Wie Finanzinstitute Net-Zero-Transitionspläne umsetzen können

Net-Zero-Transitionspläne werden bald u.a. über die CSRD regulatorisch verpflichtend.

Doch was ist bei der Implementierung als Finanzinstitut zu beachten und welche Datenquellen und Tools sind verfügbar? Was sind die gesetzlichen Anforderungen? Und welche Qualitätskriterien muss ein Net-Zero-Transitionsplan erfüllen?

Wie Finanzinstitute Net-Zero-Transitionspläne umsetzen können 

Net-Zero-Transitionspläne sind ein wichtiges Instrument für Unternehmen, um mit ihren Klimazielen sowie entsprechenden Maßnahmen den Kapitalmärkten und weiteren Stakeholdern zu verdeutlichen, dass sie sich glaubhaft für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels einsetzen. Diese Pläne fungieren als konkreter Handlungsplan für Unternehmen, indem sie Ziele, Verantwortlichkeiten, Metriken sowie Zeitpläne zur Erreichung von Net-Zero-Klimazielen festlegen und so den komplexen Prozess der schrittweisen Dekarbonisierung unterstützen. Sie legen die Klimastrategie des Unternehmens sowie die operative Umsetzung dar. Dabei schaffen sie auch Transparenz für Stakeholder, Investoren, Regulierungsbehörden und Mitarbeitende, indem sie klarstellen, wie das Unternehmen seinen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leistet. Sie bieten einen umfassenden Rahmen, der nicht nur die regulatorischen Erwartungen erfüllt, sondern auch die Transparenz fördert und die Entscheidungsfindung lenkt.

Der Finanzsektor spielt eine entscheidende Rolle bei der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft, insbesondere durch die Reduzierung der von ihm finanzierten Emissionen. Die Entwicklung und Umsetzung von Net-Zero-Transitionsplänen stellen jedoch eine komplexe Aufgabe für Finanzinstitute dar. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, relevante Klimadaten ihrer Portfoliounternehmen zu beschaffen, da diese oft nicht verfügbar sind. Zusätzlich sind Finanzinstitute mit einer Vielzahl weiterer Hindernisse konfrontiert, darunter:

  • Verschiedene Ansätze zur Erstellung und Mangel an Ansätzen zur Bewertung von Net-Zero-Transitionsplan

  • Mangel an extern standardisierten Methoden zur Berechnung von Emissionen, da verschiedene Rahmenwerke unterschiedliche Assetklassen und Aktivitäten abdecken

  • Konkrete Operationalisierung von Zielen und Strategien bspw. durch Verknüpfung von Finanzierungspolitik mit sektoralen Zielen

  • Allokation von (Human-)Kapital und Erfahrung zur Entwicklung & Umsetzung von Net-Zero-Transitionsplan

Regulatorische Anforderungen

Zukünftig kommen verstärkt regulatorische Verpflichtungen auf Unternehmen bezüglich Net-Zero-Transitionspläne auf Unternehmen und Finanzinstitute zu. Generell kommen die Anforderungen aus drei verschieden Bereichen: 

  1. Finanzregulierungen 

  2. Sustainable Finance Regulierungen 

  3. Freiwillige Rahmenwerke 

Im Rahmen der Finanzregulierungen ist vor allem die Capital Requirement Regulation (CRR) zu nennen. Diese erfordert im Kontext von Net-Zero-Transitionsplänen die Offenlegung von sektoralen “Alignment Metrics” (bspw. durchschnittliche Gramm CO2 pro Personenkilometer in der Luftfahrt) und deren Abstand zum International Energy Agency Net Zero Emissions (IEA NZE) 2050 Zielwert für das Jahr 2030 in Prozent. Die Angaben müssen erstmals Mitte dieses Jahres in Template 3 erfolgen. Darüber hinaus ist neben dem aktuellen Wert die Angabe und Setzung eines Dreijahres-Ziels pro Alignment Metric und pro Sektor verpflichtend. 

Indirekte Anforderungen im Zuge der Finanzregulierungen finden sich auch im Versicherungsbereich vor allem in Bezug auf Solvency II. Diese Richtlinie wurde in der Gestalt überarbeitet, dass künftig zu quantifizieren ist, welche Kapitalanlagen physischen und transitorischen Klimarisiken ausgesetzt sind. 

