Emissionen im eigenen Geschäftsbetrieb – ein (kleiner) Hebel für Finanzunternehmen?

Aus unserer Blogreihe „Net-Zero-Transitionspläne“

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Wie Finanzunternehmen die Erkenntnisse aus der ersten Berichterstattung strategisch nutzen können

Aufgrund ihres Geschäftsmodells machen den Großteil der CO2-Emissionen von Finanzinstituten die finanzierten Emissionen aus. Im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) haben viele Finanzunternehmen jedoch den Klimawandel auch im eigenen Geschäftsbetrieb als wesentlich identifiziert und entsprechend ihre eigenen Emissionen erfasst und bewertet. Die erste CSRD-Berichterstattung war insbesondere durch Herausforderungen bei der Datenerhebung gekennzeichnet.

In diesem Beitrag erläutern wir detailliert, wie bestehende Prozesse effizient optimiert und Zielpfade systematisch weiterentwickelt werden können, um die Berichterstattung zum Thema Klimawandel aus Sicht des Geschäftsbetriebs nachhaltig zu verbessern. 

Ein Jahr Nachhaltigkeitsberichterstattung – Der Status-Quo im eigenen Geschäftsbetrieb

PwC hat ein Benchmarking mit 27 Versicherungsunternehmen und 34 Banken unterschiedlicher Geschäftsmodelle, Größe und Komplexität durchgeführt und dabei die berichteten Inhalte ausgewertet. Im Rahmen der Auswertung wurde festgestellt, dass die Mehrheit der Finanzunternehmen das Thema Klimawandel auch aus geschäftsbetrieblicher Perspektive als wesentlich identifizierte, obwohl der Großteil der Emissionen auf finanzierte Emissionen (Kategorie 3.15) entfallen. Doch das erste CSRD-Berichtsjahr zeigt auch: Die Offenlegung der Emissionen aus dem Geschäftsbetrieb ist herausfordernd. 

Berichtspflichten nach der CSRD

Im Rahmen der Berichterstattung zum Klimawandel sind alle Finanzunternehmen, die das Thema Klimawandel im eigenen Geschäftsbetrieb als wesentlich identifiziert haben, aufgefordert, die Emissionen aus dem eigenen Geschäftsbetrieb zu erfassen. Allgemein sind die tatsächlichen und – sofern vorhanden – historischen Emissionen in der Klimabilanz auszuweisen. Die Bilanz untergliedert sich in drei Scopes. Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen aus der Eigenproduktion von Strom (Solar und Photovoltaik) als auch Verbrennung von fossilen Brennstoffen in firmeneigenen Anlagen z. B. zur Produktion von Strom und Wärme oder Emissionen aus der Fahrzeugflotte des Unternehmens, sowie sogenannter flüchtiger Emissionen durch z. B. Leckagen von Kühlmitteln. Scope-2-Emissionen hingegen umfassen die indirekten Quellen (eingekaufter Strom, Wärme, Kühlung) und Scope-3-Emissionen die Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette, welche sich in 15 Kategorien gliedern, davon 14 Kategorien bezogen auf den eigenen Geschäftsbetrieb und eine Kategorie bezogen auf die Kapitalanlagen. 

Relevanz von Emissionen im eigenen Geschäftsbetrieb

Das Benchmarking zeigt auf, dass 76 % der Banken und alle Versicherer ihre Scope-1- und Scope-2-Emissionen berichten. 

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Dabei stellen die Scope-1- und Scope-2-Emissionen unter 1 % der gesamten Klimabilanz dar. Die restlichen Emissionen sind in Scope 3 verortet, wobei der Großteil auf die finanzierten Emissionen (Kategorie 15) entfällt (in beiden Branchen um die 99 %).

Finanzunternehmen haben allerdings nur begrenzten direkten Einfluss auf die von ihnen finanzierten Emissionen und sind bei der Reduktion dieser Emissionen weitestgehend von den Aktivitäten ihrer Geschäftspartner, d.h. der investierten Unternehmen abhängig. Somit stellt der eigene Geschäftsbetrieb den Bereich dar, den sie am stärksten selbst steuern können und repräsentiert das eigene Ambitionsniveau beim Klimaschutz. Eine qualitativ hochwertige Datenaufbereitung und Zielformulierung sind daher essenziell.

Herausforderungen bei der Datenerfassung im Geschäftsbetrieb

Viele Finanzunternehmen stehen vor der Herausforderung, dass die Erhebung nicht nur überwiegend manuell, sondern dezentral organisiert und inkonsistent ist. Datenzulieferer sind zudem oftmals nicht ausreichend über den Zulieferungshintergrund aufgeklärt. Es mangelt an Qualitäts- und Plausibilisierungskontrollen. Die Konsequenz sind Fehler, Lücken und eine unzureichende Datenqualität.

Zulieferungen von Externen wie Vermietern oder Stromanbietern können den Datenerhebungsprozess ebenfalls beeinträchtigen. Sind die Zulieferungsprozesse nicht mit den engen Zeitschienen zur Veröffentlichung der Berichte abgestimmt oder wird die Datenbereitstellung verweigert, müssen Schätzungen angestellt oder auf Vorjahreswerte zurückgegriffen werden. Das reduziert die Genauigkeit der Berechnungen und schränkt insgesamt die Aussagekraft und Vergleichbarkeit der Berichte deutlich ein. 

