PwC-Studie: Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) 2023 – eine Analyse

Der aktuelle Umsetzungsstand von Unternehmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden

Die Verabschiedung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den damit verknüpften Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) bringt große Veränderungen mit sich und schafft höhere Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Unternehmen müssen weitaus umfassender als bisher über Nachhaltigkeitsthemen berichten. Auch der Scope ist signifikant erweitert: Die CSRD betrifft EU-weit rund 49.000 Unternehmen – dreimal mehr Unternehmen als von der Vorgängerdirektive betroffen waren.

Doch inwieweit sind die Unternehmen auf die Umsetzung der CSRD vorbereitet? Inwiefern beeinflusst die CSRD auch die Strategie der Unternehmen? Welche Bedeutung hat die CSRD für den Finanzsektor?
Im Rahmen einer Studie von PwC wurden 170 Unternehmen zum aktuellen Implementierungsstand der CSRD, sowie Treibern und Hürden bei der Umsetzung befragt.

Auch wenn die CSRD erst ab dem Geschäftsjahr 2024 für die erste Gruppe von Unternehmen anzuwenden ist und noch nicht flächendeckend in Landesrecht umgesetzt ist, beeinflusst die Richtlinie Unternehmen bereits stark. Zu diesem Ergebnis kommt die PwC-Studie, welche 170 Unternehmen aus Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden zum aktuellen Stand der CSRD-Umsetzung befragt hat.

Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie

Ein Kernergebnis der Studie zeigt: Nachhaltigkeit gehört inzwischen weitgehend zur Unternehmensstrategie. 74 % der befragten Unternehmen sehen Nachhaltigkeit als steuerungsrelevante Strategie an. Dies ist eine Steigerung von 53 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2021. 59 % der befragten Unternehmen geben ebenso an, dass die CSRD-Vorgaben bereits heute operative Entscheidungen beeinflussen.

Doch was sind die größten Treiber für Unternehmen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen? Der Studie zufolge sind Kundenerwartungen der mit Abstand größte Nachhaltigkeitstreiber, da die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Produkten steigt. Für 70 % sind die Erwartungen der Kund:innen ein wesentlicher Faktor dafür, die eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu verändern – sogar wichtiger als die Regulatorik, welche für gut die Hälfte (55 %) der befragten Unternehmen ein Treiber von Veränderung ist. Des Weiteren gibt etwa die Hälfte der befragten Unternehmen an, dass das Image und Marketing (53 %), sowie die Investoren (48 %), Banken (40 %) und andere Stakeholder (40%) als relevante Treiber angesehen werden.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele verschiedene Stakeholdergruppen inzwischen Sustainability-Themen in Unternehmen vorantreiben. Unternehmen müssen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben – unabhängig davon, ob sie gemäß der CSRD berichtspflichtig sind oder nicht.

Aktueller Implementierungsstand und Hürden

Ab dem Geschäftsjahr 2024 ist die CSRD für die ersten Unternehmen verpflichtend anzuwenden. Doch wie weit sind die Unternehmen bereits mit der Vorbereitung und der Implementierung?

Die durchgeführte Studie zeigt, dass die CSRD-Umsetzung in den meisten Unternehmen bereits angelaufen ist. Ein Großteil der befragten Unternehmen hat bereits erste Key Performance Indicators (KPIs) erhoben (61 %) und Scope-Analysen (58 %) oder Materialitätsanalysen durchgeführt (54 %). Gleichzeitig hat jedes sechste Unternehmen jedoch noch nicht damit begonnen, sich mit der CSRD-Implementierung zu befassen.

Die Durchführung der CSRD-Implementierung wird überwiegend durch die Nachhaltigkeitsabteilungen vorgenommen (42 %). Bei 30 % ist die Accountingabteilung und bei 21 % die Controllingabteilung der Unternehmen zuständig. Diese Ergebnisse zeigen, dass das finanzielle Reporting und Nachhaltigkeitsreporting auf der organisatorischen Ebene näher zusammenrücken. Es lassen sich immer öfter Doppelspitzen aus Sustainability- und Accountingabteilungen beobachten.

Doch wo bestehen die größten Hürden bei der Implementierung bei den Unternehmen?

Unternehmen müssen innerhalb kürzester Zeit viele Themen bearbeiten und zum Teil komplett neu erarbeiten. Der dadurch entstehende Zeit- und Ressourcenaufwand ist erheblich. Die Komplexität der technischen Umsetzung stellt für die meisten Unternehmen ebenso eine große Hürde dar. Hinzu kommen die fachlichen Anforderungen bei gleichzeitig fehlender Expertise. Die Herausforderungen, denen sich die Unternehmen stellen müssen, sind vielfältig.

Die Perspektive des Finanzsektors

Dem Finanzsektor kommt in seiner Funktion als Kreditgeber, Investor, Versicherer und Asset Manager bei der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft eine Schlüsselrolle zu. Neben der eigenen Umsetzung der CSRD und der Berichterstattung über die eigenen nachhaltigkeitsbezogenen Aktivitäten, hat die CSRD für den Finanzsektor vor allem eine Bedeutung durch die dadurch zu erwartende verbesserte ESG-Datenlage ihrer Geschäftspartner.

Seit Januar 2022 sind Finanzunternehmen im Rahmen der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) verpflichtet, Auskunft über den Grad der Nachhaltigkeit ihrer angebotenen Finanzprodukte zu geben. Seit dem 30. Juni 2023 umfasst dies auch im Rahmen der SFDR Angaben zu nachteiligen Nachhaltigkeitsauswirkungen (PAI-Statement). Für ihre Berichterstattung sind Finanzunternehmen auf die ESG-Daten ihrer Geschäftspartner angewiesen; die mangelnde Datengrundlage stellt bei der Offenlegung der notwendigen Informationen eine wesentliche Hürde dar.

