EIOPA-Risiko-Dashboard Oktober 2025: Versicherungssektor bleibt stabil – Cyberrisiken im Fokus

Die Risiken im europäischen Versicherungssektor sind insgesamt stabil – europäische Aufsicht sieht jedoch bei Cyberrisiken einen Aufwärtstrend

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat am 31. Oktober 2025 eine aktualisierte Version ihres quartalsweisen Insurance Risk Dashboards veröffentlicht. Dieses basiert auf Solvency-II-Daten aus Q2 2025 für quartalsbezogene und YE 2024 für jährliche Indikatoren. Der Stichtag für die meisten Marktindikatoren ist entsprechend Ende September 2025. Es fasst die wichtigsten Risiken und Schwachstellen im Versicherungssektor der Europäischen Union anhand einer Reihe von Risikoindikatoren zusammen. Die Daten basieren auf Finanzstabilitätsberichten und der aufsichtsrechtlichen Berichterstattung, die von Versicherungsgruppen und Einzelversicherungsunternehmen erhoben werden.

Wie bereits in den vorangegangenen Risiko-Dashboards werden weiterhin ausschließlich die Marktrisiken als erhöht angesehen. Im Vergleich zum Juli-Dashboard (vgl. insbesondere unseren Blogbeitrag zum damaligen Dashboard) zeigt sich jedoch eine beachtenswerte Verschiebung in der mittelfristigen Risikoprognose (kommende zwölf Monate): Während sich die Aussichten für die meisten Kategorien, insbesondere für Makro- und Marktrisiken, entspannt haben und nun als stabil gelten, korrigiert EIOPA ihre Einschätzung zu den Digitalisierungs- und Cyberrisiken.
Wurde deren Ausblick im Juli noch als „stabil“ eingestuft, sind sie nun wieder der einzige Risikobereich mit einem prognostizierten deutlichen Anstieg. Diese Neubewertung unterstreicht die hohe Dynamik und wachsende strategische Bedeutung dieses Risikofeldes, gerade weil es sich vom allgemeinen Trend der Beruhigung abkoppelt.

Zentrale Beobachtungen der europäischen Aufsichtsbehörde

EIOPA hebt in den einzelnen Risikokategorien folgende wesentliche Beobachtungen hervor:

