CSRD-Benchmarking: Transitionspläne sind noch in Entwicklung, aber erste Schritte sind getan
Aus unserer Blogreihe „CSRD-Reporting im Finanzsektor im ersten Berichtsjahr“
Während die meisten Versicherungsunternehmen noch an ihren umfassenden Transitionsplänen arbeiten, sind bereits die ersten Schritte zur Dekarbonisierung getan. Mehr als die Hälfte der untersuchten Versicherer hat sich auf den Weg gemacht, konkrete Pläne zu entwickeln. Unsere Analyse der ersten CSRD / ESRS Berichte von 12 Unternehmen zeigt Trends und Ambitionen auf, die die Zukunft der Branche prägen könnten.
Umfang
In unserem Benchmark wurden zwölf Erst- und Rückversicherer aus fünf europäischen Ländern untersucht. Die Datengrundlage stützt sich auf die öffentlich zugänglichen Nachhaltigkeitsberichte aus dem Geschäftsjahr 2024 ergänzt durch Informationen aus veröffentlichten Transitionsplänen. Die Ergebnisse bieten einen Einblick in die Strategien zur Dekarbonisierung und die Entwicklung von Transitionsplänen.
Transitionspläne und Zielsetzungen
Von den betrachteten Versicherern haben drei angegeben bereits einen Transitionsplan zu haben. Weitere sieben Versicherer haben angegeben, dass sie einen Transitionsplan entweder planen oder bereits erstellen, und zwei davon mit dem Zieljahr 2025. Darüber hinaus hat sich ein Großteil der betrachteten Versicherer Dekarbonisierungsziele für das Kapitalanlageportfolio und für den eigenen Geschäftsbetrieb gesetzt. Im Kapitalanlageportfolio streben bereits neun Versicherer Nettonull bis 2050 an. Im eigenen Geschäftsbetrieb streben die meisten der betrachteten Versicherer Klimaneutralität an, wovon rund die Hälfte dies sogar kurzfristig bis 2025 oder 2030 erreichen wollen. Fünf Versicherer haben eine strengere Nettonull-Ambition im eigenen Geschäftsbetrieb, die zwei sogar bis jeweils 2035 und 2040 erreichen wollen. Auch für das Versicherungsportfolio haben bereits fünf der betrachteten Versicherer THG Reduktionsziele festgelegt und streben Nettonull bis 2050 an.
Zielsetzungen in den Kapitalanlagen
Bis auf zwei der betrachteten Versicherer haben alle konkrete Zwischenziele für die Dekarbonisierung ihres Kapitalanlageportfolios bis 2025, 2026 oder 2030 gesetzt, die sich meist auf das Basisjahr 2019 beziehen. Die Zielsetzung unterscheidet sich jedoch hinsichtlich Umfang und Granularität. In der Regel umfassen die Ziele gelistete Exponierungen wie Aktien und Unternehmensanleihen. Sechs Versicherer haben angegeben, auch Immobilien oder Hypothekendarlehen einbezogen zu haben. Ein Versicherer gibt explizit an staatsnahe Anleihen zu inkludieren. Fünf Versicherer haben ihre Zielsetzung durch Sektorziele ergänzt (Öl und Gas (4), Utilities (3), Stahl (1), Automobil (1)).
Die Mehrheit der Versicherer haben ihre Zwischenziele basierend auf Emissionsintensitäten definiert und lediglich zwei Versicherer streben an die absoluten Emissionen zu reduzieren. Bis 2025/2026 planen die Versicherer eine Reduktion von 20 % bis 30 % im Vergleich zu 2019 und bis 2030 eine Reduktion von 4 0% bis 7 0%. Für das Geschäftsjahr 2024 konnten die meisten Versicherer ihren Fußabdruck im Vergleich zum Basisjahr bereits erheblich reduzieren, so dass alle die für 2025 gesetzten Ziele bereits erreicht haben. Ein Versicherer konnte sogar das für 2030 gesetzte Ziel übertreffen. Wesentliche Maßnahmen umfassen den Ausstieg aus Kapitalanlagen in emissionsstarken Aktivitäten im Zusammenhang mit Öl und Gas oder thermischer Kohle, weitere Portfolioumschichtung und das aktive Engagement mit Beteiligungsunternehmen.
