Jahrestagung 2024 von DAV und DGVFM in Berlin

Das jährliche Treffen der Versicherungsmathematiker in Berlin stand im Zeichen der facettenreichen Tätigkeitsfelder der Aktuare.

Vom 24. bis 26. April 2024 fand die Jahrestagung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und der Deutschen Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik (DGVFM) in Berlin statt. Über 2000 Aktuar:innen sowie weitere Fachleute aus der Versicherungs- und Finanzbranche verfolgten die hybride Veranstaltung vor Ort oder virtuell.

Das traditionell sowohl Themen aus der Praxis als auch der Wissenschaft umfassende Tagungsprogramm verteilte sich unterteilt anhand der sieben Fachgruppen der Aktuarvereinigung auf drei Tage. Zudem fand am 25. April nachmittags die jährliche DAV-Mitgliederversammlung statt. Abgerundet wurde die Veranstaltung von sog. Plenary Sessions, in denen themenspezifisch externe Gäste mitdiskutierten und ihre Sicht auf die Themen schilderten.

Den Auftakt am ersten Tag machte die Plenary session unter dem Titel „Das S in ESG - was die Versicherungswirtschaft zur sozialen Nachhaltigkeit beitragen kann“, in der der DAV-Vorsitzende Dr. Maximilian Happacher mit Dr. Klaus Mühleder (Vienna Insurance Group) und Daniel Weiß (phiyond by adelphi) über die Idee der sozialen Nachhaltigkeit und die der Versicherung dabei zukommenden Rolle vor dem Hintergrund des Konzepts der kollektiven Absicherung individueller Risiken, der Generationengerechtigkeit und der sozialen Absicherung diskutierte. Die Vorträge des Tages konzentrierten sich auf Aspekte des Risikomanagements und der Krankenversicherung. Dabei standen einerseits Finanzmarkt- und Zinsrisiken im Fokus, andererseits die Modernisierung von Aktuariaten und aktuelle Herausforderungen rund um Biometrie und Risikoselektion.

Am zweiten Tag wurden in parallelen Sessions Themen der Lebens- sowie Schaden-/Unfallversicherung vertieft. Neben vier mehrheitlich verschiedenen Aspekten gewidmeten Vorträgen stand im Mittelpunkt der Fachgruppe Leben eine Podiumsdiskussion mit Florian Toncar (Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, FDP) und Dr. Carsten Brodesser (Mitglied des Deutschen Bundestages, CDU), in deren Mittelpunkt unter anderem die Rentenpakte/Änderungen im Bereich der Sozialversicherungen und einige hieraus folgende regulatorische Initiativen rund um private und betriebliche Altersvorsorge standen. Fragen drehten sich bspw. um die Anpassung des Höchstrechnungszinses aufgrund eines DAV-Vorschlags vom Herbst – wenige Tage später erfolgte die tatsächliche Ankündigung der Erhöhung – sowie die Zukunft der privaten Altersvorsorge insb. in Hinblick auf die Ergebnisse der von der Regierung eingesetzten Fokusgruppe „Private Altersvorsorge“ vom Sommer 2023 und dabei mögliche Anpassungen an Garantieniveaus und den angestrebten Zeitplan der Umsetzung. Die Vorträge im Schaden-/Unfallbereich widmeten sich ebenso verschiedenen Aspekten, der (aktuarielle) Umgang mit dem Klimawandel und Cyberversicherungen bestimmten dabei einen Großteil der Agenda. Bei beiden Fachgruppenveranstaltungen gehörten damit insbesondere moderne Technologiethemen zu den präsentierten Themen. In der den Fachtag abschließenden DAV-intern-Veranstaltung wurde das modernisierte Erscheinungsbild der Deutschen Aktuarvereinigung präsentiert, in der anschließenden Mitgliederversammlung wurde insbesondere die Modernisierung der Satzung der Aktuarvereinigung beschlossen.

Der letzte Tag widmete sich den Themenfeldern Actuarial Data Science und Pensions. Auftakt machte die Plenary session, in der unter dem Titel „Was kann KI, was soll KI, was darf KI?“. Dr. Ranja Reda-Kouba (Google), Dr. Maximilian Poretschkin (Fraunhofer IAIS), Tobias Krafft (Trusted AI), Anke Domscheit-Berg (Mitglied des Deutschen Bundestages, Die Linke) und Daniela Rode (DAV-Vorständin und Leiterin des Ausschusses Actuarial Data Science) Fragen rund um die Anwendung von KI-Tools diskutierten. Dabei standen insbesondere Sicherheit und Erklärbarkeit im Fokus. Die Vorträge zu Actuarial Data Science schwankten zwischen praktischer Anwendung und Regulierung. Neben der Auseinandersetzung zum Artificial AI Act stand dabei auch ein Vortrag zum Management von Modellrisiken aus KI/ML seitens Dr. Dr. Matthias Fahrenwaldt von der BaFin auf der Agenda. Unterdessen widmeten sich die verschiedenen Vorträge der Pensionsgruppe der Finanzierung von Verpflichtungen sowie aktuellen Trends in den Sterblichkeiten.

Insgesamt bot die Jahrestagung den Aktuar:innen die Plattform zum persönlichen sowie fachlichen Austausch über aktuelle Herausforderungen und Trendthemen. Die Vorträge boten einen Einblick in die vielseitigen aktuellen Themen. Dabei rückten Fachgruppenübergreifend mehrere Vortragende Technologiethemen insbesondere rund um Künstliche Intelligenz und aktuarielle Modernisierung in dem Mittelpunkt der Darstellungen. Zudem interessant: an jedem Tag wurden in jeweils mindestens einem Vortrag Aspekte rund um Sterblichkeiten und Risikoselektion vertieft.

Die Vielfalt der im Rahmen der Jahrestagung behandelten Themen spiegelt die facettenreichen Tätigkeitsfelder der Aktuar:innen und ihre Relevanz (nicht nur) für die Versicherungsbranche wider. Gerade die übergreifenden Schwerpunkte rund um die Versicherbarkeit von Risiken, der Annahmen zur Lebenserwartung, der möglichen Entwicklung des zukünftigen Gesundheitszustandes sowie die Anwendung der Künstlichen Intelligenz weisen den Weg für die langfristige Zukunftsperspektive des Berufsstands.

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