Ohne Fachkräfte keine Energiewende - wie Kooperationen Abhilfe schaffen können

Der Fachkräftemangel in Deutschland droht durch den demographischen Wandel weiter anzusteigen und stellt insbesondere die Energiewirtschaft vor eine große Herausforderung.

Das Gelingen der Energiewende hängt maßgeblich von Fachkräften ab, die sich mit ihrem Know-How dafür einsetzen können, den Ausbau der Erneuerbaren sowie die Umsetzung nachhaltiger Mobilitätslösungen und Gebäudebautechnik voranzutreiben. Der zunehmende Wettbewerb und die Digitalisierung verschärfen den bestehenden Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften zusätzlich. Um die immer knapper werdenden Arbeitskräfte optimal zu nutzen, zeigen neue und pragmatische Kooperationen zwischen Energieversorgungsunternehmen (EVUs) spannende Wege auf.

Bis zum Jahr 2030 fehlen auf dem deutschen Arbeitsmarkt rund 5 Mio. Fachkräfte, allein weil mehr Menschen in den Ruhestand gehen, als neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Diese Entwicklung stellt für EVUs eine ernsthafte Bedrohung in Bezug auf ihre Funktionsfähigkeit und Zukunftsfestigkeit dar. Die Energiewende erfordert Fachkräfte in der deutschen Industrie – für u. a. nachhaltige Mobilitätslösungen, Stromerzeugung, Netzausbau, Gebäudesanierung, Gebäudetechnik sowie die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien wie z.B. Wasserstoff oder durch den Umbau der Heizsysteme. Deshalb müssen, trotz zunehmender Nutzung von Technologien und damit verbundenen Verbesserungen und Vereinfachungen in betrieblichen Abläufen, die altersbedingt ausscheidenden Fachkräfte vollständig nachbesetzt werden.

Die Klimaschutzziele der Bundesregierung erhöhen zusätzlich den Zugzwang der Branche, sich intensiver mit Themen wie “PV-Anlagen auf jedes geeignete Dach” zu beschäftigen und Beiträge zur Wärmewende und auch grundsätzlich zum verstärkten Ausbau von Windenergie zu leisten. Daneben steigen durch Themen wie Redispatch, Marktkommunikation sowie Smart-Meter und Smart-Grid die Anforderungen an die Netzbetreiber und Energieversorger. Die einhergehende Digitalisierung schafft darüber hinaus einen zusätzlichen Bedarf an Fachkräften und verändert gleichzeitig die Berufsbilder, die für ein Energieversorgungsunternehmen erfüllt werden müssen.

Gleichzeitig zeigt sich immer mehr, dass insbesondere Berufsprofile im technischen Umfeld in Zukunft künftig schwerer nachzubesetzen sein werden als bisher. Eine von PwC in Kooperation mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR aktuell durchgeführte Studie zum Fachkräftemangel zeigt, dass speziell die Nachfrage nach den für die Energiewirtschaft relevanten Monteur:innen und Meister:innen in den kommenden Jahren nicht gedeckt werden kann. In der Berufsgruppe Ver- und Entsorgung (Anlagentechniker:innen, Industriemeister:innen Rohrleitungsbau, Meister:innen Anlagenbau, Wassernetzmonteur:innen, Rohrnetzplaner:innen, Ingenieur:innen Versorgungstechnik) können bis zum Jahr 2035 mehr als 40 Prozent der Stellen nicht mehr besetzt werden. Das entspricht in Deutschland 29.500 Stellen. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten steigt von heute 47,2 Jahren auf 50,9 Jahren im Jahr 2035. Ähnliche Prognosen gelten für die Berufsgruppen Elektrotechnik (Techniker:innen Elektronik, Meister:innen Elektrotechnik mit Nachfrageüberhängen von 37 Prozent bis 2035) und Klempnerei, Sanitär, Heizung (Gasinstallateurmeister:innen, bauleitende Monteur:innen, Rohrinstallateur:innen mit Nachfrageüberhängen von 31 Prozent bis 2035).

Hinzu kommt, dass der anschwellende Wettbewerb in der Energiewirtschaft zu sinkenden Margen und Kundenverlusten führt. Erlösobergrenzen der regulierten Netzbetreiber geraten durch die Regulierungsvorgaben zunehmend unter Druck. Insbesondere die Absenkung der kalkulatorischen Eigenkapitalzinssätze, welche ab 2023 um 27 Prozent reduzieren werden, verschlechtert die Erlöslage. Folglich stehen für einen wirtschaftlichen Netzbetrieb aber auch Energievertrieb künftig geringere Erlöse zur Deckung der Kosten zur Verfügung. Möglichkeiten zur Kosteneinsparungen sollten demnach im Wege einer Kooperation gesucht und realisiert werden, um weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Kooperationsmodelle können Fachkräftemangel abfedern

Der Fachkräftemangel trifft auf steigende technologische Anforderungen und immer anspruchsvollere ökonomische Rahmenbedingungen. Intelligente und pragmatische Kooperationen können einen Ausweg zeigen.

Der Zusammenschluss mehrerer Betriebe bietet den Vorteil, dass nicht alle ausscheidenden Stellen neu besetzt werden müssen und somit die ausbleibenden Neubesetzungen zu einem gewissen Grad abgefangen werden können. Gleichzeitig können neue Geschäftsfelder aufgebaut werden, welche sich häufig erst ab einer bestimmten Betriebsgröße rentieren. Das notwendige Personal zur Bewältigung der technologischen Herausforderungen, sowie spezielle Expertise kann leichter in Zusammenarbeit erworben und finanziert werden, als wenn Unternehmen in Konkurrenz zueinander auftreten. Darüber hinaus, lässt der größere Pool an Beschäftigten mehr Flexibilität in der organisatorischen Gestaltung der Arbeit zu und der Betrieb kann sich leichter den gegebenen Umständen anpassen.

Kooperationsmodelle bieten die Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und Betriebe mit Blick auf die Energiewende und die einhergehenden technologischen Herausforderungen zukunftsfest zu gestalten. PwC verfügt über die Erfahrung und Expertise, um Kooperationen zwischen energiewirtschaftlichen Betrieben in die Wege zu leiten und diese erfolgreich umzusetzen. Sprechen Sie uns bei Fragen an, wir stehen Ihnen gerne unterstützend zur Seite.

Autorschaft
Henry Otto

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