Circular Economy passiert dann, wenn Architekten und Planer mit Recyclern in den Austausch treten

Vom Bauschutt zum Baustoff: Highlights vom Netzwerktreffen „Zirkuläres Bauen“ am PwC Standort in Stuttgart

Circular Economy und die Bau- und Gebäudewirtschaft – wie lässt sich dies in EInklang bringen? Dieser Frage widmeten sich 68 Expert:innen auf dem Netzwerktreffen Zirkuläres Bauen am 07.11. Unter dem Motto „Business Case einer zirkulären Bau- und Gebäudewirtschaft “. Mitveranstaltet wurde das Event von der Internationalen Bauausstellung IBA’27. Sie konnten nicht teilnehemen? In unserer Rückschau gewähren wir spannende Einblicke und Erkenntnisse von unserer Zusammenkunft.

Von der rein strategischen Diskussion über Circular Economy bis hin zu konkreten Fallstudien aus der Praxis war das Netzwerktreffen ein Ensemble interaktiver Sessions und lebhafter Gespräche. Von ersten Erfahrungen aus der Umsetzung von Circular-Economy-Projekten in Unternehmen bis hin zu Praxisleitfäden zur Integration von Zirkularität in der Wertschöpfungskette Bau war die Agenda breit gefächert.

Die Schlüsselfrage des Tages: Wie ebnen wir den Weg hin zu einer effektiven Circular Economy im Bauwesen?

Die Antwort auf die Frage liegt vor allem im Austausch untereinander: In dem gesetzten Fall, wenn Architekten und Planer mit Recyclern in den Dialog treten, kann Circular Economy möglich gemacht werden. Schon in der Planung von Gebäuden müssen die Anforderungen an den Rückbau, die Wiederverwendung und das Recycling Beachtung finden. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist außerdem Transparenz über die verwendeten Materialien erforderlich, was durch den Zugang zu Materialdatenbanken und den kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen allen Akteur:innen gewährleistet werden kann. Ein weiterer Aspekt: Prinzipien der Circular Economy werden auch in der Ausbildung von Handwerkern und Architekten zurzeit nicht umfassend gelehrt und ausreichend berücksichtigt, obwohl hier der Grundstein für das Verständnis nachhaltigen Bauens gelegt wird.

Links: Emanuel Chibesakunda (PwC Partner Sustainability & Circular), Rechts: Sebastian Kreutel (PwC Partner Real Estate & Circular)

Den Blick in die Vergangenheit wagen: Was wir von historischen Bauwerken lernen können

Um Ideen für zirkuläre und nachhaltige Konzepte im Bauwesen zu entwickeln, hilft uns auch ein Blick in die Vergangenheit. Monumente der Menschheitsgeschichte, wie das von den Inka auf einer Bergspitze errichtete „ Machu Picchu “ oder das römische „ Pantheon “ beinhalten zahlreiche Konzepte der Circular Economy, die wir auf die heutige Zeit übertragen können.

Die Nutzung lokaler Materialien und die Anpassung an die natürliche Umgebung bei „ Machu Picchu “ zeigen, wie das Wissen um die lokale Topographie und das Klima den damaligen Baumeistern half, natürliche Ressourcen zu respektieren und nachhaltig zu nutzen. Wasser wurde durch ein ausgeklügeltes System von Kanälen geleitet und effizient genutzt. Im römischen „ Pantheon “ sorgt ein sog. Oculum für natürliche und ressourcenschonende Belichtung und Belüftung des Innenraums.

Arbeitsgruppe im Worldcafé Cirular Economy & Construction

Wunsch nach mehr Kooperationsmodellen

Die interaktiven Sessions des World-Cafés beinhalteten die Themen zirkuläres Design, zirkuläre Geschäftsmodelle sowie die logistischen Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Circular Economy in der Bau- und Gebäudewirtschaft. Die Praktiker:innen sahen vor allem Hürden beim bürokratischen Aufwand, der Garantie und Gewährleistung sowie der fehlenden Transparenz zu Fördermitteln und damit der Beförderung von Innovationen. Wiederholt wurde der Wunsch nach Kooperationsmodellen und einem starken Netzwerk laut, um den Wissensaustausch und auch ganz konkret die Abstimmung zu verfügbaren Konzepten zu ermöglichen.

An vielen Stellen ist das Fundament bereits gelegt – nun heißt es, die Good Practices und Ideen vom Reißbrett skalierbar und einem breiten Markt zugänglich zu machen, um die Hebelwirkung zu erhöhen.

Mit der Frage „Wie kann die Revolution des Bausektors ausgelöst werden?“ zeigten die Diskussionen ganz deutlich: ein Umdenken im Sektor ist notwendig. Mit einer Vielzahl an Ideen zu einer Umsetzung und Erleichterung der Prozesse hin zu einem kreislauffähigen Bausektor machte das interaktive Format deutlich, wieviel Dynamik hinter dem Thema steht.

Key Insights des Netzwerktreffens:

  • Materialtrennung von komplexen Stoffgemischen: Eine zentrale Herausforderung, der sich die Branche gegenübersieht, liegt in der sortenreinen Trennung von Materialien. Dieser Prozess ist essenziell für eine effektive Circular Economy.
  • Bewusstsein über kommende Veränderungen schaffen: Unternehmen wissen, dass Regelwerke wie die EU-Taxonomie, CSRD und Forderungen von Investoren auf sie zukommen. Allerdings priorisieren sie diese Themen aktuell noch nicht.
  • Gesamtkostenbetrachtung: Ein Blick auf Projekte wie die HafenCity Hamburg legt offen, dass nicht nur der Anschaffungspreis, sondern auch das Nachnutzungspotenzial des Materials neben den eigentlichen Betriebskosten von entscheidender Bedeutung sind.
  • Investition in Nachhaltigkeit: Die Wiederverwendbarkeit von Baustoffen steht bei Ausschreibungen zunehmend im Vordergrund.
  • Kommunikation und Transparenz: Materialdatenbanken und Informationsaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette erleichtern die Umsetzung von Circular Economy.

Das Netzwerktreffen bildete den Auftakt in der Diskussion über Circular Economy und zeigte klare Wege auf, wie die Baubranche sich auf kommende Herausforderungen vorbereiten kann.

Die Vielfalt der Perspektiven und die Tiefe der Diskussionen machten deutlich: Die Zukunft des Bauens liegt in der Zusammenarbeit über die Grenzen der einzelnen Disziplinen hinweg.

Sie waren nicht dabei, möchten aber trotzdem mehr über Zirkuläres Bauen erfahren?

Am 12. Dezember 2023 bieten wir das Webinar „Business Case of a Circular Construction and Building Management“ an, in dem Emanuel Chibesakunda und Dr. Ferdinand Pohl, Experten für Circular Economy bei PwC Deutschland, die wesentlichen Ergebnisse des Netzwerktreffens aufzeigen und über die praktische Umsetzung und die Vorteile der Circular Economy für Ihre Bauprojekte informieren.

Zudem weisen wir Sie auf unser Whitepaper zum Thema hin, mit dem Sie tiefer in das Thema Circular Economy in der Baubranche eintauchen können. Es gibt Aufschluss darüber, wie kreislauffähige Gebäude den Weg für eine nachhaltigere Zukunft frei machen. Laden Sie es sich hier herunter.

Weiterführende Links:

Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote.

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