erhebliche Auswirkungen haben, nicht nur auf Sachwerte, sondern auch auf die Makroökonomie und die geopolitischen Verhältnisse im weiteren Sinne.

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Hendrik Fink

Hendrik Fink

Partner, Leiter Sustainability Services
München

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