Die Uhr tickt – nicht nur für den Planeten, sondern auch für die Unternehmen
Drei Gründe, wieso Unternehmen sich jetzt mit den Risiken des Klimawandels für ihr Geschäft auseinandersetzen müssen.
Mit den aktuellen klimapolitischen Maßnahmen steuert die Welt nach Angaben der UNO auf eine globale Erderwärmung von 2,8 Grad zu. Höchste Zeit für Regierungen, sich ambitioniertere Klimaziele zu stecken. Auch Unternehmen stehen vor der dringlichen Aufgabe, nicht nur CO2-Emissionen einzusparen, sondern ihre Geschäftsmodelle an neue Realitäten anzupassen. Noch zu viele Firmen übersehen die akuten und oft überraschenden Risiken, die der Klimawandel für ihr Geschäft bedeutet.
In meinen Gesprächen mit Unternehmen fällt mir oft eine gewisse Diskrepanz auf: Die meisten Geschäftsführer:innen und CEOs sind sich der physischen Gefahren des Klimawandels durchaus bewusst. Sie wissen, dass das Risiko für Stürme, Überschwemmungen oder Dürrewellen steigt.
Was diese Gefahren ganz konkret für das eigene Unternehmen bedeuten – welche Folgen diese physischen Risiken also auf den Geschäftsbetrieb, die Infrastruktur oder Wertschöpfungsketten haben können – das verstehen viele Führungskräfte noch nicht im Detail. Von den Übergangsrisiken, die der Wandel zu einer dekarbonisierten Welt mit sich bringt – beispielsweise Veränderungen der Nachfrage, steigende Energiepreise oder die Notwendigkeit, Gebäude zu renovieren – ganz zu schweigen.
Aus meiner Sicht ist es unabdingbar, Klimarisiken stärker in die unternehmerische Entscheidungsfindung einfließen zu lassen. Insbesondere drei Gründe sprechen dafür, dass sich Unternehmen jetzt intensiv mit dem Thema auseinandersetzen – und zwar besser heute als morgen.
1.) Wachsender finanzieller Druck
Finanzinstitute machen ernst und analysieren genau die in ihren Portfolios versteckten Klimarisiken. Dabei sind es längst nicht mehr nur Unternehmen aus CO2-intensiven Branchen, für die es schwerer wird, an Kapital zu kommen. Auch Firmen aus anderen Sektoren sind betroffen, weil Finanzinstitute ihre Investitionsentscheidungen von den Klimarisiken in den Portfolien abhängig machen. Der Druck der Finanzinstitute auf Unternehmen steigt – und wird schon bald alle Bereiche betreffen, von der Kreditwürdigkeit und Bewertung über die Kapitalkosten bis hin zu den Möglichkeiten, Versicherungen abzuschließen
2.) Ambitionierte Verpflichtungen der Regierungen
Zum zweiten legen sich die Regierungen weltweit immer strengere Regeln für die Abkehr von fossilen Brennstoffen auf – auch als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine – und erhöhen dadurch den Druck auf Unternehmen.
90 Prozent der Weltwirtschaft fallen bereits unter Netto-Null-Verpflichtungen. 2019 lag dieser Anteil gerade mal bei 16 Prozent. Diese Versprechen zur baldigen Klimaneutralität lassen sich aber nur umsetzen, wenn die wirtschaftlichen Aktivitäten grundlegend neu ausgerichtet werden. Die meisten Netto-Null-Ambitionen beziehen sich auf das Jahr 2050. Viele Regierungen haben aber Zwischenziele festgelegt und üben Druck auf Unternehmen aus, das Gleiche zu tun.
3.) Bessere nichtfinanzielle Berichterstattung
Und nicht zuletzt wächst der Druck verschiedener Stakeholder, transparent über Klimarisiken zu berichten. Geldgeber, Asset Manager, Anleger und Versicherer sind für die Klimarisiken in ihren Portfolien sensibilisiert und verlangen mehr Transparenz. Das Ergebnis ist die Forderung nach einem umfassenden nichtfinanziellen Reporting samt Finanzkennzahlen.
Viele Unternehmen orientieren sich dabei an den Vorgaben der Taskforce for Climate-Related Financial Disclosures (TCFD). Nach den Regeln der TCFD müssen Unternehmen ihre Klima-bezogenen Risiken nicht nur identifizieren und managen, sondern auch transparent darüber - samt der finanziellen Strategien und Auswirkungen - zu berichten. Gleichzeitig sind sie verpflichtet, den CO2-Fußabdruck ihres Unternehmens zu veröffentlichen.
So können Unternehmen jetzt konkret aktiv werden
Der erste Schritt besteht darin, ein besseres Verständnis dafür aufzubauen, was der Klimawandel für das eigene Unternehmen im Detail bedeutet. Dabei geht es nicht nur um die Risiken, sondern auch um mögliche Chancen. Das Rahmenwerk der TCFD ist eine gute Grundlage für Unternehmen, um Klimarisiken und -chancen besser zu verstehen und zu antizipieren. Eine ernsthafte Analyse der Klimarisiken und -chancen kann Führungskräften dabei helfen, neue Möglichkeiten für Produkte oder Geschäftsmodelle in einem herausfordernden Klimaumfeld auszuloten und sich so Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Die Werkzeuge sind da – jetzt ist Eile geboten
Die gute Nachricht ist: Die Werkzeuge für Klimamodelle und Szenarioanalysen werden immer ausgefeilter und bieten immer mehr Organisationen die Chance, die Klimarisiken besser zu verstehen. Wer nun schnell ein gutes Verständnis für die Klimarisiken und -chancen aufbaut, wird ein größeres Maß an strategischer Freiheit haben als Unternehmen, die das nicht tun.
Viel Zeit bleibt allerdings nicht: Die Uhr tickt – nicht nur für den Planeten, sondern auch für die Unternehmen.
Weiterführende Links:
- PwC-Studie: Net Zero Economy Index 2022
- Pathways to Paris: Transformationstool für ein klimaneutrales Deutschland
- Net-Zero-Beratung
- Blogbeitrag: Mehr statt weniger Emissionen. Und jetzt?
- Blog article: PwC Germany transformation tool supports companies in keeping up with the global transition to net zero
- Time to get serious about the realities of climate risk