  • Die Makrorisiken verbleiben auf einem mittleren Niveau ohne signifikante Veränderungen im Ausblick. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeigen insgesamt geringe Bewegungen, wobei Wachstum, Inflation und Geldpolitik weitgehend unverändert bleiben. Die fiskalischen und kreditbezogenen Indikatoren bleiben schwach, während die Arbeitsmärkte eine leichte Verschlechterung aufweisen. Trotz anhaltender wirtschaftspolitischer Unsicherheiten durch Zölle und fiskalische Belastungen, die das gesamtwirtschaftliche Umfeld beeinträchtigen könnten, scheinen sich die makroökonomischen Risiken zu stabilisieren.
  • Die Kreditrisiken bleiben weitgehend stabil, nur in geringfügigem Maß werden Verschiebungen bei Marktindikatoren und Portfolio-Exposures beobachtet. Versicherer zeigen eine moderate Tendenz zu Investitionen in Anleihen außerhalb des Finanzsektors, während die Kreditqualität insgesamt stark bleibt. Angekündigte Fiskalexpansionen und jüngste lokalisierte politische Instabilitäten wirken sich bislang nicht wesentlich auf die Indikatoren aus. Fundamentale Kreditrisiken im Unternehmens- und Haushaltssektor bleiben weitgehend unverändert und deuten auf keine signifikanten Verschlechterungstendenzen hin.
  • Die Marktrisiken bleiben erhöht bei weitgehend unveränderten Aussichten. Die Finanzmarktvolatilität hat sich zwar leicht beruhigt, dennoch deuten Bewertungsindikatoren weiterhin auf eine Abkopplung von fundamentalen Entwicklungen hin, und die jährlichen Indikatoren signalisieren anhaltend erhöhten Aufmerksamkeitsbedarf. Die Portfolio-Allokationen der Versicherer und Immobilienengagements zeigen wenig Variation, zugleich bleibt auch die Konzentration der Kapitalanlage stabil. Die Gesamtmarktbedingungen erscheinen solide, spiegeln jedoch weiterhin erhöhte Anfälligkeiten wider, die Aufmerksamkeit erfordern.
  • Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken bleiben auf einem mittleren Risikoniveau. Die Barreserven und Liquiditätsquoten der Versicherer zeigen nur marginale Veränderungen, während die Aktivität am Katastrophenanleihenmarkt leicht zugenommen hat. Weitere Schlüsselindikatoren sind weitgehend unverändert und deuten auf eine stabile, aber nicht zu vernachlässigende Liquiditätsdynamik hin, die eine kontinuierliche Überwachung erfordert.
  • Im Bereich Solvabilität und Rentabilität zeigen sich die Bedingungen stabil auf mittlerem Niveau. Die Kapitalausstattung der Versicherer hat sich leicht verbessert, dies zeigt sich auch an stabilen Solvenzquoten und soliden Eigenkapitalpuffern. Die Profitabilitätskennzahlen bleiben bei nur geringen Gesamtveränderungen weitgehend konstant, wobei die Underwriting- und Anlageperformance stabil bleibt. Insgesamt demonstriert der Sektor weiterhin Widerstandsfähigkeit, ohne dass sich wesentliche Verbesserungen bei zugrunde liegenden Trends abzeichnen.
  • Die Risiken aus finanziellen Verflechtungen und Ungleichgewichten verbleiben auf einem mittleren Niveau. Die Exposures der Versicherer gegenüber dem Finanzsektor zeigen nur marginale Veränderungen, wobei Positionen gegenüber Banken und anderen Finanzinstituten leicht zunehmen. Bestände an inländischen Staatsanleihen und Derivaten bleiben weitgehend unverändert, während das Kreditrisiko durch Rückversicherungsaktivitäten weitgehend stabil bleibt. Die Verflechtung innerhalb des Sektors bleibt konstant, ohne signifikante Anzeichen neuer Schwachstellen.
  • Die versicherungstechnischen Risiken stabilisieren sich auf mittlerem Niveau, wobei der Trend gegenüber der Vorperiode eine leicht rückläufige Tendenz zeigt. Das Prämienwachstum im Lebens- und Nichtlebensgeschäft verlangsamte sich im Vergleich zu den sehr hohen Wachstumsraten des Vorjahres, während die Underwriting-Performance sich leicht verbesserte. Die Gesamtbedingungen deuten auf ein ausgewogeneres und nachhaltigeres Umfeld hin.
  • Die Marktwahrnehmungen des Versicherungssektors verbleiben auf mittlerem Niveau, zeigen aber einen rückläufigen Trend. Während Versicherungsaktien im Einklang mit breiteren Märkten performten, haben sich Bewertungskennzahlen moderat korrigiert und Rating-Ausblicke leicht verbessert. Dies deutet auf ein allmählich wachsendes Vertrauen der Investoren in die Stabilität und Profitabilität des Sektors hin.
  • ESG-bezogene Risiken verbleiben auf mittlerem Niveau, zeigen jedoch einen milden Aufwärtstrend. Die Gesamtnachhaltigkeitsbewertungen bleiben stabil mit geringer Schwächung in Umwelt- und Governance-Aspekten, die durch kleine Verbesserungen in sozialen Dimensionen ausgeglichen werden. Die Investitionsmuster zeigen eine allmähliche Zunahme bei klimabezogenen Vermögenswerten, wobei die physischen Klimarisiko-Exposures unverändert bleiben. Anhaltende Umweltverwundbarkeiten erfordern weiterhin Aufmerksamkeit.
  • Digitalisierungs- und Cyberrisiken verharren auf mittlerem Niveau, zeigen aber einen aufwärtsgerichteten Trend und bleiben der einzige Risikobereich mit prognostiziertem Anstieg über die nächsten zwölf Monate. Die aufsichtsrechtlichen Bewertungen heben die hohe Relevanz für den Versicherungssektor hervor, während der zunehmende geopolitische Kontext und die sich ausweitende Angriffsfläche durch Digitalisierung die Verwundbarkeit des Sektors erhöhen. Fortlaufende Cyber-Vorfälle und das wachsende Geschäft mit Cyber-Underwriting verstärken die operationale und strategische Komplexität.

Die aktuelle Risikolage im europäischen Versicherungssektor zeigt sich in den Augen der europäischen Behörde insgesamt stabil und widerstandsfähig. Die markanteste Veränderung gegenüber den Vorperioden ist die Entspannung der mittelfristigen Risikoaussichten in den meisten Kategorien. Lediglich die Cyber- und Digitalisierungsrisiken erfordern verstärkte Aufmerksamkeit und proaktive Maßnahmen. Die Kombination aus solider Kapitalausstattung, verbesserter Underwriting-Performance und stabilisierenden Marktbedingungen unterstreicht die grundsätzlich robuste Verfassung der Branche. Dennoch bleiben wachsame Überwachung der Marktentwicklungen, strategische ESG-Integration und konsequente Investitionen in Cybersicherheit unverzichtbar.

Umfassende Datengrundlage

Die dem Dashboard zugrundeliegenden Daten basieren auf den Finanzstabilitäts- und Aufsichtsberichten von 97 Versicherungsgruppen und 2124 Einzelversicherungsunternehmen.

Der Trend wird für die drei Monate vor dem Stichtag sowie der Ausblick für die zwölf Monate nach dem Stichtag dargestellt, dabei basiert der Ausblick auf den Antworten der 23 nationalen zuständigen Behörden und wird nach der erwarteten Veränderung der Wesentlichkeit jedes Risikos („erheblicher Rückgang“, „Rückgang“, „unverändert“, „Anstieg“ und „erheblicher Anstieg“) eingestuft.

Sprechen Sie meine Kollegen und mich gerne an. Gemeinsam können wir Ihre individuelle Risikosituation gegenüber den aktuellen Entwicklungen im Marktumfeld spiegeln und Handlungsfelder diskutieren. Einen Teil der Aspekte hat die BaFin bereits Anfang des Jahres in ihren diesjährigen „Risiken im Fokus der BaFin“ für deutsche Unternehmen konkretisiert, gerne bringen wir auch unsere Erfahrung mit der diesbezüglichen Verwaltungspraxis in einen Austausch ein.

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