Neue Strategy& Analyse: Auswirkungen der steigenden Energiepreise auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie
Die Energiekrise bedroht Schlüsselsektoren der deutschen Industrie und könnte eine Deindustrialisierung Europas auslösen.
Die deutsche Industrie wird besonders hart von steigenden Gaspreisen getroffen. Die Analyse ergibt, dass Investments in Dekarbonisierung und erneuerbare Energien gerade jetzt notwendig sind, um energieintensive Geschäftsmodelle zukunftssicher aufzustellen.
Die neue Analyse "How to approach rising energy costs" von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt signifikante Ergebnisse:
- Die deutsche Industrie wird besonders hart von steigenden Gaspreisen getroffen, produziert aber weiterhin günstiger als der EU-Durchschnitt
- Trotzdem geraten Schlüsselsektoren der deutschen Wirtschaft unter enormen Druck und könnten abwandern
- Investments in Dekarbonisierung und erneuerbare Energien sind gerade jetzt notwendig, um energieintensive Geschäftsmodelle zukunftssicher aufzustellen
- Mit stabil sinkenden Energiepreisen ist ab 2024 zu rechnen.
Im Jahr 2022 haben die Energiepreise in der EU ein Rekordhoch erreicht. In Deutschland machen sich vor allem die deutlich gestiegenen Gaspreise bemerkbar. Der durchschnittliche Gaspreis ist zwischen Januar und August dieses Jahres um mehr als 450 Prozent im Vergleich zum Durchschnittspreis zwischen 2016 und 2018 gestiegen. Dennoch liegen die variablen Produktionskosten des Landes aufgrund des vergleichsweise diversifizierten Energiemixes aus erneuerbaren Energien, Kohlekraftwerken sowie Kernenergie immer noch unter dem EU-Durchschnitt. Neben der Metallindustrie, die besonders stark betroffen ist, setzt der Gaspreis auch andere Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie oder den Chemiesektor massiv unter Druck. So führte der Anstieg der variablen Produktionskosten in der Metallindustrie um 33 Prozent zu einem Rückgang der Marge von rund 4 Prozent auf < 0 Prozent. In der Automobilindustrie brach die Gewinnspanne aufgrund eines 15-prozentigen Anstiegs der variablen Produktionskosten von 7,5 Prozent auf knapp 2,5 Prozent ein.
Energiekosten bedrohen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas
Die Analyse zeigt, dass die deutsche Industrie zwar in den meisten Sektoren weiterhin günstiger produziert als der EU-Durchschnitt, dass aber Unternehmen aus den am stärksten betroffenen Sektoren ihre Produktion in andere Regionen außerhalb Europas verlagern könnten. Darüber hinaus können die Unterschiede in den einzelnen europäischen Ländern langfristig zu strukturellen Verschiebungen innerhalb der europäischen Industrielandschaft führen.
„Viele Unternehmen könnten sich zukünftig dazu entscheiden, ihre Produktion innerhalb Europas neu aufzustellen oder gänzlich aus Europa abzuziehen. Unternehmen sollten nun analysieren, welche Auswirkungen Energiepreissprünge auf das eigene Geschäftsmodell und auf die Profitabilität haben“, analysiert Andreas Späne, Europachef von Strategy&. „Gleichzeitig besteht für Unternehmen derzeit die Chance, mit der Erhöhung der Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energien neben der Energiekrise auch den Klimawandel zu adressieren und die Dekarbonisierung voranzutreiben.“
“Um wichtige Industrien im Land zu halten, muss die Politik jetzt die richtigen Anreize setzen, um die Inflation zu drücken und die Energietransformation zu beschleunigen“, analysiert Eva Poglitsch, Director bei Strategy& Österreich und Co-Autorin der Studie. „Die Unternehmen sind ebenfalls gut beraten, wenn sie neben den ad-hoc-Notfallmaßnahmen die anstehende Energietransformation durch Investitionen in erneuerbare Energien aktiv treiben, um die Widerstandsfähigkeit für zukünftige Krisen auszubauen“.
Die vollständigen Ergebnisse der Analyse „How to approach rising energy costs” können Sie nach Eingabe Ihrer Kontaktdaten hier einsehen.
Ansprechpartnerin:
Eva Poglitsch
Kontakt
Peter Mussaeus
Partner, Leiter Energierecht
Düsseldorf