Die CSRD verspricht hier Besserung. Der Vorteil der CSRD liegt insbesondere in der Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung durch die Verknüpfung mit einheitlichen europäischen Standards. Dies führt zu einer höheren Vergleichbarkeit der Daten. Ebenso werden detailliertere nachhaltigkeitsbezogene Informationen abgefragt und der Anwendungsbereich erweitert sich signifikant. Eine Verbesserung der Qualität des Reportings wird auch durch die mit der CSRD verbundene Prüfpflicht erwartet.

Obwohl mit der CSRD die Hoffnung einhergeht, die Transparenz in Bezug auf Nachhaltigkeit zu verbessern, werden durch die gestaffelten Anwendungszeiträume der CSRD in den nächsten Jahren weiterhin Datenlücken bestehen. Die Anwendung des Materialitätsprinzips könnte die Datenlücke noch verstärken. Denn Unternehmen müssen nur über diejenigen Nachhaltigkeitsdatenpunkte verpflichtend berichten, welche für sie aus finanzieller Hinsicht und im Hinblick auf die Auswirkungen wesentlich sind (doppeltes Materialitätsprinzip). Für Industrieunternehmen bedeutet dies eine Vereinfachung der Berichterstattung, für den Finanzsektor hingegen bedeutet dies jedoch weitere Datenlücken, da Unternehmen nicht alle Datenpunkte in die Berichterstattung integrieren, die für die Berichterstattung des Finanzsektors notwendig ist.

Außerdem ist es erforderlich, dass der Finanzsektor Informationen zur eigenen Wertschöpfungskette offenlegt. Gemäß der übergeordneten Definition innerhalb der ESRS müssen Finanzunternehmen neben den eigenen Geschäftstätigkeiten auch die vor- und nachgelagerten Aktivitäten in der Wertschöpfungskette miteinbeziehen und somit alle Geschäftsbeziehungen, die mit dem Unternehmen verbunden sind, offengelegt werden. Der Entwurf der Leitlinie der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) zur Wertschöpfungskette (Value Chain Implementation Guidance, VCIG) verdeutlicht, dass Finanzanlagen (u.a. Darlehen, Eigenkapital- und Kreditbeteiligungen) als Geschäftsbeziehungen innerhalb der Wertschöpfungskette gelten. Daher ist es notwendig, dass Finanzinstitute Informationen zu diesen Aspekten offenlegen.

Obwohl mit Inkrafttreten der CSRD der Finanzsektor auf eine größere Transparenz und Standardisierung von Daten seiner Geschäftspartner hoffen kann, bestehen aktuell noch große Herausforderungen für den Finanzsektor in Bezug auf die eingeschränkte Verfügbarkeit und Qualität der Daten seiner Geschäftspartner, sowie eine fehlende finale Definition der Wertschöpfungskette.

Anwendungslösungen und externer Support

Um die CSRD entsprechend umsetzen zu können, müssen sich Unternehmen nicht nur mit der Frage von zuverlässigen Daten und der richtigen Vorgehensweise auseinandersetzen, sondern auch mit der Frage nach der technischen Umsetzung in Bezug auf eine geeignete Implementierungssoftware und ob externe Unterstützung benötigt wird.

Im Rahmen der durchgeführten PwC-Studie gaben mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen an, dass sie zur CSRD-Implementierung den Einsatz von Softwarelösungen planen. Excel scheint für die Befragten die beliebteste Lösung zu sein (27 %), obwohl mit der Nutzung von Excel einige Nachteile, wie beispielsweise das Fehlen einer sicheren Dokumentation, verbunden sind. Allerdings gibt es auch einen nicht unwesentlichen Anteil von Unternehmen (26 %), welche sich noch gar nicht über eine entsprechende CSRD-Softwarelösung informiert haben. Sich über die Vor- und Nachteile sowie den Funktionsumfang verschiedener Softwarelösungen zu informieren, ist jedoch wichtig, da die Unterschiede für die einzelnen Unternehmen je nach Bedarf signifikant sein können.

Über die Hälfte der Unternehmen wollen im Rahmen der Implementierung auf die Dienstleistung von externen Berater:innen zurückgreifen. Ebenso sind sich die Unternehmen bewusst, dass die Implementierung der CSRD genügend Vorlaufzeit benötigt. Sechs von zehn Unternehmen rechnen mit einem Jahr und mehr für die Umsetzung, was durchaus realistisch in Anbetracht der noch nicht definierten Prozesse, fehlenden Daten und fehlender Softwarelösungen ist.

Fazit

Schon heute beeinflusst die CSRD die operativen Tätigkeiten der Unternehmen und hat Einfluss auf das Geschäftsportfolio, etwa bei Investitionsentscheidungen. Die CSRD bedeutet für viele Unternehmen signifikante Herausforderungen auf technischer, organisatorischer, prozessualer und finanzieller Ebene. Unternehmen müssen sich entsprechend auf die mit der CSRD einhergehenden Anforderungen einstellen und vorbereiten. Die Studie zeigt jedoch, auch wenn es noch große Unstimmigkeiten gibt und einige Unternehmen sich noch nicht ausreichend mit der CSRD-Implementierung auseinandergesetzt haben, dass das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda von Unternehmen bereits jetzt einen wichtigen Stellenwert angenommen hat.

Weiterführende Links:

Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote.

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Angela McClellan

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