PCAF 2025: Was sich beim Standard für finanzierte Emissionen (Part A) jetzt ändert

Der aktualisierte PCAF-Standard schließt zentrale methodische Lücken bei Scope 3, Kategorie 15 und schafft die Grundlage für präziseres Reporting und wirksamere Portfoliosteuerung in Banken und Versicherungen.

Der aktualisierte PCAF-Standard ergänzt neue Methoden zur Erfassung von finanzierten Emissionen und nimmt Anpassungen der bestehenden Methoden vor. Die umfassendere und präzisere Erfassung der finanzierten Emissionen ermöglicht neben einem sachgerechten Bild in der Berichterstattung auch steuerungsrelevante Einblicke in die Portfolios von Banken und Versicherungen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die zentrale Frage: Welche Auswirkungen haben die methodischen Erweiterungen auf die Berechnung finanzierter Emissionen durch Banken und Versicherungen? 

Am 02.12.2025 hat die Partnership vor Carbon Accounting Financials (PCAF) einen neuen Standard für die Ermittlung und Berichterstattung von finanzierten Emissionen (Scope 3, Kategorie 15) veröffentlicht.  

Dieser ist gegenüber der am 28.02.2025 zur Konsultation veröffentlichten Version weitestgehend unverändert. Schon hier hatten Banken und Versicherungen zu bedenken gegeben, dass die teilweise komplexen Methoden eine Datenverfügbarkeit voraussetzen, die momentan am Markt nicht der Realität entspricht.  

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Die bisher geltende Version des PCAF-Standards von 2022 enthielt Methoden für die folgenden Assetklassen von selbst gehaltenen sowie für Dritte verwaltete Vermögenswerte (off-balance, Assets under Management).   

  • Gelistete Eigenkapitelinstrumente und Unternehmensanleihen (Listed equity and corporate bonds) 
  • Geschäftsdarlehen und nicht gelistete Eigenkapitalinstrumente (Business loans and unlisted equity) 
  • Projektfinanzierungen (Project finance) 
  • Gewerbliche Immobilienfinanzierungen (Commercial real estate) 
  • Private Hypothekendarlehen (Mortgages) 
  • KFZ-Finanzierungen (Motor vehicle loans) 
  • Staatsanleihen (Sovereign debt) 

Mit der Version von 2025 kommen neu hinzu:  

  • Weitere Finanzierungen der öffentlichen Hand (Sub-Sovereigns) 
  • Finanzierungen mit festgelegtem Finanzierungszweck (Use of proceeds structures) 
  • Verbriefungen und strukturierte Produkte (Securitisation and structured products) 

Daneben werden auch bestehende Methoden teilweise geschärft. Hier ist insbesondere das „Follow the Money“-Prinzip zu nennen, was deutlicher herausgestellt wird.   

Erweiterte Abdeckung von Finanzierungsformen – genauere Emissionsabbildung von Portfolios 

Mit dem Update des PCAF-Standards werden neue Methodiken für drei Assetklassen eingeführt, die bisher kaum oder gar nicht abgedeckt waren. Damit erhält die Emissionsbilanzierung von Banken- und Versicherungsportfolios eine deutlich realitätsnähere Grundlage und schließt zentrale blinde Flecken, die bislang zu einer unvollständigen oder verzerrten Abbildung der tatsächlichen finanzierten Emissionen geführt haben. Der Standard bildet nun Finanzierungsformen ab, die in der täglichen Kredit- und Strukturierungspraxis von Banken längst eine zentrale Rolle spielen. Für Versicherung spielen insbesondere Verbriefungen wie Asset-Backed Securities (ABS) oder Mortgage-Backed Securities (MBS) eine große Rolle im Kapitalanlageportfolio. 

Use-of-Proceeds-Finanzierungen 

Diese Finanzierungen können im aktualisierten PCAF-Standard erstmals systematisch und projektbezogen in der Berechnung der finanzierten Emissionen berücksichtigt werden. Die Emissionen werden dabei nicht mehr pauschal dem Emittenten zugerechnet, sondern entlang der tatsächlichen Mittelverwendung. Dadurch lässt sich die Klimawirkung zweckgebundener Kredit- und Kapitalmarktprodukte erstmals methodisch präziser erfassen. 

Verbriefungen (Securitisations) und strukturierte Kreditprodukte (Syndicated loans) 

Für Verbriefungen definiert PCAF nun einheitliche Regeln zur Allokation der Emissionen des zugrunde liegenden Asset Pools. Finanzinstitute können nun Emissionen aus ABS-, MBS- oder anderen strukturierten Portfolios nachvollziehbar und vergleichbar bilanzieren. 

Sub-Sovereign Exposures 

Fremdkapitalfinanzierungen (Kredite und Wertpapiere) gegenüber Kommunen oder regionale Gebietskörperschaften können erstmals über eine eigenständige, standardisierte Methode emissionsseitig bewertet werden. Damit wird eine in vielen Banken- und Versicherungsportfolios relevante Finanzierungsform konsistent in die Berechnung finanzierter Emissionen integriert werden. 

Optional: Undrawn Loan Commitments  

Nicht abgerufene Kreditlinien werden erstmals explizit, methodisch beschrieben und können, als potenzielle Treiber zukünftiger Emissionen in Analysen modelliert werden ohne Bestandteil der verpflichtenden Emissionsberechnung zu sein. Das erhöht die Relevanz der PCAF-Methodik für eine vorausschauende Steuerung von Klima-, Kredit- und Transitionsrisiken sowie für die Anbindung an regulatorische Offenlegungsanforderungen wie IFRS S2.  

