EIOPA-Konsultation zu Open Insurance läuft noch bis 24. Oktober

Bei dem Use Case handelt es sich um ein „Insurance Dashboard“, mittels dem Versicherungskunden unter anderem laufend über ihre Versicherungsprodukte und deren Kernmerkmale – Laufzeiten, abgedeckte Risiken, Ausschlüsse, Kundennutzen, etc. – informiert sind.

Am 24. Juli hat die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA einen Use Case für Open Insurance im Rahmen eines Diskussionspapiers vorgestellt und hierzu eine dreimonatige öffentliche Konsultation gestartet. Bei dem Use Case handelt es sich um ein „Insurance Dashboard“, mittels dem Versicherungskunden unter anderem laufend über ihre Versicherungsprodukte und deren Kernmerkmale – Laufzeiten, abgedeckte Risiken, Ausschlüsse, Kundennutzen, etc. – informiert sind. Bis zum 24. Oktober kann über EUSurvey noch eine Rückmeldung gegeben werden.

Die Sammlung und Verarbeitung von Daten gehört seit jeher zum Kerngeschäft von Versicherungsunternehmen, insbesondere um eine adäquate Risikoeinschätzung treffen und damit ein risikoadäquates Pricing und Reservierung durchführen zu können. Gleichzeitig wandelt sich die Welt in rasantem Tempo – Digitalisierung und Technologisierung, aber auch die Corona-Pandemie, die aktuelle unsichere weltpolitische Lage sowie die nicht zuletzt hieraus getriebene unsichere wirtschaftlich Situation erfordern in zunehmendem Maße, neue und weitere Daten zu nutzen, um hieraus Mehrwert zu generieren. Dabei kommt Open Insurance als mittlerweile etabliertes Phänomen ins Spiel.

Es gibt keine einheitliche Definition von Open Insurance. EIOPA hat im Rahmen ihrer bisherigen Tätigkeiten aussagegemäß eine eher breite Definition genutzt, die es als offenen und standardisierten Austausch von versicherungsbezogenen persönlichen wie nicht-persönlichen Daten typischerweise über (offene) APIs auffasst. Ein verbesserter und geregelter Datenaustausch und mehr Offenheit unter Einhaltung der Datenschutz- und Wettbewerbsregeln könnten den Versicherungssektor besser in die Lage versetzen, datengesteuerte Innovationen zu nutzen. Während damit bessere Produkte und Anwendungen am Horizont erscheinen, entstehen bzw. erhöhen sich damit einhergehende Risiken rund um Datensicherheit, Cyber, Haftung und Verbraucherschutz. Damit hat das Thema Auswirkungen auf Versicherungskunden, die Versicherungsindustrie, InsurTechs sowie die lokalen und europäischen Aufsichtsbehörden.

Daher greift EIOPA die Idee im vorgestellten Use Case auf, um exemplarisch operationale Aspekte für Open-Insurance-Anwendungen sowie die relevanten gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen transparent zu machen und Vor- und Nachteile zu diskutieren. Unternehmen können hieran unter anderem interne Datenströme und Datenschutzaspekte, Rollen und Zuständigkeiten sowie eine mögliche Customer Journey und Touchpoints mit (potenziellen) Kunden reflektieren. Dabei plant die Aufsichtsbehörde explizit nicht die Umsetzung der vorgestellten Anwendung. Zudem ist die Konsultation unabhängig vom FIDA-Vorschlag der Europäischen Kommission, da das Diskussionspapier vorher veröffentlicht wurde, Rückmeldungen können jedoch dort ggf. einfließen. Dank PSD2-Richtlinie sammelt die Bankbranche im verwandten Open-Finance-Bereich bereits erste Erfahrungen. Ein konsistenter regulatorischer Rahmen bietet den Boden für eine rechtssichere und standardisierte Umsetzung und hilft neben diskutierten Use Cases bei der Verbreiterung und Etablierung von Open Insurance, insbesondere wo InsurTechs als Enabler agieren oder Versicherer sich in Ökosysteme integrieren.

Die EIOPA-Initiative zu Open Insurance bettet sich in zwei aktuelle Diskussionsstränge der europäischen Aufsichtsbehörde, zum einen bezüglich der Anwendung moderner und digitaler Technologien in der Branche und bei der Aufsicht selbst (hier wurde erst am 12. Oktober die übergreifende EIOPA-Strategie veröffentlicht) und zum anderen im Kontext der Wahrnehmung der Aufgaben rund um den Verbraucherschutz (vor allem bezüglich Product Oversight und Governance gab es in den letzten Monaten sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene verschiedene Aktivitäten, exemplarisch sei hier auf BaFin-Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten in der Lebensversicherung sowie den EIOPA Peer Review zu Product Oversight und Governance (POG) verwiesen, lesen Sie zudem unsere Folien zur "Regulatory landscape POG").

Bei weiteren Fragen zu Chancen, Risiken und derzeitigen Herausforderungen bei Open Insurance und der diesbezüglichen Governance sowie den aktuellen Entwicklungen rund um Product Oversight und Governance und diesbezüglichen Conductfragestellungen kommen Sie gerne auf mich und meine Kolleg:innen von Actuarial Risk Modelling Services aus GRC Insurance zu! Wir freuen uns auf den Austausch!

Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote.

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Tilmann Schmidt

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Senior Manager
München

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