Können wir uns einen schwächelnden Climate-Tech-Sektor leisten?

„State of Climate Tech“-Studie: Investitionen in Klimatechnologien auf Fünfjahrestief

Innovative Technologien sind von enormer Bedeutung, um den Klimawandel zu bewältigen – da sind sich alle einig. Trotzdem wollen nach dem Boom der letzten Jahre immer weniger in entsprechende Startups investieren. Zu diesem Ergebnis kommt unsere aktuelle „State of Climate Tech“-Studie. Um das Momentum im Sinne des Klimaschutzes aufrechtzuerhalten, braucht es eine Annäherung zwischen Investoren und Gründer:innen.

Zugegeben: Die aktuellen Rahmenbedingungen sind für Investitionen alles andere als ideal. Inflation, Rezession und Kriege bilden nur die Spitze des Eisberges in einer zunehmend volatilen Weltwirtschaft und zurückhaltenden Kapitalmärkten. Dass sich diese makroökonomischen Zusammenhänge auch auf die Finanzierung von Klimatechnologien niederschlagen würde, war abzusehen. So zeigt auch die jüngste Ausgabe unserer „State of Climate Tech“-Studie, dass der Boom fürs Erste vorbei zu sein scheint. Das ist aber ein Problem, denn wir sind mehr denn je auf Technologien und Lösungen angewiesen, die uns beim Umgang mit der Klimakrise und ihren Folgen helfen. Wie dringend wir innovative Lösungen brauchen, um unsere Emissionen zu reduzieren, zeigte nicht zuletzt der aktuelle PwC Net Zero Economy Index. Trotzdem sind die Investitionen im Climate-Tech-Sektor auf ein Fünfjahrestief gefallen: Die Finanzierung durch privates Marktkapital und Zuschüsse ist im Vergleich zum Vorjahr um 40,5 % geschrumpft.

Mehr Anreize für vernachlässigte Sektoren

Während das allgemein sinkende Investitionsvolumen schon für sich betrachtet ein Problem darstellt, zeigt unsere Studie erneut, dass auch die Gewichtung der verschiedenen Unterbereiche bei der Finanzierung nicht immer im Sinne der Dekarbonisierung erfolgt. So fließen teilweise noch überproportional viele Mittel in Bereiche, deren Anteil an den globalen Emissionen eher überschaubar ist. Diese fehlen dann wiederum in Sektoren, die eigentlich große Hebel für die Dekarbonisierung bieten. Ein Beispiel: der Bereich „Lebensmittel, Landwirtschaft und Landnutzung“, der 22 % der gesamten Emissionen ausmacht, aber nur 8 % der Investitionen erhält. Um solche Lücken zu schließen, braucht es ein Umdenken unter Investoren. Denn der zeitliche Horizont, um effektive und skalierbare Klimatechnologien zu entwickeln, ist schlichtweg nicht vergleichbar mit anderen Technologiebereichen. Daher ist es wichtig, die Investitionsströme zukünftig stärker zu lenken und Anreize für die Umverteilung von Kapital in Sektoren zu schaffen, die einen größeren Einfluss auf die Dekarbonisierung haben können.

Ohne Risikobereitschaft keine Skalierung

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen müssen nicht nur Investoren ihre Herangehensweise überdenken, sondern auch viele Gründer:innen. Denn Nachhaltigkeit allein trägt keine Geschäftsmodelle – und das realisieren auch immer mehr Anleger. So zeigt der „State of Climate Tech“-Report beispielsweise, dass die Frühphasenfinanzierung stark rückläufig ist. Während Early-Stage-Deals 2018 und 2019 mehr als zwei Drittel aller Climate-Tech-Investitionen ausmachten, ist ihr Anteil in diesem Jahr auf weniger als die Hälfte gesunken. Der Hype um Climate Tech flaut ab. Das bringt Investoren dazu, wieder stärker auf die unternehmerische Substanz zu achten. Viele Deals verschieben sich dementsprechend in die mittlere Finanzierungsphase, die mehr Sicherheit bietet. Die Vorsicht ist unter den aktuellen Vorzeichen nachvollziehbar, trotzdem bleibt es wichtig, dass Investoren auch weiterhin mutig agieren und vielversprechende Klimatechnologien in der Frühphase unterstützen. Denn nur so kann es gelingen, innovative Technologien so zu skalieren, dass sie ihre volle Wirkung entfalten können.

Effektiver gegen den Klimawandel vorgehen

Der „State of Climate Tech”-Bericht zeigt zwar, dass einige Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt für Klimatechnologien korrekturbedürftig sind. Zugleich gibt es aber auch positive Signale. So ist beispielsweise der Gesamtanteil der Investitionen in Klimatechnologien auf 11,4 % im dritten Quartal 2023 gestiegen und folgt damit weiter einem klaren Wachstumstrend. Das ist wichtig, denn innovative Climate-Tech-Lösungen sind im Kampf gegen den Klimawandel und in der Bewältigung seiner Auswirkungen entscheidend. Sie beschleunigen die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, tragen zur Verbreitung erneuerbarer Energiequellen bei und helfen bei der Optimierung von Ressourcennutzung. Kurz: Durch die Integration von Innovationen in den Klimaschutz können wir effektiver gegen den Klimawandel vorgehen und gleichzeitig eine nachhaltigere Zukunft schaffen.

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