Privates Kapital für die Energiewende – am Puls der aktuellen Entwicklungen

Privates Kapital gewinnt zunehmend an Bedeutung, um die notwendigen finanziellen Ressourcen bereitzustellen – für Investoren ergibt sich ein entsprechender Investitionsappetit.

Die Energiewende stellt eine der größten Herausforderungen und gleichzeitig Chancen für Energieversorgungsunternehmen (EVUs) dar. Die Notwendigkeit, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen und auf nachhaltige Energiequellen zu setzen, erfordert erhebliche Investitionen. Laut einer PwC-Studie von 2024 bedeutet eine emissionsneutrale Energieversorgung in Deutschland aggregierte Gesamtkosten von 13,2 Billionen Euro bis 2050 – Kapital, das die Versorger allein nicht werden aufwenden können. Vor diesem Hintergrund gewinnt privates Kapital zunehmend an Bedeutung, um die notwendigen finanziellen Ressourcen bereitzustellen – und für Investoren ergibt sich ein entsprechender Investitionsappetit.

In einer PwC-Umfrage wurden im Dezember 2024 über 100 Anlageexperten aus ganz Europa aus den Bereichen Energieunternehmen, Private Equity, Infrastrukturfonds und private Kredite zu ihren Prognosen für die Entwicklungen im Bereich Privates Kapital für die Energiewende befragt. Die Umfrageergebnisse ergeben ein vorsichtig optimistisches Bild über ein fein ausbalanciertes Transaktions-Jahr 2025: es existiert ein Appetit auf Geschäfte. Insgesamt erwarten mehr als die Hälfte der Teilnehmenden, dass sie mehr Deals abschließen werden als 2024. Dabei werden Erneuerbare Energien und netzgebundene Speicherlösungen als die stärksten Sektoren für Deal-Flows erwartet. Interesse besteht auch an neuen Sektoren wie Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft. Gedämpft wird der Investitionsappetit jedoch durch die Wahrnehmung regulatorischer und politischer Risiken. 

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Als eine der vielversprechendsten Regionen für Deals-Aktivitäten wird die DACH-Region genannt. Man kann also davon ausgehen, dass private Investoren den deutschsprachigen Energiemarkt mit Interesse betrachten. Was bedeutet dies für die ansässigen Energieversorgungsunternehmen? 

Energieversorger sollten den vorsichtigen Optimismus im Markt nutzen, um ihre Projekte strategisch zu positionieren. Eine klare Kommunikation der Projektvorteile und -risiken kann helfen, Investoren zu gewinnen. Eine Konzentration auf erneuerbare Energien und Speicherlösungen kann dabei für sie von Vorteil sein, denn diese Sektoren bieten stabile Renditen und sind für Investoren attraktiv. Jedoch sollte der Aspekt der Wahrscheinlichkeit nicht außer Acht gelassen werden. Für Investoren ist es von großer Bedeutung, dass die Umsetzung der Investition realistisch ist. Daher sollten bestehende und zukünftige Strukturen sowie Genehmigungspflichten (z.B. voraussetzende Gremienzustimmungen) frühzeitig berücksichtigt werden. 

Langfristige Chancen zu erkennen, den eigenen Business Case entsprechend zielgerichtet zu entwickeln und möglicherweise auch in noch nicht ausgereifte, aber vielversprechende Technologien zu investieren, kann die Attraktivität für privates Kapital erhöhen. Um privates Kapital erfolgreich anzuziehen, sollten Energieversorger folgendes beachten:

  1. Transparenz und Kommunikation: Investoren benötigen klare und verlässliche Informationen über die Projekte und deren potenzielle Renditen, sowie Angaben über die möglichen Beteiligungsstrukturen. Energieversorger sollten regelmäßige Berichte und Updates bereitstellen, die sowohl die finanziellen als auch die ökologischen Auswirkungen ihrer Projekte darstellen
  2. Nachhaltigkeitsziele integrieren: Unternehmen sollten ihre Nachhaltigkeitsstrategie klar definieren und kommunizieren. Investoren legen zunehmend Wert darauf, dass ihre Kapitalanlagen mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) übereinstimmen.
  3. Flexible Finanzierungsstrukturen: Die Entwicklung von Finanzierungsmodellen, die sowohl den Bedürfnissen der Unternehmen als auch der Investoren gerecht werden, ist entscheidend. Dies kann durch Partnerschaften, Joint Ventures oder spezielle Investitionsvehikel erreicht werden.
  4. Technologische Innovation fördern: Investitionen in Forschung und Entwicklung neuer Technologien können nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, sondern auch das Interesse privater Investoren wecken, die nach zukunftssicheren Anlagen suchen.

Die regulatorischen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Attraktivität von Investitionen in den Energiesektor. Politische Veränderungen können erhebliche Auswirkungen auf regulatorische Rahmenbedingungen und damit auf das Investitionsklima haben. Die PwC-Studie ermittelte, dass 28% der befragten Investoren politische Unsicherheit und wechselnde Stimmung in Bezug auf die Energiewende als Investitionsbarriere sehen. Die Entwicklungen in den einzelnen Ländern werden genau beobachtet und die Investoren warten auf klare politische Signale, die Planungssicherheit bieten und die Umsetzung nachhaltiger Projekte fördern. Innerhalb der EU wurden Regularien geschaffen, die eine klare Definition nachhaltiger Investitionen ermöglichen. Die Beispiele Finanz-Taxonomie, CO2-Bepreisungsmechanismen und Klimaberichtspflichten zeigen, dass nachhaltig wirtschaftliche Aktivitäten identifiziert, finanzielle Barrieren für Investitionen gesenkt und Zugang zu privatem Kapital erleichtert werden kann. Es bleibt abzuwarten, ob das aktuell vom Deutschen Bundestag genehmigte Sondervermögen für u.a. Infrastrukturprojekte diese Signale an private Investoren sendet. 

Privates Kapital wird eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung der Energiewende spielen. Energieversorgungsunternehmen müssen sich jetzt aktiv darauf vorbereiten, diese Investitionen anzuziehen, indem sie transparente, nachhaltige und innovative Ansätze verfolgen. Regulatorische Entwicklungen müssen zusätzliche Unterstützung bieten, um die finanziellen Herausforderungen der Energiewende erfolgreich meistern zu können.

Ansprechpartner:
Steffen Apfel

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