Wiederbelebungskur für den deutschen Schienenverkehr

Stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren, kann viele Vorteile bringen – mit der richtigen Planung.

Das Schienennetz in Deutschland ist über viele Jahre geschrumpft: Seit 1994 wurden mehr als 5.000 Streckenkilometer stillgelegt und nur etwas mehr als 1.000 Kilometer wieder in Betrieb genommen. Inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt. So gab die Deutsche Bahn AG als mit Abstand größter Schieneninfrastrukturbetreiber im Jahr 2019 bekannt, dass sie keine weiteren Strecken stilllegen wolle. Sie setzte sogar eine Taskforce zur Streckenreaktivierung ein.

Potenzial für 80 Positiveffekte

Werden stillgelegte Bahnstrecken wieder befahrbar, wirkt sich dies zumeist äußerst positiv aus: Bis zu 80 Einzeleffekte ermittelte ein Forschungsprojekt, das PwC im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführt hat. Das Streckennetz auszubauen ist wegen der günstigen Klimabilanz des Verkehrsmittels Bahn sinnvoll. Verkehrsaufkommen auf die Schiene zu verlagern, ist aktiver Klimaschutz. Der Schienenanschluss hilft zudem, in ländlichen Regionen bessere Lebensverhältnisse zu schaffen. Schienenverkehr erhöht die Standortattraktivität für Unternehmen – und rund drei Millionen Menschen in Deutschland könnten besser an die nächstgelegenen Regionalzentren angeschlossen werden.

Wiederinbetriebnahmen könnten zudem andere, besonders stark frequentierte Verkehrswege entlasten und damit die Resilienz des Verkehrssystems erhöhen. Positive Wirkungen konstatierten die Forscher:innen auch hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung, der Schaffung zusätzlichen Wohnraums, der touristischen Attraktivität und mit Blick auf Freizeitangebote.

Wichtige Entscheidungsgrundlage

Die PwC-Studienautor:innen leiten daraus zentrale Erfolgsfaktoren für Reaktivierungsprojekte in technischer, wirtschaftlich-planerischer und politischpartizipativer Hinsicht ab. Entscheidend für die erfolgreiche Reaktivierung ist immer eine genaue Prüfung und Beurteilung. Dabei geht es vor allem um Streckenführungen und um Netzeffekte, die sich durch die Verknüpfung bestehender Strecken ergeben.

Das Forschungsprojekt hat die positiven Effekte umfassend zusammengestellt. Dies bietet Projektinitiator:innen und Entscheider:innen eine wichtige Grundlage, um einzelne Vorhaben und konkrete Potenziale zu ermitteln. Die identifizierten Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen dienen als Leitfaden für die Umsetzung. Eine wichtige Empfehlung lautet: Bei Reaktivierungsprojekten sollte die standardisierte Bewertung um eine nutzwertanalytische Betrachtung ergänzt werden.

Ansprechpartner:

Maximilian Rohs

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Prof. Dr. Rainer Bernnat

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