COP28: Finanzierung von Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels und Zusagen des Finanzsektors

Zusicherungen der Delegierten am Tag der Finanzen auf der COP 28 sind vielversprechend

Am 30.11.2023 fand der Auftakt zur COP28 statt. Nahezu 100.000 Delegierte versammelten sich zur diesjährigen Weltklimakonferenz in Dubai. Trotz starker Kritik an dem Gastgeber und der damit einhergehenden Nähe zu fossilen Energieträgern konnten bereits bis jetzt einige wirksame Beschlüsse gefasst werden. Ein zentraler Fokus der COP28 liegt auf dem "Global Stocktake" - eine weltweite Bestandsaufnahme der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Der Prozess zielt darauf ab, die bisherigen Fortschritte und getroffenen Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zur Bewältigung des Klimawandels eingehend zu analysieren. Um das 2 Grad-, bzw. 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, ist eine erhebliche Steigerung der aktuellen globalen Dekarbonisierungsrate von aktuell 2,5% auf 6,5% respektive 17,2% notwendig.

Darüber hinaus werden auf der COP28 die Operationalisierung des auf der COP27 beschlossenen “Loss and Damage”-Fonds für Entwicklungsländer sowie die Beschleunigung der Energiewende und der Ausstieg aus fossilen Energien behandelt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Stärkung der Resilienzfähigkeit der Länder gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Aber auch das Thema Finanzen und die Rolle des Finanzsektors werden diskutiert und standen vor allem an Tag fünf, dem 04. Dezember 2023, welcher unter dem Motto “Finance, trade & gender equality “ stattfand, im Vordergrund.

Bereits am ersten Tag des Klimagipfels gab es den ersten großen Durchbruch: die Einigung zur Einrichtung des "Loss and Damage"-Fonds zur Entschädigung insbesondere von Entwicklungsländern für die Auswirkungen des Klimawandels durch Industriestaaten. Der Fond, welcher vorerst von der Weltbank verwaltet wird, soll zum Start laut Zusagen der einzelnen Geberländer mit einem Volumen von etwas mehr als 400 Millionen US-Dollar ausgestattet werden. Ebenso wurde in den ersten Tagen ein erster Entwurf des “Global Stocktakings” veröffentlicht. Desweiteren verpflichteten sich an Tag drei 118 Regierungen, angeführt von der EU, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die weltweite Kapazität für erneuerbare Energien bis 2030 zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln.

Zusagen des Finanzsektors

An Tag fünf der COP28 stand das Thema “Finanzen” im Vordergrund. Regierungen und Finanzinstitutionen sind einige Verpflichtungen zur Unterstützung gefährdeter und einkommensschwacher Länder im Kampf gegen den Klimawandel eingegangen.

So veröffentlichten die Multilateralen Entwicklungsbanken (MDBs) eine gemeinsame Erklärung, in der konkrete Maßnahmen zur Beteiligung des Privatsektors vorgestellt werden. Zusätzlich haben die vier wichtigsten multilateralen Klimafonds (der Green Climate Fund, der Climate Investment Fund, der Global Environment Facility & der Adaptation Fund) bis zur COP29 einen Aktionsplan zur Verbesserung des Zugangs zur Klimafinanzierung angekündigt.

Ebenso konnte auf der COP28 eine beträchtliche Summe an Finanzierungsmitteln mobilisiert werden:

  • Green Climate Fund: Der ”Green Climate Fund” hat auf der COP28 weitere 3,5 Milliarden US-Dollar von fünf verschiedenen Nationen erhalten, so dass der für die nächsten vier Jahre zugesagte Betrag nun 12,8 Milliarden Dollar beträgt.
  • Neuer Investmentfonds der VAE: Ein neuer Investmentfond zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar wurde von COP-Präsident Sultan al-Jaber angekündigt. Zusammen mit dem Privatsektor soll bis 2030 eine Geldsumme von bis zu 250 Milliarden US-Dollar mobilisiert werden.
  • Ankündigung von Finanzzusagen von MDBs: Die weltweit größten MDBs und andere internationale Organisationen kündigten weitere Finanzzusagen an sowie Maßnahmen, um den Zugang zu Instrumenten zur Risikominderung und Kreditverbesserung zu fördern. Unter anderem hat die Weltbank sich verpflichtet, ihr Ziel für die Klimafinanzierung bis 2025 auf 45% zu erhöhen und damit zusätzliche 9 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu investieren. Außerdem sollen die klimaresilienten Schuldenklauseln (Climate Resilient Debt Clauses“ (CRDC)) erweitert werden, damit es möglich ist, den Schuldendienst zu pausieren, wenn Länder von Klimakatastrophen betroffen sind.
  • Globale Steuern: Die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, forderte eine globale Besteuerung der Finanzdienstleistungs-, Öl-, Gas- und Schifffahrtsindustrie, um den ärmeren Ländern bei der Bewältigung der globalen Erwärmung zu helfen.
  • Reporting: 64 Länder und über 400 Institute haben sich dazu verpflichtet, die Einführung oder Anwendung der klimarelevanten Berichte des International Sustainability Standards Board (ISSB) auf globaler Ebene voranzutreiben.
  • Private Finanzierung für Anpassung an den Klimawandel: Finanzinstitute haben einen “Call for Collaboration” gestartet, um beschleunigende Bedingungen zur Mobilisierung privater Finanzmittel für Anpassung und Widerstandsfähigkeit an den Klimawandel zu schaffen. Auch die “Dubai Adaptation Billions Challenge” wurde ins Leben gerufen, mit dem Ziel, 5 bis 10 Milliarden US-Dollar an privaten Investitionen für Anpassungsmaßnahmen zu mobilisieren.
  • Blended Finance: Die nordischen Länder und die USA starten das "Investment Mobilization Collaboration Arrangement" (IMCA), das zum Ziel hat mit privaten und öffentlichen Mitteln Kapital für Entwicklungs- und Schwellenländer für Klimaschutz- und Anpassung sowie naturbasierte Lösungen zu mobilisieren.

Am “Finance Day” der COP28 präsentierte außerdem die Glasgow Financial Alliance for Net-Zero (GFANZ) ihren Fortschrittsbericht für 2023. Dieser zeigt, dass immer mehr Mitglieder sich der Allianz anschließen (von 450 bei COP26 zu 675 bei COP28) und Net Zero Transitionspläne zunehmend in der Strategie von Finanzinstitutionen Beachtung finden.

Neben den formellen Treffen auf der COP28 gab es auch zahlreiche relevante Side-Events, mitunter von der Europäischen Kommission organisiert. Themen wie die European Sustainability Reporting Standards (ESRS), ESG-Ratings und die Anwendung der Taxonomie in der Übergangsfinanzierung standen dabei auf der Agenda. Die European Investment Bank (EIB) forderte Unternehmen auf, ihre Transitions- oder Resilienzpläne öffentlich zugänglich zu machen und kündigte weitere Schritte zur Bewertung der Glaubwürdigkeit der Pläne an. Die Europäische Kommission gab zudem bekannt, dass während dieser Amtszeit kein legislativer Vorschlag zu Transition Finance-Instrumenten veröffentlicht werden wird.

Die COP28 geht am 12. Dezember zu Ende und die Abschlusserklärung wird noch verhandelt. Eine Kernfrage ist dabei, ob es zu einem Bekenntnis zum endgültigen Ausstieg aus fossilen Energieträgern geben wird, welche notwendig wäre, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

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