EIOPA veröffentlicht Insurance Risk Dashboard April 2025 – Eine stabile, aber angespannte Lage
Risiken im europäischen Versicherungssektor stabil und insgesamt auf einem mittleren Niveau
Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat am 30. April 2025 eine aktualisierte Version ihres quartärlichen Insurance Risk Dashboards veröffentlicht. Dieses basiert auf Solvency-II-Daten aus Q4 2024 für quartärliche und YE 2023 für jährliche Indikatoren. Der Stichtag für die meisten Marktindikatoren ist entsprechend Ende März 2025. Es fasst die wichtigsten Risiken und Schwachstellen im Versicherungssektor der Europäischen Union anhand einer Reihe von Risikoindikatoren zusammen. Die Daten basieren auf Finanzstabilitätsberichten und der aufsichtsrechtlichen Berichterstattung, die von Versicherungsgruppen und Einzelversicherungsunternehmen erhoben werden.
Wie bereits in den vorangegangenen Risiko-Dashboards aus Januar 2025 und Oktober 2024 (vgl. unseren diesbezüglichen Blogbeitrag) werden weiterhin ausschließlich die Marktrisiken als erhöht angesehen. Verglichen mit der ersten Veröffentlichung des Jahres wurden die Trend-Prognosen uneingeschränkt beibehalten. Damit prognostiziert EIOPA im Ausblick auf die nächsten drei Monate bei allen Risiken eine anhaltende Stabilität, während im Laufe der nächsten zwölf Monate jeweils ein Anstieg der Makro-, Markt-, Cyber- und ESG-Risiken erwartet wird.
EIOPA hebt in den einzelnen Risikokategorien folgende wesentliche Beobachtungen hervor:
- Die Makrorisiken befinden sich weiterhin auf einem mittleren Niveau, obwohl sich angesichts steigender Inflationsprognosen und eines rückläufigen BIP-Wachstums im ersten Quartal 2025 erste Anzeichen einer Konjunkturabschwächung abzeichnen. Zwar könnten sich die wirtschaftlichen Aussichten je nach den politischen Entscheidungen der globalen Akteure aufhellen, doch die anhaltende geopolitische Unsicherheit über das US-Bekenntnis zum Freihandel und zur internationalen Zusammenarbeit belastet weiterhin die aktuelle Stimmung und könnte sich erheblich auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld auswirken.
- Per März 2025 zeigt sich die Bewertung der Kreditrisiken vor dem Hintergrund stabiler Kreditspreads und konstant bleibender Investitionsengagements der Versicherer, unverändert. Die Portfolioqualität blieb trotz eines geringfügigen Anstiegs der Anlagen mit niedrigerem Rating auf einem konstant hohen Niveau. Anfang April verzeichneten die Spreads von Unternehmens- und Staatsanleihen aufgrund einer Neubewertung der Risikoprämien aller Anlageklassen durch die Finanzmarktteilnehmer eine minimale Ausweitung.
- Angetrieben durch die erhöhte Volatilität an den Aktien- und Anleihemärkten bleibt die Bewertung der Marktrisiken erhöht, mit einem aufwärtsgerichteten Risikoprofil. Während sich das Anleihenvolumen der Versicherer leicht erhöhte, blieben die Aktienbestände, Vermögenskonzentration und Durationsinkongruenzen konstant. Trotz rückläufiger Immobilienpreise hielten die Versicherer ihr Immobilienengagement begrenzt. Trotz einer ansatzweisen Stabilisierung nach der scharfen Marktreaktion auf die Ankündigung neuer US-Handelszölle Anfang April, erhöhen die anhaltende politische Unsicherheit und das Risiko einer weiteren Eskalation die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Marktkorrekturen.
- Die Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken liegen auf einem mittleren Niveau. Die Barbestände der Versicherer blieben stabil, während ihre Liquiditätsquoten trotz weiterhin erhöhterStornoquoten zum Ende des vierten Quartals 2024 leicht anstiegen. Bei weitgehend unveränderten Preisbedingungen blieben die Cashflow-Positionen positiv und die Aktivitäten um katastrophengebundene Anleihen nahmen zu. Zwar zeigte sich der europäische Versicherungssektor bislang widerstandsfähig gegenüber Liquiditätsabflüssen, doch bleibt ein effektives Liquiditätsmanagement von entscheidender Bedeutung, um potenziellen Marktschocks entgegenzuwirken.
- Im Rahmen der Solvabilitäts- und Rentabilitätsrisiken zeigten sich die Solvenzquoten weiterhin robust, mit geringfügigen Verschiebungen in Form eines leichten Anstiegs bei Versicherungsgruppen und moderaten Rückgängen bei den Lebens- und Nichtlebensversicherern. Die Rentabilitätskennzahlen zeigten gemischte Signale: Während sich die Kapital- und Prämienrendite verbesserten, gingen andere Kennzahlen wie die Rendite aus dem Vermögensüberschuss leicht zurück. Die kombinierte Schaden-Kostenquote im Nicht-Lebengeschäft blieb weitgehend unverändert.
- Da sowohl die Risikoexponierung der Versicherer gegenüber Banken, anderen Versicherern, Finanzaktivitäten, inländischen Staatsanleihen und Derivaten als auch der Anteil der an Rückversicherer abgegebenen Prämien weitgehend unverändert blieben, bewegen sich die Risiken aus finanziellen Verflechtungen und Ungleichgewichten konstant auf einem moderaten Level.
- Die versicherungstechnischen Risiken verharren auf einem mittleren Niveau. Das Prämienwachstum im Lebens- und Nichtlebensgeschäft stieg im Vergleich zum Vorjahr, während die mittlere Schadenquote im vierten Quartal 2024 leicht rückläufig war.
- Die Marktwahrnehmungen des Versicherungssektors spiegeln weiterhin ein mittleres Risiko wider. Während Lebensversicherer den Markt im März noch outperformten, mussten europäische Versicherungsaktien im April entsprechend dem generellen Markttrend Einbußen hinnehmen.
- Während die kurzfristigen Trends für ESG-, Digitalisierungs- und Cyberrisiken zunächst auf einem mittleren Niveau verbleiben, werden längerfristige Einschätzungen vor dem Hintergrund vorherrschender geopolitischer Spannungen zunehmend durch einen Anstieg der wahrgenommenen Eintrittswahrscheinlichkeiten dieser Risiken getrübt.
Sprechen Sie meine Kolleg:innen und mich gerne an. Gemeinsam können wir Ihre individuelle Risikosituation gegenüber den aktuellen Entwicklungen im Marktumfeld spiegeln und Handlungsfelder diskutieren.
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