Das Potenzial von Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen

Vor dem Hintergrund der aktuell zu beobachtenden Regulierungsmüdigkeit in der EU und anderer Prioritätensetzung in den USA sind Belege für wirtschaftliche Vorteile von Nachhaltigkeitsmaßnahmen wichtig

Die Ergebnisse des 28. Global CEO Survey von PwC zeigen, dass sich Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen in den meisten Fällen auszahlen. Und sie machen deutlich, dass eine Neuausrichtung vieler Geschäftsmodelle basierend auf technologischen Innovationen und Nachhaltigkeitsentwicklungen unabdingbar ist.

Ein Drittel der CEOs berichtet, dass klimafreundliche Investments in den letzten fünf Jahren in den meisten Fällen zu erhöhten Einnahmen geführt haben. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des 28. Global CEO Survey – einer Umfrage unter mehr als 4.700 CEOs aus 109 Ländern, die einmal mehr beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos vorgestellt wurde. Bemerkenswert: Zwei Drittel geben an, dass die Investitionen die Kosten gesenkt oder zumindest keine signifikanten Kosten verursacht haben.

Die Ergebnisse der Umfrage untermauern die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Geschäftswelt. Unternehmen sehen nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch beträchtliche finanzielle Anreize, in grünere Technologien und Prozesse zu investieren. Das Ziel: Ihr Unternehmen zukunftsorientiert und resilient aufzustellen.

Regionale Rahmenbedingungen und Marktstrukturen beeinflussen die Rentabilität nachhaltiger Investitionen

Die Einschätzungen zu den Auswirkungen von klimafreundlichen Investitionen sind regional sehr unterschiedlich. In Deutschland und Frankreich geben etwa die Hälfte der CEOs an, dass sie aufgrund entsprechender Maßnahmen höhere Kosten zu verzeichnen haben. In den USA hat wiederum nur ein Fünftel ähnliche Erfahrungen gemacht. Diese Abweichungen könnten im Zusammenhang mit den umfangreichen Regulierungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Europäischen Union stehen, die in den USA weniger ausgeprägt sind. Besonders interessant ist die Situation in China, wo 60 % der CEOs angeben, durch umweltfreundliche Investitionen zusätzliche Einnahmen erzielt zu haben. Diese Differenzen verdeutlichen, wie stark regionale Rahmenbedingungen und Marktstrukturen die Rentabilität nachhaltiger Investitionen beeinflussen.

Grundsätzlich sind Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen oft mit höheren Gewinnspannen verbunden. Das bestätigt auch der PwC Global CEO Survey aus dem letztem Jahr, der ebenfalls einen positiven Zusammenhang zwischen Klimaschutzmaßnahmen und finanzieller Leistung aufzeigt. Unternehmen, die in grüne Technologien und Prozesse investieren, profitieren also nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell. 96 % der Unternehmen in Deutschland haben in den letzten fünf Jahren klimafreundliche Investitionen angestoßen – über 10 % mehr als der globale Durchschnitt von 85 %. Zu diesen Maßnahmen zählen unter anderem die Umstellung auf energieeffiziente Betriebsabläufe, die Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte und Dienstleistungen sowie die Einführung emissionsreduzierender Technologien.

In einer weiteren PwC-Umfrage im internationalen Finanzsektor gaben mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass Unternehmen in Nachhaltigkeitsthemen investieren sollten, die für ihr Geschäftsmodell relevant sind – auch wenn dies kurzfristig die Profitabilität reduziert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Für mehr als die Hälfte der CEOs weltweit (56 %) ist die persönliche Anreizkompensation an Nachhaltigkeitskennzahlen geknüpft. Die Integration von ESG-Kriterien in das Anreizsystem für Führungskräfte und weitere Mitarbeitende ist essenziell, um Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen zu verankern. Zudem müssen Nachhaltigkeitsziele in die Geschäftsstrategie integriert werden, um eine Steuerungswirkung und damit auch ein wirtschaftliches Potenzial zu entfalten.

