Standortfördergesetz – Strategische Weichenstellung für die Asset Management-Branche
Wie Deutschland Kapitalmobilisierung und Standortattraktivität fördern will.
- Ein Gesetz mit Vorgeschichte
- Exkurs: Von der Kapitalmarktunion zur Savings & Investment Union
- Was das Standortfördergesetz konkret bedeutet
- Die wesentlichen, für die Asset & Wealth Management Branche relevanten Inhalte des StoFöG im Überblick
- Fazit
- Let’s talk
Deutschland rüstet sich für die Zukunft des Finanzplatzes. Mit dem StoFöG startet das Bundesfinanzministerium einen umfassenden Impuls: Steuerliche Förderungen für Start-ups und Infrastruktur, weniger Bürokratie, digitale Aufsicht und all das verbunden mit echtem Investoren-Nutzen. Für Sie als Asset Manager oder KVG heißt das: Neuer Spielraum, neue Chancen, jetzt gestalten.
Ein Gesetz mit Vorgeschichte
Der Referentenentwurf des Standortfördergesetzes („StoFöG-E“, veröffentlicht am 22. August 2025 vom Bundesministerium der Finanzen („BMF“)) steht nicht allein. Er steht in einer Entwicklungslinie, die bereits 2021 mit dem Fondsstandortgesetz („FoStoG“) begann. Damals wurden offene Infrastruktur-Fonds, verbesserte Rahmenbedingungen für Master-Feeder-Strukturen und steuerliche Verbesserungen eingeführt. In der Praxis hat das FoStoG durchaus Impulse gesetzt, doch das erhoffte Abheben gegenüber Luxemburg und Irland blieb begrenzt.
Das StoFöG-E geht jetzt einen Schritt weiter. Es greift die Erfahrungen der letzten Jahre auf und zielt darauf ab, Deutschland als Finanzstandort systematisch zu stärken. Der Entwurf sieht direkte Änderungen an einer Vielzahl bestehender Gesetze vor, darunter das Investmentsteuergesetz (InvStG), Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB), Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG) sowie zahlreiche weitere Gesetze und Verordnungen. Das StoFöG ist damit kein Nischengesetz, sondern ein umfassendes Reformpaket mit strategischem Anspruch.
Exkurs: Von der Kapitalmarktunion zur Savings & Investment Union
Parallel stellt auch die EU die Weichen neu. Aus der früheren Kapitalmarktunion (CMU) ist 2025 die Savings & Investment Union (SIU) geworden (siehe auch unsere Blogreihe vom 30. Juli 2025). Das Prinzip ist klar: Die Ersparnisse der Bürger:innen sollen stärker in produktive Investitionen gelenkt werden, wie nachhaltige Projekte, die Transformation der Wirtschaft und die Finanzierung von Innovation.
Für Asset Manager und Kapitalverwaltungsgesellschaften („KVGs“) heißt das: Nationale Reformen wie das StoFöG-E sind Teil einer großen Bewegung. Wer die deutsche und europäische Entwicklung zusammendenkt, erkennt frühzeitig Chancen für neue Fondsprodukte, attraktive Strukturen und internationale Sichtbarkeit am Markt.
Was das Standortfördergesetz konkret bedeutet
Das Standortfördergesetz ist mehr als ein Update im Gesetzblatt. Es ist ein strategisches Instrument, um Deutschland als Finanzstandort zukunftsfähig aufzustellen. Die zentralen Ziele:
Kapital mobilisieren: Insbesondere für Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen („KMU“), Infrastruktur und erneuerbare Energien
Bürokratie abbauen: Effizientere Verfahren, digitale Kommunikation; ohne dabei Abstriche beim Verbraucherschutz zu machen
EU-Recht umsetzen: Listing Act, ESAP („European Single Access Point“), MiFIR-Review; für einen zukunftsfähigen Finanzmarkt
Die wesentlichen, für die Asset & Wealth Management Branche relevanten Inhalte des StoFöG im Überblick
- Änderungen am KAGB: Fondsinvestments neu gedacht (u.a.)
- Einheitliche Definition der „Bewirtschaftung erneuerbaren Energien“: Statt einer festen Liste von Energieträgern soll die Neuregelung auf eine offene Definition setzen, die zukünftigen Entwicklungen der Energiewende einschließt.
- Erweiterung der zulässigen Vermögensgegenstände für Immobilien-Sondervermögen: KVGs dürfen auch in Infrastruktur-Projektgesellschaften investieren, die Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien betreiben. Damit können Immobilienfonds einen aktiveren Beitrag zur Energiewende leisten, auch ohne direkten Bezug zu Gebäuden. Eine Beteiligungsgrenze von 15 % sorgt dafür, dass Immobilienfonds weiterhin überwiegend in Immobilien investieren.
- Nutzung von Dachflächen für PV-Anlagen: Künftig können Immobilienfonds auch dann in Aufdachanlagen investieren, wenn diese mehr Strom erzeugen als das Gebäude benötigt oder wenn Mieter den Strom nicht abnehmen. Ergänzt durch die Möglichkeit, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität in Fondsobjekten zu finanzieren.