(Prozentsätze stehen fürs kumulative Ziel bis 2030)
Zielsetzungen für das Versicherungsportfolio
Vier der fünf Versicherer mit THG-Reduktionszielen setzen diese auf das KfZ Motorgeschäft und das gewerbliche Geschäft mit Zieljahr 2030. Die Basisjahre sind 2019 bis 2022 wobei ein Versicherer ein abweichendes Basisjahr für das KfZ Motorportfolio und das gewerbliche Geschäft gewählt hat. Die Zielsetzung erfolgt basierend auf Emissionsintensitäten. Für die gewerbliche Versicherung planen die Versicherer eine Reduktion von 20 % bis 45 % bis 2030 und für die KfZ Versicherung von 15 % bis 30 %. Jedoch wurde die in die Zielsetzung einbezogenen Portfolien genau abgegrenzt und der Umfang unterscheidet sich zwischen den Unternehmen.
Drei Versicherer haben spezifische Sektorziele, wobei einer von ihnen die absoluten Emissionen aus Öl und Gas bis 2025 im Vergleich zum Basisjahr 2019 zu reduzieren plant. Als Maßnahmen geben die Versicherer an, Geschäft in emissionsstarken Aktivitäten wie die Versicherung von Kohlekraftwerken oder der Ölförderung zu reduzieren, in den Austausch mit Kunden hinsichtlich einer Zielsetzung zu treten und verstärkt Versicherungslösungen für grüne Technologien anzubieten.
Zielsetzungen für den eigenen Geschäftsbereich
Neben den fünf Versicherern, die Nettonull anstreben, haben drei weitere Versicherer Dekarbonisierungsziele für 2025/2026 oder 2030 festgelegt. Davon plant ein Versicherer spezifisch Emissionen aus Geschäftsreisen um 15 % bis 2030 im Vergleich zu 2023 zu reduzieren. Bei den weiteren acht Versicherern umfasst die Zielsetzung Scope 1 und 2 und meist auch Scope 3, wobei für Kategorie 15 eine separate Zielsetzung erfolgt. Die Einordnung von Kapitalanlagen in Scope 1, 2 und 3 kann von der Emissionsberichterstattung abweichen. Die Ziele sind zum Großteil absolut gesetzt, lediglich zwei formulieren ihre Zielsetzung basierend auf Intensitäten. Bis 2030 strebt ein Versicherer eine Reduktion von 30 % im Vergleich zum Basisjahr 2022 und vier Versicherer eine Reduktion von 50 % bis 70 % im Vergleich zum Basisjahr 2019 an. Die für 2025/2026 definierten Zwischenziele wurden bereits 2024 von allen außer einem Versicherer übertroffen. Bis 2030 liegt die noch zu erreichende Emissionsreduktion zwischen 4 % und 41 %. Maßnahmen zur Zielerreichung umfassen insbesondere die:
- Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden,
- Optimierung der Büroflächenauslastung,
- Umstellung auf Ökostrom,
- Umstellung auf energieeffizientere Datenzentren,
- Elektrifizierung der Fahrzeugflotte und
- Umstellung von Geschäftsreisen und Pendelverkehr.
Fazit
Die Versicherungsbranche bewegt sich in Richtung ehrgeiziger Klimaziele, wobei Ausgestaltung und Detailgrad der Pläne und Ziele variieren. Die Zielsetzungen und auch die Emissionsberichterstattung sind schwer vergleichbar, da sie sich einerseits durch die gewählten Basis- und Zieljahre, aber vor allem auch durch die einbezogenen Portfolien und Emissions-Scopes unterscheiden. Zwischenziele wurden zum Großteil durch den Ausstieg aus emissionsstarken Sektoren und Aktivitäten bereits erreicht. Die Herausforderung liegt nun darin weitere Maßnahmen zu identifizieren, um den anspruchsvoller werdenden Weg der Dekarbonisierung fortzusetzen.
Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote. |
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