Innerhalb der Sustainable Finance Regulierungen erfordert die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), welche ab 2024 für Unternehmen stufenweise anzuwenden ist, dass Finanzinstitute und Unternehmen ihren Net-Zero-Transitionsplan offenlegen müssen, sofern sie einen haben. Wenn nicht, müssen sie angeben, ob und wenn ja, wann sie beabsichtigen, einen zu entwickeln. Die Berichterstattung erfolgt im Rahmen des Klimastandards E1-1 der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). 

Indirekte Anforderungen kommen auch aus der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR). Die SFDR verlangt von Finanzunternehmen, über den Indikator "Investitionen in Unternehmen ohne Initiativen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen" (Principal Adverse Impact (PAI) Indicators, Tabelle 2, Indikator Nr. 4) zu berichten, was wiederum die Offenlegung des Anteils der Portfoliounternehmen ohne Net-Zero-Transitionspläne erfordert.

Bei der Implementierung von Net-Zero-Transitionsplan können auch freiwillige Rahmenwerke Hilfestellung leisten. Hierbei sind vor allem die Rahmenwerke der Task Force on Climate Related Financial Disclosures (TCFD), Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ), Carbon Disclosure Project (CDP) und The Transition Plan Taskforce (TPT) Disclosure Framework zu nennen. 

Step-by-Step approach/ Qualitätskriterien 

Doch wie genau wird ein Net-Zero-Transitionsplan aufgestellt und was sind die ersten Schritte? Und welche Qualitätskriterien sollte ein glaubwürdiger Net-Zero-Transitionsplan erfüllen? 

Für die Erstellung und Implementierung hat PwC einen sechsstufigen Step-by-Step Approach definiert, welcher im folgenden kurz erläutert werden soll.  

  1. Metriken und Emissionen

In einem ersten Schritt geht es darum, relevante Metriken und eine Baseline für die Messung der jeweiligen Emissionen festzulegen, damit sich ein Überblick über das aktuelle Exposure des entsprechenden Portfolios verschafft werden kann. 

  1. Zielsetzung 

Der zweite Schritt ist die Festlegung von Klimazielen im Einklang mit der 1,5°C-Grenze und die Auswahl geeigneter Standards und Metriken für wesentliche Anlageklassen und Sektoren. Dies ermöglicht die Steuerbarkeit des Net-Zero-Transitionsplans. 

  1. Definition von Maßnahmen

Um spezifische Maßnahmen zu entwickeln, müssen zuerst emissionsintensive Sektoren und deren Dekarbonisierungsstrategien identifiziert werden. Net Zero Transition Pathways sollten dann in Marktstrategien und Finanzierungsrichtlinien integriert werden. In dieser Phase sind klare Strategien für das Engagement wichtig, um sicherzustellen, dass die Ziele eng mit spezifischen Maßnahmen verbunden sind. Ebenso dient dieser Schritt dazu, dass man auch die Bewertung der aus der Transformation resultierenden Risiken und Chancen berücksichtigt.

  1. Unternehmensstrategie & Finanzplanung

Bei diesem Schritt geht es darum, den Net-Zero-Transitionsplan in die allgemeine Geschäftsstrategie und die Finanzplanung zu integrieren, um sicherzustellen, dass Klimaziele in die Entscheidungsfindung und den Geschäftsbetrieb integriert sind. 

  1. Governance

Eine effektive Governance und ein transparentes Leistungsmanagement sind von entscheidender Bedeutung bei der Umsetzung eines Net-Zero-Transitionsplans. Dieser Schritt umfasst die Genehmigung des Net-Zero-Transitionsplans von Verwaltungs-, Management- und Aufsichtsorganen sowie die Einbettung in das Vergütungssystem. 

  1. Berichterstattung

Eine transparente und nachvollziehbare Berichterstattung ist ein zentraler Aspekt bei der Umsetzung eines Net-Zero-Transitionsplans. Dieser Schritt unterstreicht die Notwendigkeit, den regelmäßig aktualisierten Net-Zero-Transitionsplan gegenüber Stakeholdern oder der Öffentlichkeit offenzulegen und eine konsistente jährliche Berichterstattung zu gewährleisten, die den tatsächlichen Fortschritt mit dem geplanten Fortschritt vergleicht.

