Globale Standards für die Netto-Null

Die Initiative „Race to Zero“ macht sich für weltweit einheitliche Prinzipien für Klimaneutralität stark

Der aktuelle Bericht des Weltklimarates verdeutlicht die Dringlichkeit zum Handeln zum wiederholten Mal: Im Kampf gegen die Erderwärmung ist eine schnelle und drastische Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen nötig. Die globale Initiative „Race to Zero“ ruft Organisationen dazu auf, sich für Klimaneutralität zu engagieren. In neuen Arbeitsgruppen, in der ich für eine Mitarbeit nominiert wurde, geht es nun darum, einheitliche Standards für die Netto-Null zu erarbeiten und die Klimaneutralität entschlossen voranzutreiben.

„Race to Zero" ist die von den Vereinten Nationen unterstützte globale Kampagne, die Organisationen dazu aufruft, entschlossene und schnelle Maßnahmen zu ergreifen, um die globalen Emissionen bis 2030 zu halbieren. Mehr als 4.500 nichtstaatliche Akteure – darunter Unternehmen, Städte, Regionen, Finanz- und Bildungseinrichtungen – beteiligen sich bereits an dieser Initiative.

Alle Mitglieder haben sich demselben übergeordneten Ziel verschrieben: Sie wollen ihre Emissionen in allen Bereichen rasch reduzieren, um die Vorgaben aus dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen.

Ich freue mich sehr, aktiv an dieser wichtigen Initiative im Rahmen der Nominierung für die Criteria Consultation Working Group mitgewirkt zu haben, spezifisch als Teil der Arbeitsgruppe für „Net zero finance and disclosure of climate-related risks“.

Der erste Teil des Konsultationsprozesses zu den Kriterien ist nun abgeschlossen. Mehr als 150 unabhängige Expert:innen kamen zwischen Februar und April acht Wochen lang zusammen, um acht Schlüsselthemen zur Stärkung und Konsolidierung der Race to Zero-Kriterien zu diskutieren.

Sie wollen mitwirken?

Die hochrangigen Klima-Champions, das UNFCCC und die Expert:innen-Peer-Review-Gruppe möchten sicherstellen, dass der Konsultationsprozess zu den Kriterien so transparent und öffentlich wie möglich abläuft und ein breites Spektrum an Expert:innen-Feedback einfließen kann. Daher begrüßen die Climate Champions nach Abschluss der Arbeitsgruppensitzungen das schriftliche Feedback von Personen, die nicht an der Arbeitsgruppe teilnehmen konnten. Dieses soll auf der harten Arbeit, den Diskussionen und Vorschlägen der Arbeitsgruppen aufbauen und nicht bei Null anfangen.

Daher gibt es drei Möglichkeiten, Ihr Feedback bis zum 20. Mai 2022 zu übermitteln:

Wir schätzen Ihre Teilnahme an dieser nächsten Phase des Prozesses sehr. Ihre Kommentare und Überlegungen werden dazu beitragen, die Kriterien für die Startlinie sowie die Leadership Principles, den Interpretationsleitfaden und das Lexikon von Race to Zero zu definieren und zu stärken.

Ein einheitliches Verständnis für Net Zero

Mittlerweile sind circa 90 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung eine Verpflichtung zu einem Net Zero-Beitrag eingegangen. Um ein Zusammenspiel zwischen Finanz- und Realwirtschaft sicherzustellen ist es daher wesentlich, Net Zero zu definieren Beiträge vergleichbar zu machen und die Wirksamkeit bewerten zu können. Dies zu unterstützen war Ziel der Arbeitsgruppe zu “Net zero finance and disclosure of climate-related risks“:

  • Welche Maßnahmen sind nötig, um Net Zero zu erreichen?
  • Welche Standards sollten dabei gelten?
  • Welche Bausteine stehen zur Verfügung?
  • Wie lassen sich die Fortschritte messen?
  • Welche Kriterien gelten in der Kommunikation der Standards?
  • Wie stellen Organisationen sicher, dass sie die gesteckten Ziele erreichen?
  • Was passiert, wenn ein Unternehmen eine Verpflichtung für die Zukunft gegeben hat, diese aber nicht einhalten kann?
  • Wie lässt sich ein entsprechendes Controlling aufbauen?

Globale Standards für eine bessere Vergleichbarkeit

Das Neue an der Initiative ist: Wir gehen erstmals in eine globale Standardisierung von Net-Zero-Ansätzen und der dazugehörigen Controlling-Maßnahmen und berücksichtigen die Schnittstelle von Finanz- und Realwirtschaft.

Bisher standen die vorhandenen Initiativen inhaltlich nebeneinander und waren nicht ineinander überleitbar. In der Praxis hieß das: Ein Unternehmen konnte sich bislang aussuchen, welche Initiative es auswählt. Nach den Vorgaben einer Initiative war eine Organisation vielleicht Net Zero-konform, nach den Prinzipien einer anderen Initiative jedoch nicht.

Die Race-to-Zero-Kampagne trägt nun dazu bei, dass wir einen globalen, breiteren Blick auf das Thema bekommen und eine besser integrierte Herangehensweise entwickeln können. Damit werden wir deutlich mehr Glaubwürdigkeit in das System bringen. Es wird für alle schnell sichtbar, welche Organisationen sich zu welchem Grad und wie verpflichtet haben – und inwiefern die gesteckten Ziele erreicht wurden.

Indem wir diese Vergleichbarkeit ermöglichen und auch die Basis für ein einheitliches Reporting schaffen, können wir den Wandel zur Netto-Null entschieden vorantreiben.

Initiative für den Finanzmarkt: GFANZ

Die gleichen Ziele hat sich die Glasgow Financial Alliance for Net Zero – kurz GFANZ – für den Finanzmarkt gesetzt. Die aus dem Klimagipfel COP26 entstandene Initiative bündelt die Finanzmarktinitiativen für Net Zero. Mehr als 450 Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Börsen und Ratingagenturen, Indexanbieter und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beteiligen sich an GFANZ, um ihren Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen zu leisten und die Netto-Null bis 2050 zu erreichen.

Auch bei dieser Initiative, die vom früheren Notenbankchef Mark Carney, dem heutigen UN-Sondergesandten für Klimaaktion und Finanzen, geleitet wird, wurde ich um Mitarbeit gebeten und werde mein Wissen als Mitglied des Workstreams “Real Economy Transition Plans” weiterhin einbringen und die Schnittstelle von Net Zero in der Realwirtschaft und der Finanzwirtschaft stärken.

Dass ich für beide Initiativen nominiert wurde, ist eine persönliche Ehre und zeigt die Bedeutung der Arbeit an der Schnittstelle von Real- und Finanzwirtschaft. Ich freue mich sehr auf die weitere Arbeit und bin überzeugt davon, dass wir dem Ziel der Klimaneutralität dadurch ein Stück näher kommen werden.

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