Einblicke in den Circular Economy Act: Ein bestimmendes Rahmenwerk für Europas ab 2026?

Die EU-Kommission plant mit dem Circular Economy Act bis Ende 2026 den rechtlichen Rahmen für eine funktionierende Circular Economy im Binnenmarkt.

Doch wo liegen derzeit die größten Hindernisse? Warum ist der Handel mit Sekundärrohstoffen noch immer stark fragmentiert?

Der Beitrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Gesetzesentwicklung, benennt zentrale Hemmnisse und zeigt, welche konkreten Maßnahmen vorgesehen sind, um Circular Economy praktikabel und wirksam zu gestalten.

Circular Economy Act: Überfälliger Neustart für Europas Ressourcenpolitik? 

Der EU Circular Economy Act (CEA), angekündigt für Ende 2026, soll ein zentrales Fundament für eine zirkuläre Wirtschaftsweise im europäischen Binnenmarkt schaffen. Die Idee ist ambitioniert – und überfällig. Denn obwohl „Circular Economy“ in Brüssel längst kein Fremdwort mehr ist, hakt es bislang in der praktischen Umsetzung. Der CEA ist dabei kein isoliertes Vorhaben, sondern Teil des übergeordneten Green Deal sowie des Clean Industrial Deal der EU. Er soll bestehende Initiativen wie die Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR), die Waste Framework Directive und den Critical Raw Materials Act strategisch zusammenführen. Ziel ist es, fragmentierte Einzelmaßnahmen in einem kohärenten Rechtsrahmen zu bündeln – mit dem Anspruch, ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und strategische Autonomie Europas gleichermaßen zu fördern. Bereits bei einem Stakeholder-Dialog im April wurden erste Einblicke in den Stand der Gesetzesentwicklung gegeben. Anfang Juli folgten nun flankierende Initiativen der EU-Kommission, die den Weg für den CEA bereiten und die Transformation zu einer Circular Economy weiter anschieben sollen. 

Status quo: Circular Economy scheitert oft am regulatorischen Flickenteppich 

Trotz des EU-Versprechens eines einheitlichen Binnenmarkts bleibt die Realität im Bereich der Circular Economy fragmentiert. Gerade beim Handel mit Sekundärmaterialien zeigt sich, wie groß die Lücke zwischen Anspruch und Umsetzung ist: Unterschiedliche nationale Vorgaben verhindern einen effizienten Austausch von Sekundärrohstoffen, obwohl diese für zirkuläre Geschäftsmodelle von zentraler Bedeutung wären. Statt eines integrierten Marktes dominiert ein regulatorischer Flickenteppich. 
Das Ergebnis? Viel Potenzial, wenig Praxis. Besonders deutlich wird dies im Bereich der Elektronikabfälle – einem der am schnellsten wachsenden Abfallströme in Europa. Hier liegt die Sammelquote aktuell bei nur rund 40 %. Ein großer Teil potenziell wiederverwertbarer Materialien verbleibt damit außerhalb des Kreislaufs. Insbesondere auch Rohstoffe, die für die Versorgungssicherheit der EU notwendig sind.  

Ein neues Fundament für Europas Circular Economy 

Der Circular Economy Act soll die strukturellen Schwächen des aktuellen Systems beheben und Circular Economy wirtschaftlich attraktiv und umsetzbar machen. Im Mittelpunkt steht eine simple Idee: einheitliche Regeln statt nationaler Insellösungen. Dafür sollen sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite adressiert werden. 

Angebotsseite: Mehr Sekundärmaterialien einfacher verfügbar machen

  • Bessere Rückgewinnung von Elektronikschrott:
    Die Sammlung und Verwertung ausgedienter Elektrogeräte soll gezielt verbessert werden, um insbesondere kritische Rohstoffe schneller und effizienter zurückzugewinnen und erneut nutzbar zu machen. 
  • Harmonisierung von End-of-Waste-Kriterien:
    Der Übergang von Abfall zu Sekundärrohstoff ist bislang in den EU-Mitgliedstaaten unterschiedlich geregelt. Um die Nutzung recycelter Materialien zu erleichtern, sollen diese Kriterien entweder gegenseitig anerkannt, oder, bestenfalls, EU-weit vereinheitlicht werden. 
  • Harmonisierung der Extended Producer Responsibility (EPR):
    Die bestehenden EPR-Systeme sind national sehr unterschiedlich ausgestaltet und verursachen hohen Aufwand und Kosten für Unternehmen. Ziel ist es, diese Systeme zu vereinfachen, europaweit zu harmonisieren und, wo möglich, zu digitalisieren. Es wird auch geprüft, ob sich die Herstellerverantwortung sinnvoll auf zusätzliche Produktkategorien ausweiten lässt. 