Um seinen Zweck als strategisches Planungs- und externes Kommunikationsinstrument erfüllen zu können, muss ein Net-Zero-Transitionsplan bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Eine kurze Übersicht der entsprechenden Kriterien finden Sie in der untenstehenden Tabelle. 

Qualitätskriterien für einen glaubwürdigen Net-Zero-Transitionsplan

Valide & klar

Der Net-Zero-Transitionsplan und die zugrunde liegenden Daten sollten richtig, vollständig, relevant und klar sein. Materielle Elemente der Wertschöpfungskette sollten beinhaltet sein. Die Darstellung des Plans sollte umfassend und für interessierte Dritte nachvollziehbar sein. Insbesondere sollte dies Informationen zum Net Zero Pathway umfassen und Informationen inwieweit Daten nicht verfügbar sind oder Schätzungen verwendet wurden.​

Accountable

Klare Governance-Strukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten hinsichtlich des Net-Zero-Transitionsplans sollten definiert sein. Insbesondere sollte der Plan vom Senior Management akzeptiert und verantwortet werden. Die Transitionsplanung sollte in die Zielsetzung und Vergütung integriert werden.​

Kohärent

Die Konsistenz zur Finanzplanung und Geschäftsstrategie sollte gegeben sein und diese bei der Transitionsplanung berücksichtigt werden. Der Net-Zero-Transitionsplan sollte auch in der Geschäftsstrategie (inklusive Investment-Pläne und -budgets) berücksichtigt werden. Kurz-, mittel-, und langfristige finanzielle Auswirkungen des Net-Zero-Transitionsplans sollten dargestellt werden. ​

Konkret

Der Net-Zero-Transitionsplan sollte konkrete Maßnahmen und Richtlinien zur Umsetzung definieren. Diese sollten auf kurz-, mittel- und langfristige Szenarioanalysen in Übereinstimmung mit dem 1.5° Ziel beinhaltet sein, wobei der Fokus auf dem kurzfristigen Zeithorizont liegen sollte, um die Umsetzung zeitnah zu starten. ​

Flexibel und anpassbar 

Der Net-Zero-Transitionsplan sollte messbar sein mit definierten Zielen und Meilensteinen, die eine Fortschrittskontrolle ermöglichen. Die externe Berichterstattung ist gemäß CSRD, TCFD und weiterer Rahmenwerke mindestens jährlich erforderlich. Es sollte eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung des Net-Zero-Transitionsplans, inklusive Stakeholder Feedback, erfolgen. Für FS-Institute ist dies insbesondere aufgrund der starken Abhängigkeit der Realwirtschaft erforderlich.​

Fazit

Finanzinstitute können stark von der Implementierung eines glaubwürdigen Net-Zero-Transitionsplans profitieren. Net-Zero-Transitionspläne können nicht nur Risiken mindern und neue Marktchancen eröffnen, sondern auch die Reputation der betreffenden Institute stärken, indem sie als Vorreiter in Bezug auf Nachhaltigkeit wahrgenommen werden. Darüber hinaus tragen realistische Net-Zero-Transitionspläne dazu bei, die Auswirkungen klimabezogener Ereignisse auf Finanzmärkte abzufedern und die finanzielle Stabilität zu fördern.

Trotz der Herausforderungen, wie der Beschaffung relevanter Klimadaten seitens ihrer Kunden, ist es für Finanzinstitute – nicht zuletzt aufgrund bevorstehender regulatorischer Verpflichtungen – ratsam, frühzeitig mit der Implementierung von Net-Zero-Transitionsplänen zu beginnen. Dabei können bestehende freiwillige Rahmenwerke als wertvolle Unterstützung dienen und bei der Entwicklung und Umsetzung behilflich sein. 

Weitere Informationen hierzu erhalten Sie in unserem Point of View “Implementing a net-zero transition plan as a financial institution”

Weiterführende Links:

Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote.

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Angela McClellan

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Director
Berlin

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