EIOPA veröffentlicht Insurance Risk Dashboard

Weiterhin überwiegend stabile Risiko-Lage – EIOPA Insurance Risk Dashboard Juli 2024

In der Juli-Version des Insurance Risk Dashboards sieht EIOPA weiterhin eine stabile Risiko-Lage, nur der Ausblick für ESG-Risiken wurde erhöht.

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat am 31. Juli 2024 eine aktualisierte Version des quartärlichen Insurance Risk Dashboards veröffentlicht. Dieses basiert auf Solvency II Daten aus Q1 2024 für quartärliche und YE 2023 für jährliche Indikatoren. Es fasst die wichtigsten Risiken und Schwachstellen im Versicherungssektor der Europäischen Union anhand einer Reihe von Risikoindikatoren zusammen. Die Daten basieren auf Finanzstabilitätsberichten und der aufsichtsrechtlichen Berichterstattung, die von Versicherungsgruppen und Einzelversicherungsunternehmen erhoben werden.

Wie bereits im letzten Risiko-Dashboard aus Mai 2024 (vgl. unseren diesbezüglichen Blogbeitrag) werden nur Marktrisiken als erhöht angesehen. Zudem wurde die Prognose für die nächsten zwölf Monate grundsätzlich beibehalten, jedoch für ESG-Risiken erhöht. Damit prognostiziert EIOPA im Ausblick bei allen Risiken eine stabile Entwicklung, außer bei Cyber- und ESG-Risiken, bei denen jeweils ein Anstieg erwartet wird. Dennoch werden beide noch mit einem mittleren Risikoniveau bewertet.

Für die einzelnen Risikokategorien weist EIOPA auf folgende wesentliche Beobachtungen hin:

  • Makroökonomische Risiken sind stabil. Zwar gab es positive Entwicklungen beim prognostizierten BIP-Wachstum, jedoch verschlechterten sich die Haushaltssalden und die Kreditlücke im Verhältnis zum BIP.
  • Das Kreditrisiko ist konstant auf einem mittleren Niveau, da die Exponierung der Versicherer gegenüber Staats- und Unternehmensanleihen ebenfalls stabil ist.
  • Bei den Marktrisiken werden die positiven Entwicklungen im Zusammenhang mit den kürzlich verfügbaren Daten über die Spanne der Anlagerenditen gegenüber den garantierten Zinssätzen für 2023 durch erhöhte Volatilitäten an den Anleihe- und Aktienmärkten in Q2-2024 ausgeglichen. Dadurch bleibt das Risikoniveau hoch.
  • Auch Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken bleiben auf einem stabilen Niveau, da aktuelle Daten eine stabile Liquidität bei den meisten Versicherungsunternehmen zeigen. Jedoch haben sich auch die Finanzierungsbedingungen auf dem Markt für Katastrophenanleihen verschlechtert, sodass das Risiko auf einem mittleren Niveau bleibt.
  • Auf einem unverändert mittleren Risikoniveau bleiben auch Solvabilitäts- und Rentabilitätsrisiken. Die Solvabilitätskoeffizienten zeigen eine leichte Verschlechterung für Q1-2024, jedoch verbesserte sich spartenübergreifend die Rentabilität des Versicherungsunternehmen: Positive Marktrenditen verbesserten die Kapitalerträge von Lebensversicherern. Parallel verbesserte sich die Schaden-Kosten-Quote im Nicht-Leben-Geschäft.
  • Verflechtungs- und Ungleichgewichtsrisiken bleiben ebenfalls stabil auf einem mittleren Niveau, da alle Indikatoren nahezu unverändert bleiben.
  • Versicherungstechnische Risiken bleiben insgesamt auf einem mittleren Niveau, da das Prämienwachstum spartenübergreifend angestiegen ist und zudem die Schadenquote für Nicht-Leben gesunken ist.
  • Die Einschätzung bezüglich der Marktwahrnehmung bleibt stabil. Die CDS-Spreads stiegen in Q2-2024 an, während sich der externe Ratingausblick für einige Versicherungsgruppen positiv änderte. Lebens- (Nichtlebens-) Versicherungstitel entwickelten sich schlechter (besser) als der Markt, sodass das Niveau insgesamt auf einem mittleren Stand bleibt.
  • Kurzfristig bleiben ESG-Risiken auf einem stabilen mittleren Niveau, während für die nächsten zwölf Monate ein steigender Risikoausblick prognostiziert wird (siehe oben). Die Indikatoren für Klimawandel und physische Risiken sind größtenteils unverändert. Die Investitionen der Versicherer in grüne Anlagen bleiben ebenfalls weitgehend gleich, haben aber über die Zeit allmählich zugenommen. Das Risiko gegenüber Überschwemmungen und Stürmen ist gegenüber 2023 stabil geblieben mit einem allgemein höheren Risiko gegenüber Stürmen.
  • Auch der zwölfmonatige Risikoausblick für Cyberrisiken nimmt zu. Die von den Aufsichtsbehörden engeschätzte Wesentlichkeit solcher Risiken hat sich durch als höher wahrgenommen Eintrittswahrscheinlichkeit leicht erhöht. Außerdem hat sich die Stimmung der Versicherer bezüglich Cyberrisiken verschlechtert, der Indikator bleibt analog zu Q1 auf dem höchsten Wert innerhalb der letzten zwei Jahre. Allerdings bleibt das Risikoniveau für die kurze Frist auf einem mittleren Niveau.

Parallel bietet der Gesamtverband der Versicherer (GDV) einen aktuellen Einblick in die aktuelle Finanzstabilitäts- und Risikolage in der Q2-2024-Ausgabe der Financial Stability Perspectives. Die GDV-Publikation basiert auf Daten bis Mai 2024. Zwar legt der GDV, dar, dass sich die allgemeine Lage des Finanzsystems durch rückläufige Inflation und bessere wirtschaftliche Aussichten verbessert hat und der deutsche Versicherungssektor aufgrund guter Solvenzquoten und Beitragseinnahmen als sehr resilient zeige.

Die systemischen Risiken bleiben dennoch auf einem erhöhten Niveau. Hier wird das makroökonomische Risiko aufgrund von geopolitischen Konflikten, sowie der noch nicht vollständig eingedämmten Inflation als hoch eingeschätzt. In Kombination mit diesen Konflikten sorgt die technologische Entwicklung in Bereichen wie künstlicher Intelligenz dafür, dass Cyberrisiken weiter steigen. Besonders die potenziell sehr hohe Schadensumme in Milliardenhöhe sowie der negative Einfluss auf die Finanzmarktstabilität stellen nach Ansicht des GDV ein bedeutendes Risiko dar und sollten daher im Mittelpunkt der Aufsicht stehen. Entsprechend werden sie im GSV-Dokument in einem gesonderten Abschnitt als Fokusthema behandelt.

Sprechen Sie meine Kolleg:innen und mich gerne an. Gemeinsam können wir Ihre individuelle Risikosituation gegenüber den makroprudenziellen Darstellungen in den jeweiligen Berichten spiegeln.

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