Nachfrageseite: Produktanforderungen und öffentliche Beschaffung als Hebel

  • Vorgaben für recycelte und biobasierte Inhalte:
    Für bestimmte Produktgruppen sollen verbindliche Anforderungen an den Einsatz recycelter oder biobasierter Materialien geschaffen werden. Ziel ist es, direkte Marktanreize für nachhaltige Materialwahl zu setzen. 
  • Kriterien für zirkuläre öffentliche Beschaffung:
    Öffentliche Beschaffung macht rund 15 % des europäischen BIP aus und soll gezielt zur Förderung zirkulärer Produkte beitragen. Vorgesehen sind einfache, praxisnahe Kriterien, die auch von lokalen Behörden effizient umgesetzt werden können. 

Begleitende Initiativen setzen die Ziele des CEA bereits heute um  

Im Juli wurden mehrere flankierende Maßnahmen im Rahmen des Circular Economy Acts (CEA) vorgestellt:  

  • Eine neue Delegierte Verordnung definiert einheitliche Methoden zur Berechnung und zum Nachweis der Recyclingeffizienz sowie der stofflichen Verwertung von Altbatterien. Ziel ist es, die Rückgewinnung kritischer Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer und Lithium zu steigern und ein harmonisiertes Regelwerk für das Batterierecycling in der EU zu etablieren.
  • Eine öffentliche Konsultation zur Neuausrichtung der „green-listed waste“-Klassifizierung läuft derzeit; eine Beteiligung ist bis Ende Oktober 2025 möglich.
  • Ab Mai 2026 sollen Abfallströme EU-weit digital erfasst und papierbasierte Prozesse abgelöst werden – mit dem Ziel, Abläufe zu vereinfachen und die Rückverfolgbarkeit zu verbessern.
  • Empfohlen werden ein erweiterter Anwendungsbereich, verbindliche Standards und gezielte Anreize – zentrale Elemente, die auch der CEA adressieren will. 

Circular Economy ist ökologischer, wirtschaftlicher und geopolitischer Hebel  

Als Teil des Clean Industrial Deal ist der Circular Economy Act in eine umfassende Strategie eingebettet, die auf mehr Klimaschutz, höhere Wettbewerbsfähigkeit und die strategische Autonomie Europas abzielt. 

Laut der EU-Kommission könnten zirkuläre Maßnahmen bis 2050 rund 25 Prozent der erforderlichen Treibhausgasreduktionen liefern. Darüber hinaus stärkt ein erweiterter und effizienterer Einsatz von Sekundärrohstoffen die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. Nicht zuletzt verringert eine funktionierende Circular Economy die Abhängigkeit von Rohstoffimporten – ein Aspekt, der vor dem Hintergrund globaler Spannungen zunehmend sicherheitspolitisches Gewicht erhält. 

Was jetzt zählt: Mitgestalten und dranbleiben 

Das Gesetz steht noch ganz am Anfang und seit August 2025 findet die öffentliche Konsultation statt (Deadline 6. November). Jetzt ist also der Moment, um sich einzubringen und Einfluss zu nehmen. Damit der Circular Economy Act wirklich in die richtige Richtung geht – hin zu einer nachhaltigeren, wettbewerbsfähigeren und robusteren europäischen Wirtschaft. 

Fazit: Circular Economy Act – quo vadis? 

Die EU stellt mit dem Circular Economy Act die Weichen für eine ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft. Entscheidend ist nun, aus dem politischen Anspruch konkrete, praktikable Regeln zu machen, und den Flickenteppich nationaler Vorgaben zu beenden. Denn nur mit klaren, fairen und praxistauglichen Anreizen kann der Wandel hin zu einer echten Circular Economy gelingen. 

Weiterführende Links:

Öffentliche Konsultation 
https://environment.ec.europa.eu/news/commission-launches-consultation-upcoming-circular-economy-act-2025-08-01_en

Circular Economy Act – Stakeholder Dialogue
https://circulareconomy.europa.eu/platform/en/10-april-2025-circular-economy-stakeholder-dialogue 

Maßnahmen zur Vorbereitung des Circular Economy Acts  
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_25_1710 

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