Bei der Umstellung auf SAP IS-U ist Eile geboten
Versorger schätzen Zeit und Kosten für die Transformation meist zu gering ein.
Am Jahresende 2027 endet der Support für das aktuelle SAP-ERP-System. Bis dahin sollte die Umstellung auf ein neues ERP-System abgeschlossen sein. Das gilt auch für Energieversorgungsunternehmen (EVUs) und das von ihnen verwendete System SAP IS-U. In den vergangenen Monaten hat rund die Hälfte der Stadtwerke in Deutschland begonnen, den Umstieg vorzubereiten. Die Herausforderung ist gewaltig: Beispielsweise sind viele Implementierungsexpert:innen wegen des Umstiegs über Monate ausgebucht – und die Nachfrage nach ihnen wird in den kommenden Monaten und Jahren noch zunehmen. Eine der Folgen: Implementierungsprojekte werden in aller Regel länger dauern und deutlich teurer werden als bisher geplant.
Fatale Fehleinschätzungen
Realität ist aber auch, dass die andere Hälfte der Stadtwerke in Deutschland bis Sommer 2024 noch nicht mit der SAP-Transformation angefangen hat. dass für die Transformation die noch verbleibenden rund drei Jahre bis zum Support-Ende von SAP IS-U ausreichen, könnte sich als fatale Fehleinschätzung herausstellen. Denn die Projekte werden in aller Regel deutlich komplexer als angenommen. Viele EVUs unterschätzen beispielsweise, wie lange es dauert, ihre Daten für die Migration vorzubereiten.
Hinzu kommt, dass sich das regulatorische Umfeld ständig ändert, beispielsweise durch die Einführung dynamischer Tarife und den 24-Stunden-Lieferantenwechsel. Die Versorger müssen deshalb Ressourcen vorhalten, um das bestehende System zu pflegen und anzupassen.
Unserer Erfahrung nach dauern viele Projekte eher doppelt so lange wie geplant und beanspruchen das Doppelte bis Dreifache des veranschlagten Budgets. Um die Transformation zu beschleunigen, sollten die Versorger radikale Schritte erwägen: Beispielsweise lassen sich Arbeiten für stark regulierte Prozesse – wie bei den Verteilnetzen – sehr gut als Managed Service vergeben.
Funktionsumfang minimieren
Beim Funktionsumfang sollten sich Versorger streng auf ein Minimal Viable Product beschränken, also auf den kleinstmöglichen Programmumfang. Es sollten gegenüber dem jetzigen System keinesfalls Funktionen hinzukommen – idealerweise sinkt der Funktionsumfang sogar. In manchen Fällen ist es auch möglich, gänzlich auf alternative Produkte zu setzen.
Schließlich sollte das Management jene Ressourcen bereitstellen, die für die Transformation nötig sind – auch Wissensträger:innen. Sinnvoll kann auch eine erfahrene externe strategische Beratung sein, um die ERP-System-Transformation erfolgreich zu bewältigen.
Ansprechpartner:
Alexander Littwin
Kontakt
Prof. Dr. Rainer Bernnat
Partner
Frankfurt am Main