Ecodesign & Energy Labeling: EU erweitert 2025 die Vorgaben für zirkuläres Design & Kennzeichnung

Ein Einblick in die Inhalte des Working Plan 2025 – 2030 der ESPR und ELFR.

Was beinhalten die Ecodesign- und Energ-Labeling-Direktiven?

Die Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) und die Energy Labelling Framework Regulation (ELFR) der Europäischen Union bilden die Grundlage für eine umweltgerechte Produktpolitik. Ziel dieser Richtlinien ist es, den gesamten Lebenszyklus von Produkten nachhaltiger zu gestalten – von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung. Während die ESPR verbindliche Anforderungen an die Energieeffizienz, Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und Materialzusammensetzung von Produkten stellt, sorgt die ELFR für eine transparente Kennzeichnung der Produkteigenschaften.

Zusammen sollen sie Verbraucherinnen und Verbrauchern fundierte, nachhaltige Kaufentscheidungen ermöglichen und der Industrie klare Leitlinien für die Entwicklung zukunftsfähiger Produkte geben. Die Regelwerke sind zentrale Bausteine der EU-Strategie für eine klimaneutrale und ressourcenschonende Wirtschaft. 

Welche Produkte betroffen sind

Der veröffentlichte Working Plan 2025–2030 legt fest, welche Produktgruppen in den nächsten fünf Jahren im Rahmen der Regulierungen vorrangig behandelt werden sollen. Dabei werden sowohl klassische energieverbrauchsrelevante Produkte (z. B. Haushaltsgeräte, Beleuchtung, Elektronik) als auch weitere Konsum- und Zwischenprodukte (z. B. Textilien, Möbel, Werkstoffe) berücksichtigt.

Die Auswahl der priorisierten Gruppen basiert auf technischen Analysen, Rückmeldungen aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie ökologischen Kriterien. Ziel ist es, die Regulierung auf jene Bereiche zu konzentrieren, in denen die größten Verbesserungen für Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Circular Economy zu erwarten sind. Insgesamt repräsentieren die erfassten Produktgruppen ein beträchtliches Marktvolumen und verursachen einen wesentlichen Anteil der Klima- und Umweltwirkungen des EU-Konsums.

Die Anforderungen der ESPR im Überblick

Die neuen Regelungen der ESPR setzen auf klare Informationen und gezielte Kennzeichnung, um nachhaltige Produkte für Verbraucher und Unternehmen besser erkennbar und vergleichbar zu machen:

  • Digitaler Produktpass:
    Verpflichtend für regulierte Produkte, wenn diese nicht in anderen Datenbanken (bspw. EPREL) erfasst sind. Stellt umfassende Informationen zu Materialien, Umweltwirkungen, Reparaturmöglichkeiten und Entsorgung digital bereit. 
  • Horizontale Anforderungen:
    Einführung verbindlicher Vorgaben, die produktübergreifend gelten können. Dazu zählen: ein Reparierbarkeits-Score, Anforderungen an die Recyclingfähigkeit, Mindestanteile an recycelten Materialien sowie Kriterien zur Haltbarkeit und Zuverlässigkeit von Produkten. Diese Regeln sollen insbesondere für Elektronik, Haushaltsgeräte und andere relevante Produktgruppen greifen und schrittweise ab 2027 eingeführt werden.
  • Ergänzende Labels:
    Zusätzliche Kennzeichnungen – z.B. zu CO₂-Fußabdruck, Wasserverbrauch oder garantierter Haltbarkeit – werden geprüft, um Nachhaltigkeitsaspekte auch bei weiteren Produkten sichtbar zu machen.

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Die Anforderungen der ELFR im Überblick

  • A–G-Energielabel & Reskalierung
    Zentrales Element ist das europaweit einheitliche A–G-Label (von dunkelgrün bis rot). Um die Aussagekraft zu sichern, werden die Skalen regelmäßig re-skaliert. Eine Anpassung wird geprüft, sobald rund 30 % der verkauften Produkte die Klasse A oder 50 % die Klassen A und B erreichen.
  • EPREL-Produktdatenbank (European Product Registry for Energy Labelling)
    Vor dem Inverkehrbringen muss jedes Modell in EPREL registriert werden. Eingetragen werden u. a. das Label, die Effizienzklasse und das Produktdatenblatt; die technische Dokumentation wird im Compliance-Bereich hinterlegt. Über EPREL sind die Daten auch für Verbraucher*innen zugänglich – z. B. durch QR-Codes auf den Labels.
  • Pflichten von Herstellern/Importeuren und Händlern
    Lieferanten müssen Labels und Produktdatenblätter kostenlos bereitstellen, deren Richtigkeit gewährleisten und bei Software-Updates, die die Effizienz verschlechtern, die Zustimmung der Kund:innen einholen. Händler sind verpflichtet, die Labels im Geschäft wie auch online sichtbar anzuzeigen und Produktinformationen zugänglich zu machen.

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Die Umsetzung: Auswirkungen auf Wirtschaft und Verwaltung 

Für viele Hersteller ist der Druck, nachhaltiger zu wirtschaften, kein neues Thema – doch nun wird er durch verbindliche Vorgaben konkret. Unternehmen, die bereits auf langlebige, recyclingfähige Produkte setzen, sind dabei klar im Vorteil. Andere müssen ihre Prozesse, Materialien und Lieferketten anpassen, erhalten jedoch durch den neuen Rahmen Zeit und Orientierung, um diese Veränderungen umzusetzen.
Die Direktiven seien darauf ausgelegt, die Unternehmen nicht zusätzlich zu belasten, sondern gezielt zu unterstützen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sollen durch vereinfachte Berichtspflichten und konkrete Hilfsangebote entlastet werden.  
Auch die öffentliche Hand spielt eine zunehmend wichtige Rolle: Der Working Plan schafft die Möglichkeit, für bestimmte Produkte verbindliche Mindestanforderungen bei der öffentlichen Beschaffung festzulegen – dort, wo dies wirtschaftlich sinnvoll ist.

Ein Midterm-Review des Working Plans ist für 2028 vorgesehen. Bis dahin sollen erste Erfahrungen gesammelt werden, um gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Ein potenzielles Zukunftsthema ist der Umgang mit unverkaufter Ware: Zwar schafft die Verordnung bereits einen rechtlichen Rahmen für ein Zerstörungsverbot, im aktuellen Working Plan wird dieser jedoch noch nicht aufgegriffen.

Fazit

Die ESPR und ELFR setzen klare Maßstäbe für nachhaltige Produkte in der EU. Mit verbindlichen Anforderungen wie dem digitalen Produktpass, Reparierbarkeitskriterien und neuen Labels sollen der ökologische Fußabdruck verringert und die Circular Economy gestärkt werden. Der Working Plan 2025–2030 legt dabei den Fokus auf besonders relevante Produktgruppen. Für Unternehmen ergeben sich daraus sowohl Herausforderungen als auch Chancen, sich frühzeitig zukunftsfähig aufzustellen.

Weiterführende Links:

ESPR & EFLR Working plan - https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_25_1071

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