Relevanz der Änderungen 

Die Erweiterung der Methodik des PCAF-Standards ist für Finanzinstitute deshalb so bedeutend, weil die Ermittlung der finanzierten Emissionen bislang, insbesondere für bestimmte Portfolien und Produktstrukturen nicht durchgängig konsistent abbildbar war und nur ein fragmentiertes Bild liefern konnte. Der regulatorisch relevante Scope 3, Kategorie 15 umfasst sämtliche Emissionen aus Finanzierungen und Kapitalanlagen und damit jene Geschäftsaktivitäten, die im Verhältnis zum eigenen Betrieb den größten Anteil an der Klimawirkung von Finanzinstituten ausmachen. Für einzelne Assetklassen und Finanzierungsformen fehlten bislang standardisierte methodische Zuordnungen, sodass viele Portfolios nur über Annäherungen, oder konservative Schätzmodelle abgebildet werden konnten. Damit waren Steuerungsimpulse, Risikobewertungen und strategische Entscheidungen häufig auf unvollständige oder wenig robuste Grundlagen angewiesen. 

Mit dem PCAF-Update schließt sich diese methodische Lücke. Dadurch entsteht für Banken und Versicherungen ein konsistenterer, umfassenderer und deutlich präziserer Emissionsüberblick über das gesamte Anlageportfolio hinweg. Das erhöht nicht nur die Qualität der Emissionsinventare, sondern verbessert unmittelbar die Vergleichbarkeit über Portfolios, Peers und Reportingzyklen hinweg. 

Neue Methoden für bestehende Assetklassen: Der aktualisierte PCAF-Standard nimmt Präzisierungen vor  

Neben der Einführung neuer Assetklassen wurden auch für die bereits bestehenden, methodische Präzisierungen vorgenommen, die ihre Anwendung konsistenter, vergleichbarer und zukunftsgerichteter machen. 

Erweiterung des „Follow the money“ Prinzips innerhalb der Methodik 

Durch das PCAF-Update wird die methodische Anwendung des Attributionsprinzips weiter präzisiert und stärker standardisiert. Konkret wird die Zurechnung finanzierter Emissionen bei gemeinsam finanzierten Engagements etwa bei syndizierten Krediten, Anleihen oder strukturierten Finanzierungen konsistenter geregelt. Die grundlegende Berechnungslogik, zum Beispiel die proportionale Zuordnung des jeweiligen Finanzierungsanteils, bleibt unverändert. Neu ist jedoch eine klarere und einheitlichere Regelung zur Verteilung und Dokumentation der Anteile. Für Finanzinstitute erhöht dies die Vergleichbarkeit zwischen den Portfolios und verbessert die Steuerung von Risikopositionen und klimabezogenen Belastungen. Gleichzeitig wird das Risko minimiert, dass methodische Unterschiede zwischen Finanzierungsinstrumenten zu verzerrten Steuerungssignalen führen. 

Systemgrenzen und Scope-Abgrenzung 

Das Update konkretisiert außerdem die Abgrenzung der Systemgrenzen und präzisiert, welche Emissionen innerhalb einer Assetklasse zu berücksichtigen sind. Dazu gehört eine klarere Definition, welche operativen, investitionsbezogenen oder Scope-3-Emissionen einbezogen werden sollen. Dadurch werden Interpretationsspielräume bei der Anwendung des Standards deutlich reduziert. Für Finanzinstitute führt dies zu einer konsistenteren Abbildung ihrer Portfolios über verschiedene Berichtsperioden hinweg. Gleichzeitig erhalten sie ein realistischeres und belastbares Bild ihrer finanzierten Emissionen, was die Integration in Risikoanalysen, Kreditprozesse und regulatorische Berichte erleichtert und die Grundlage für eine belastbare Portfoliosteuerung stärkt. 

Forward-Looking-Metriken und Reporting-Ergänzungen 

Schließlich enthält das Update erweiterte Guidance zu zukunftsgerichteten Kennzahlen und ergänzenden Reporting-Elementen, die über die verpflichtende Berechnung der finanzierten Emissionen hinausgehen. Hierzu zählen u.a. Forward-Looking-Metriken wie erwartete Emissionsentwicklungen, Szenarioanalysen oder ergänzende Informationen zu vermeidenden Emissionen „avoided emissions“, die getrennt von den finanzierten Emissionen zu berichten sind. Für Banken eröffnet dies die Möglichkeit, bestehende Finanzierungs- und Investitionsportfolios stärker in Szenarioanalysen, Dekarbonisierungspläne und strategische Steuerung einzubinden, ohne die zugrunde liegende Methodik der Emissionsberechnung zu verändern. Gleichzeitig werden die Transparenz und Aussagekraft der Berichte gestärkt und die Vergleichbarkeit über Zeit und Portfolios erhöht. 

Vom Reporting zu aktiver Steuerung 

Das PCAF-Update transformiert den Standard von einem Reporting-Rahmen hin zu einem Instrument für aktive Steuerung. Die Betonung von Forward-Looking-Metriken, Szenariopfaden und der Berücksichtigung vermiedener Emissionen richtet den Blick stärker auf die Zukunftsfähigkeit des Anlageportfolios.  

Für Banken und Versicherungen entsteht dadurch ein klarer Impuls, Klimarisiken nicht nur zu messen, sondern auch strategisch in Geschäftsmodell, Anlagepolitik und Risikosteuerung zu integrieren.  

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