Insurance Risk Dashboard Juli 2025 – EIOPA sieht stabiles Risikobild mit negativen Aussichten aufgrund komplexen globalen Umfeldes

Risiken im europäischen Versicherungssektor stabil auf insgesamt mittlerem Niveau mit teilweise negativem Ausblick aufgrund geopolitischer Spannungen, unsicherer Handelsdynamik und Marktvolatilität.

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat am 31. Juli 2025 ihr quartärliches Insurance Risk Dashboard veröffentlicht. Dieses basiert auf Solvency-II-Daten aus Q1 2025 für quartärliche Indikatoren und YE 2024 für jährliche Indikatoren. Zudem basieren die meisten Marktindikatoren auf Daten Ende Juni 2025. Es fasst die wichtigsten Risiken und Schwachstellen im Versicherungssektor der Europäischen Union anhand einer Reihe von Risikoindikatoren zusammen. Die Daten basieren auf den Finanzstabilitätsberichten und der aufsichtsrechtlichen Berichterstattung von Versicherungsgruppen und Einzelversicherungsunternehmen.

Wie bereits in den vorangegangenen Risiko-Dashboards (vgl. insbesondere unseren diesbezüglichen Blogbeitrag zum April-Dashboard) werden weiterhin ausschließlich die Marktrisiken auf hohem Niveau gesehen, alle weiteren erfassten Risiken sind auf mittlerem Niveau. Gleichzeitig wurde jedoch die Kurzfrist-Trendeinschätzung (vergangene drei Monate) für die Marktwahrnehmung leicht und für Digitalisierungs- und Cyberrisiken erheblich erhöht. Letzteres deckt sich grundsätzlich mit der Prognoseerwartung des vorangegangenen Dashboards („erhöht“). Im Laufe der nächsten zwölf Monate wird in der aktuellen Aussicht jeweils ein Anstieg der Makro-, Markt- und ESG-Risiken erwartet, für Digitalisierungs- und Cyberrisiken ist die Erwartung nun, wie für alle anderen Risiken des Dashboards, stabil.

Zentrale Beobachtungen der europäischen Aufsichtsbehörde

EIOPA hebt in den einzelnen Risikokategorien folgende wesentliche Beobachtungen hervor:

  • Die Makrorisiken sind durch die Unsicherheiten der allgemeinen wirtschaftlichen Lage geprägt, die insbesondere durch die Debatten um Zölle und damit einhergehende Handelsverhandlungen sowie die jüngste Eskalation des Konflikts im Nahen Osten beeinflusst war. Trotz niedrigerer Inflationsprognosen hat der Rückgang der langfristigen Zinsen und der Leitzinsen in Verbindung mit einer leichten Verschlechterung der Haushaltslage in den wichtigsten Volkswirtschaften keine Verbesserung der allgemeinen Risikostimmung bewirkt.
  • Minimale Schwankungen bei den Risikoprämien und weitgehend unveränderte Kapitalanlageallokationen der europäischen Versicherer haben bei leicht rückläufiger Verschuldung der privaten Haushalte zu einer unveränderten Einschätzung bei den Kreditrisiken per Juni 2025 geführt.
  • Insbesondere aufgrund der anhaltenden Volatilität an den Rentenmärkten und einer möglichen Diskrepanz zwischen Aktienbewertungen und den zugrunde liegenden Fundamentaldaten bleibt die Bewertung der Marktrisiken mit einer aufwärtsgerichteten Aussicht erhöht. Die Anleihe- und Aktienengagements der Versicherer blieben unterdessen weitgehend stabil. Zudem wurden Verbesserungen bei den Preisen für Wohnimmobilien beobachtet. Zwar entwickelten sich die Preise für Gewerbeimmobilien verhalten, die europäischen Versicherer hielten ihr Engagement jedoch begrenzt. 
  • Die Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken bleiben stabil, wobei die Märkte gemischte Signale senden. Während sich die Nachhaltigkeit des Cashflows verbessert hat, stellen eine Verschlechterung der Liquiditätskennzahlen, weiterhin hohe Stornoraten und die potenziellen Risiken von Margin Calls bei Derivaten potenzielle Schwachstellen angesichts der Marktvolatilität dar.
  • Bei einer soliden Kapitalausstattung der gesamten Branche blieben die Solvabilitäts- und Rentabilitätsrisiken im ersten Quartal 2025 stabil. Die Combined Ratio im Nichtlebensversicherungsgeschäft verbesserte sich, im Lebensversicherungsgeschäft blieben die Kapitalerträge weitgehend unverändert. 
  • Die Risiken aus finanziellen Verflechtungen und Ungleichgewichten bewegen sich weiterhin konstant auf einem moderaten Level, da insgesamt die Risikoexponierung der Versicherer gegenüber Banken, anderen Versicherern, Finanzaktivitäten, inländischen Staatsanleihen und Derivaten weitgehend stabil blieb. Der Anteil der an Rückversicherer abgegebenen Prämien stieg indes leicht an.
  • Die versicherungstechnischen Risiken verharren auf einem mittleren Niveau. Das Prämienwachstum im Lebens- und Nichtlebensversicherungsgeschäft bleibt gegenüber dem Vorjahr robust und die mittlere Schadenquote hat sich im ersten Quartal 2025 verbessert.
  • Die Marktwahrnehmung innerhalb des Versicherungssektors ist insbesondere von den Nichtlebensversicherungen geprägt, die in den letzten drei Monaten eine starke Performance erzielten. Insgesamt galt der Versicherungssektor während der Marktturbulenzen im ersten Halbjahr als sichere Anlage. Mit Blick auf die Zukunft spiegelt der stabile Ausblick die positiven Faktoren wider, dass einerseits das Lebensversicherungssegment gut positioniert ist, um von der Entwicklung der Zinskurve zu profitieren, und dass die fundamentalen Bedingungen für die Nachfrage im Nichtlebensbereich weiterhin günstig sind. Demgegenüber stehen die Unsicherheiten hinsichtlich der geopolitischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Märkte; auch aufgrund der derzeit hohen Bewertungen könnten diese zu einer Neubewertung führen.
  • Die ESG-bezogenen Risiken bleiben stabil: Im ersten Quartal 2025 stieg das Engagement der Versicherer in grüne Anleihen, während insgesamt die Bestände an klimabezogenen Vermögenswerten leicht zurückgingen. Physische Klimarisiken, insbesondere Sturmrisiken, blieben unverändert.
  • Bei Digitalisierungs- und Cyberrisiken stieg die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit, dass diese Risiken eintreten, zum zweiten Quartal 2025 entlang der Besorgnis über Schwachstellen in IT-Systemen.

Zusammenfassend wird seitens EIOPA geschlussfolgert, der Versicherungssektor habe sich insgesamt als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen, wenngleich angesichts der sich weiterentwickelnden geopolitischen, marktbezogenen und operativen Risiken eine genaue Beobachtung bzw. weiterhin Wachsamkeit erforderlich sei.

Umfassende Datengrundlage

Die dem Dashboard zugrundeliegenden Daten basieren auf Finanzstabilitäts- und Aufsichtsberichten von 96 Versicherungsgruppen und 2116 Einzelversicherungsunternehmen.

Der Trend für die drei Monate vor dem Stichtag sowie der Ausblick für die zwölf Monate nach dem Stichtag basiert auf den Antworten der 23 nationalen zuständigen Behörden und wird nach der erwarteten Veränderung der Wesentlichkeit jedes Risikos („erheblicher Rückgang“, „Rückgang“, „unverändert“, „Anstieg“ und „erheblicher Anstieg“) eingestuft.

Sprechen Sie meine Kolleg:innen und mich gerne an, um gemeinsam Ihre individuelle Risikosituation gegenüber den aktuellen Entwicklungen im Marktumfeld zu spiegeln und Handlungsfelder zu diskutieren. Einen Teil der Aspekte hat die BaFin Anfang des Jahres in ihren Risiken im Fokus der BaFin 2025 für deutsche Unternehmen konkretisiert, gerne bringen wir auch unsere Erfahrung mit der diesbezüglichen Verwaltungspraxis mit an den Tisch.

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