- Spezial-AIF: Offene Spezial-AIF dürfen künftig in sämtliche in- und ausländische Fonds investieren – auch Private-Equity-, Venture-Capital- oder ELTIF-Strukturen. Das vergrößert das Spielfeld für institutionelles Kapital erheblich.
- ESAP: Einführung nationaler Schnittstellen und Meldewege für den „European Single Access Point“. KVGs müssen ihre Reporting-Prozesse anpassen, damit Verkaufsprospekte und Basisinformationen zeitnah an die BaFin und von dort in ESAP übermittelt werden.
- Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups & KMU stärken (u.a.)
- Verbesserte steuerliche Transparenz für Venture Capital Fonds: Verluste aus Start-up-Investments sollen sich leichter mit Gewinnen verrechnen lassen. Das senkt das Risiko bei Wagniskapital
- Einfacherer Kapitalmarktzugang: Umsetzung des EU-Listing Act mit vereinfachten Prospektpflichten für KMU. Das senkt Eintrittsbarrieren und eröffnet der Branche neue Produktfelder.
- Bürokratieabbau & Digitalisierung der Aufsicht
- Schnellere Genehmigungen: Die BaFin soll Verfahren bei Zulassungen, Genehmigungen und Meldepflichten beschleunigen, inkl. Digitalprozessen
- Digitale Kommunikation: Standardisierte digitale Verfahren in der Kommunikation mit der BaFin sollen Aufwand und Kosten senken, ohne den Verbraucherschutz zu vernachlässigen. Das bedeutet für Sie: Prozesse müssen digital anschlussfähig sein.
- EU-rechtliche Anpassungen
- Listing Act: Pro-KMU-Regelungen zur Erleichterung von IPOs und Kapitalmarktzugang (u.a. vereinfachte Prospektpflichten)
- ESAP: Zugang zu Finanz- und Nachhaltigkeitsdaten soll zentralisiert und transparent werden über ein zentrales Portal, um Transparenz und grenzüberschreitende Investitionen zu fördern
- MiFIR-Review: Umsetzung von Regeln wie dem Verbot von PFOF („Payment for Order Flow“)
- Weitere Änderungen, die für KVGs und Asset Manager relevant sein können
- Änderungen im Investmentsteuergesetz mit Blick auf die Gewerbesteuer sowie im Einkommenssteuergesetz können Gestaltungsspielräume schaffen (siehe auch den Beitrag auf unserem „Steuern & Recht“ Blog)
- WpHG: Änderungen, die Anlegerinformationen betreffen und Anpassungen bei Prospekten, Offenlegungspflichten und Reporting notwendig machen können
- u.a. Versicherungsaufsichtsgesetz, Kryptomärkteaufsichtsgesetz, REIT-Gesetz, Geldwäschegesetz
Fazit
Das StoFöG ist mehr als ein Gesetz. Es ist ein strategische wichtiger Meilenstein, um den deutschen Fonds- und Kapitalmarkt fit für Zukunftsthemen zu machen und Innovationsfinanzierung in Deutschland neu zu gestalten.
„Das Standortfördergesetz ist ein strategischer Push, um Investitionen und Innovationsfinanzierung in Deutschland zu gestalten. Jetzt ist der Moment, Ihre Produkte und Strategien aktiv danach auszurichten, statt abzuwarten.“
Für Sie als Asset Manager oder KVG bedeutet das konkret:
Neue Fondsideen entwickeln: Start-up-Vehikel, Infrastruktur- oder Impact Fonds profitieren von Steuer- und Strukturspielräumen
Wettbewerbsvorteile sichern: Frühzeitig handeln, digitale Prozesse aufsetzen, ESG-Investments überzeugend platzieren
Attraktiver für Investoren: Neue und innovativere Fondsprodukte und Investitionsmöglichkeiten können neue Chancen für Investoren eröffnen – auch im europäischen Markt.
Am Ende steht die Chance, Deutschland von einem eher komplexen Markt zu einem sichtbaren Hub für Kapital und Innovation zu entwickeln. Aber: Nur wer die Spielräume früh versteht und strategisch nutzt, profitiert.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Weichen zu stellen und die StoFöG-Änderungen auf Ihr Geschäftsmodell herunterzubrechen. Sprechen Sie uns gerne an – wir helfen Ihnen, Chancen frühzeitig zu nutzen und Risiken abzufedern.
Let’s talk
Als erfahrenes Team bringen wir frische Perspektiven in Risk & Regulation und schaffen echte Mehrwerte im Asset & Wealth Management. Ob auf C-Level oder Fachbereichsebene – wir verstehen Ihre Herausforderungen und liefern Lösungen, die Wirkung zeigen – präzise, effizient und zukunftssicher. Unser Ziel: Mehr Sicherheit, Klarheit und Handlungsspielraum für Ihr Kerngeschäft. Wir freuen uns auf den Austausch.
Weiterführende Links:
- Asset Management Regulation Blog – Wachstum neu gedacht: Was der Competitiveness Compass für Asset Manager bedeutet
- Asset Management Regulation Blog – Vom FoMaStG zum Fondsrisikobegrenzungsgesetz - Was KVGs jetzt wissen müssen
- Risk & Regulation im Asset & Wealth Management
- Aktuell und informativ – die PwC Blogs. Profitieren Sie vom Wissen unserer Fachleute: https://blogs.pwc.de/
Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote. |
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