Die Notwendigkeit der Neuausrichtung

Neben den positiven Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit zeigt die Umfrage auch die dringende Notwendigkeit für Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten und dem Thema Energietransformation mehr Beachtung zu schenken.

Insgesamt 42 % der CEOs sind der Meinung, dass ihr Unternehmen in den nächsten zehn Jahren nicht überlebensfähig sein wird, wenn es sich nicht neu ausrichtet und anpasst.

Diese Erkenntnis unterstreicht die dringende Notwendigkeit, Nachhaltigkeitsmaßnahmen und neue Technologien in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategien zu rücken. In einer Welt, die zunehmend auf ökologische Verantwortung und technologische Innovationen setzt, ist es unerlässlich, Geschäftsmodelle zu überdenken und an die neuen Realitäten anzupassen.

Indem sie klimafreundliche Innovationen implementieren und eine effiziente Ressourcennutzung sicherstellen, können Unternehmen nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch signifikante Wettbewerbs- und Kostenvorteile erzielen. Der Weg zum langfristigen Erfolg führt über die Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Geschäftsstrategie. Dazu gehört auch die Implementierung umfassender Nachhaltigkeitsdatenstrategien, die es ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Effizienz zu steigern.

Darüber hinaus müssen Unternehmen flexibel bleiben und kontinuierlich ihre Prozesse und Strategien an die sich wandelnden Marktbedingungen anpassen. Nur so können sie in einer dynamischen und oft unvorhersehbaren Wirtschaft bestehen.

Die Perspektive der Finanzinstitute

Für Finanzdienstleister bedeutet diese Entwicklung, dass sie ihre traditionellen Märkte und Dienstleistungen überdenken müssen. Investitionen in grüne Technologien und nachhaltige Projekte werden immer mehr zu einem entscheidenden Faktor für den Geschäftserfolg. Zudem müssen Finanzdienstleister ihre Kunden dabei unterstützen, den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu vollziehen. Dies kann durch Finanzierungslösungen, Beratung oder andere Dienstleistungen erfolgen. Banken und Investmentfirmen können nachhaltige Finanzprodukte entwickeln, die es den Kunden ermöglichen, in umweltfreundliche Wirtschaftsaktivitäten zu investieren.

Versicherungsunternehmen können Policen anbieten, die umweltfreundliche Praktiken belohnen oder klimabedingte Risiken abdecken.

Einen weiteren wichtigen Aspekt stellt die Integration von ESG-Kriterien in die Finanzanalyse und Entscheidungsprozesse dar. Finanzdienstleister, die ESG-Kriterien in ihre Investitionsstrategien einbeziehen, können nicht nur Risiken besser managen, sondern auch von den wachsenden Märkten für nachhaltige Investitionen profitieren.

Fazit

Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen die Bedeutung klimafreundlicher Investitionen in der Geschäftswelt. Unternehmen, die in Klimaschutzmaßnahmen investieren, profitieren nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell. Diese Investitionen führen in den meisten Fällen zu erhöhten Einnahmen und reduzierten Kosten, was ihre Rentabilität steigert. Regionale Unterschiede zeigen jedoch, dass die Einschätzung der Rentabilität nachhaltiger Investitionen – zumindest kurzfristig – stark von lokalen Rahmenbedingungen abhängt.

Für CEOs weltweit wird deutlich, dass eine nachhaltige Unternehmensführung eng mit der Zukunftsfähigkeit und Resilienz ihrer Unternehmen verbunden ist. Die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie – einschließlich der so wichtigen Energietransformation – trägt nicht nur zur Verbesserung der Umwelt bei, sondern bringt auch langfristig signifikante wirtschaftliche Vorteile mit sich.

Weiterführende Links: 

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Rainer Kroker

Rainer Kroker

Partner, Sustainability Leader
Berlin

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