Vollständigkeit von Daten und Reporting

Ein weiteres zentrales Problem in der Praxis ist die Unvollständigkeit der Emissionsdaten. Beispielsweise werden Emissionen aus dem unternehmenseigenen Fuhrpark nicht in die Scope-1-Bilanz einbezogen – obwohl dies erforderlich ist. Gründe dafür sind unter anderem fehlende Strukturen bei Berichtszulieferungen oder mangelndes Bewusstsein für die CSRD-Anforderungen. Herausforderungen bestehen in Bezug auf den additiven Berichtsumfang nach CSRD, der über den bekannten Umfang des GHG-Protokolls hinausgeht. Im GHG-Protokoll besteht ein Wahlrecht zwischen finanzieller und operativer Kontrolle. Durch die ESRS wurde dieses in einen additiven Ansatz umgewandelt, sodass die Emissionen unter finanzieller Kontrolle durch solche unter operativer Kontrolle zu ergänzen sind. Dieser Ansatz unterliegt nach den ersten Entwürfen der neuen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) in Zukunft unter Umständen Anpassungen. 

Für die Glaubwürdigkeit der Klimaberichterstattung kritisch: Unvollständige Daten untergraben nicht nur die Aussagekraft der Klimabilanz, sondern gefährden auch die Ausgestaltung realistischer Reduktionsziele und Maßnahmen. Insbesondere im Finanzsektor kann dies zu Reputationsrisiken und im Prüfprozess zu Rückfragen oder Beanstandungen führen. Der Druck steigt, Lücken transparent zu machen und mittelfristig zu schließen, um den Anforderungen an eine glaubwürdige Klimaberichterstattung gerecht zu werden.

Herausforderungen mit einer ESG-Prozesslandkarte minimieren

Ohne einen klaren Überblick über Risiken und Kontrollen bleibt die Klimabilanz fehleranfällig und wenig belastbar. Eine strukturierte ESG-Prozesslandschaft kann hier Abhilfe schaffen. Sie bietet nicht nur Transparenz über Datenflüsse, Einheiten und Kontrollmechanismen, sondern ermöglicht auch ein schnelles Verständnis der Zusammenhänge – vom übergeordneten Berichtserstellungsprozess bis hin zu jedem einzelnen Prozessschritt. Durch die Bündelung von Expertise, die Integration einer Risiko-Kontroll-Matrix und die Förderung von Zuständigkeiten ohne Silodenken lassen sich gezielte Effizienzmaßnahmen identifizieren und die Compliance deutlich erhöhen. So wird der Weg frei für eine belastbare Klimabilanz und eine nachhaltige Steuerung auf Basis fundierter Reporting-Ergebnisse.

Vorteile der Berichterstattung zu Klimazielen im eigenen Geschäftsbetrieb 

Informationen zum Klimawandel aus geschäftsbetrieblicher Perspektive offenzulegen, schafft Transparenz über das Ambitionsniveau. Die Emissionshöhe appelliert zum Handeln und damit verbundene wesentliche Risiken, Auswirkungen und Chancen sollten im Risikomanagement berücksichtigt werden. Während die Steuerung der Kapitalanlage oft nur indirekt und eingeschränkt (u. a. aufgrund regulatorischer Anforderungen) möglich ist, lassen sich hingegen betriebliche Prozesse gezielt verändern. 

Mehr als die Hälfte der Versicherungsunternehmen legen für den eigenen Geschäftsbetrieb Klimaziele offen. Ein klar formuliertes Ziel kann ein starkes Signal nach außen senden, und somit die Reputation, Wettbewerbsfähigkeit und das Kundeninteresse steigern. Auch intern kann es motivierend wirken. Konzepte und Maßnahmen im Einklang mit dem Zielbild zu formulieren, es signalisiert Mitarbeitenden, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen einen wichtigen Stellenwert hat und regt sie zur eigenen Mitgestaltung an. Darüber hinaus sollten Finanzunternehmen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Durch ESG-Screening-Maßnahmen oder Ausschlusskriterien werden klare Anforderungen an Projektfinanzierungen oder investierte Unternehmen kommuniziert. Das Stellen von Ansprüchen erfordert im Umkehrschluss selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, um Glaubwürdigkeit und nachhaltige Fachkundigkeit zu beweisen.

Fazit und Empfehlungen

Die Berichterstattung zu Emissionen im eigenen Geschäftsbetrieb bietet wertvolle Anregungen und Ambitionen zur Verbesserung. Finanzunternehmen haben so die Möglichkeit, potenzielle Fehlerquellen im eigenen Geschäftsbetrieb zu identifizieren und gezielte Optimierungsschritte festzulegen. Durch die Einführung einheitlicher Erhebungsverfahren, Digitalisierungsmaßnahmen und Kontrollmechanismen können Lücken und Inkonsistenzen bei der Datenerfassung behoben werden. Belastbare und nachvollziehbare Zielformulierungen erfordern eine dokumentierte und korrekte Berechnungslogik. Konkrete Maßnahmen, die auf diesen Zielen aufbauen, stärken das Vertrauen in deren Realisierbarkeit. Viele Finanzinstitute haben bereits ambitionierte Umsetzungspläne kommuniziert und verfügen über die notwendigen Ressourcen. Vorausschauend ist es wichtig, dass Finanzunternehmen die durch die CSRD-Berichterstattung generierten Daten und Einsichten nicht nur als Offenlegungspflicht betrachten, sondern als strategisches Instrument zur Erreichung der Ziele betrachtet werden.

Weiterführende Links:

Laufende Updates zum Thema erhalten Sie über das regulatorische Horizon Scanning in unserer Recherche-Applikation PwC Plus. Lesen Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Angebote.

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