PwC Global CSRD Survey: EU&R im Fokus

Auf dem Weg zur Klimaneutralität stehen Unternehmen vermehrt in der Pflicht, umfassend über Nachhaltigkeitsthemen zu berichten.

Die EU hat mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der eine einheitliche Nachhaltigkeitsberichterstattung erfordert. Dies verspricht nicht nur mehr Transparenz und Vergleichbarkeit, sondern wird auch von Kunden und Investoren zunehmend eingefordert. Die globale CSRD Survey 2024 von PwC zeigt, wie Unternehmen aus der Energie- und Versorgungswirtschaft die EU-Richtlinie tatsächlich einschätzen und davon profitieren wollen. 

Die CSRD-Richtlinie ist im Januar 2023 in Kraft getreten und verpflichtet Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitenden seit dem 1. Januar 2024 und große Kapitalgesellschaften nach §267 Absatz 3 HBG ab dem Jahr 2025 über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu berichten. Dies umfasst die Berücksichtigung von Auswirkungen auf das Unternehmensgeschäft in einer Vielzahl von Themen - darunter Klimawandel, Ressourcennutzung, Umweltverschmutzung, Biodiversität und Menschenrechte. In den kommenden Jahren wird der CSRD-Geltungsbereich sukzessive auf rund 50.000 Unternehmen in Europa (rund 15.000 in Deutschland) erweitert.

Das hat PwC zum Anlass genommen und im Frühjahr 2024 weltweit insgesamt 547 Unternehmen in 38 Ländern, darunter vor allem C-Level und Führungskräfte aus dem Nachhaltigkeitsbereich, zu ihren Vorbereitungen auf die CSRD-Berichtspflicht befragt. 70 befragte Unternehmen kommen aus dem Bereich der Energie-, Versorgungs- und Ressourcenindustrie (Energy, Utilities & Resources, EU&R). 

Die Auswertung zeigt: Ein Großteil aller Teilnehmenden sieht das eigene Unternehmen bereits gut auf die Berichtspflicht vorbereitet. Mehr als die Hälfte sagen aus, dass sie zuversichtlich sind, die Anforderungen des CSRD-Reportings pünktlich zu erfüllen. Viele Unternehmen führen ebenso bereits wichtige Vorbereitungsschritte durch, dazu gehören beispielsweise die GAP-Analyse der erforderlichen Berichtsangaben (49%) und die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (53%). Deutlich wird auch: Immer mehr Unternehmen beziehen Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Strategie ein. Bei 87% der Befragten aus der Energiewirtschaft berücksichtigt die Führungsebene bereits jetzt Nachhaltigkeitsaspekte für ihre Entscheidungen: 60% davon führen dies sogar explizit auf die Verpflichtungen im Rahmen der CSRD zurück und 27% geben an, dass Nachhaltigkeit ohnehin ein fester Bestandteil ihrer Überlegungen ist.

Schwierigkeiten bei neuen Reporting-Themen

Die Befragung zeigt, dass insbesondere bei Themen, über die bereits im Rahmen der Vorgängerrichtlinie NFRD berichtet wurde, mit jeweils mehr als 70% Zustimmung eine hohe Zuversicht zur Erfüllung der Anforderungen besteht. Dazu zählen Reportings zu eigenen Mitarbeiter:innen, zur eigenen Geschäftstätigkeit und zum Klimawandel. Weniger souverän agieren Unternehmen aus der Energiewirtschaft bei neu zu etablierenden Standards, wie z.B. Biodiversität und Ökosysteme. Darüber hinaus werden voraussichtlich Mitte 2026 sektorspezifische EU-Berichtsstandards in Kraft treten, die konkret anzuwendende Praktiken, Berechnungen und Layouts für das Reporting einzelner Branchen vorschreiben. Mit diesen sektorspezifischen Standards werden auch neue Auswirkungen, Chancen und Risiken berücksichtigt werden müssen, wodurch Unternehmen aus der Energiewirtschaft vor zusätzliche Herausforderungen gestellt werden. 

Umsetzungssteuerung des CSRD-Reportings 

Die Umsetzung der CSRD-Anforderungen in den Unternehmen erfordert das Zusammenspiel nahezu aller funktionellen Unternehmenseinheiten, um Synergien optimal nutzen zu können. Insbesondere bei Unternehmen aus dem EU&R Bereich kommt der Nachhaltigkeitsabteilung mit einer Einbindung von 97% eine große Rolle zu. Aber auch diejenigen Teams, die sich explizit mit ESG-Anforderungen beschäftigen (83%) sowie der Finanzbereich (72%) werden stark involviert.

Hauptverantwortlich für die Umsetzung der CSRD im Energiesektor ist insbesondere das Nachhaltigkeitsteam (in 52 % der befragten Führungskräfte), vor allem in Zusammenarbeit mit der Finanzabteilung, dem ESG-Bereich und der Unternehmensführung.

Geringer Technologieeinsatz beim Nachhaltigkeitsreporting

Der Einsatz von automatisierten Lösungen zur Erstellung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist über alle Länder und Sektoren hinweg noch gering. Für Unternehmen innerhalb der Energiewirtschaft sind Tabellenkalkulationen mit 84% das am häufigsten eingesetztes Instrument, 39% der Befragten nutzen ihr ERP-System und 34% CO₂-Kalkulationsanwendungen. Ebenso eruieren 39% der Befragten aus dem EU&R-Bereich die Verwendung einer Sustainability Management Software.

Ein weiteres Feld, in dem sich Unterschiede zeigen, ist die Verwendung von künstlicher Intelligenz (KI). Länderübergreifend setzen 20% der Unternehmen KI-Technologien ein, um ihre Geschäftsprozesse für die Berichterstattung zu optimieren, während dieser Anteil in der Energiewirtschaft nur bei 9% liegt. Auch wenn der Sektor in Bezug auf die aktuelle Nutzung von KI hinterherhinkt, planen rund ein Viertel der befragten Unternehmen die Einführung, was über dem globalen Durchschnitt liegt.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Grundsätzlich werden die Datenverfügbarkeit sowie die Komplexität der Wertschöpfungsketten als größte Hürden bei der Umsetzung der Berichtspflichten angeführt. Darüber hinaus zeigt sich jedoch in der Energiewirtschaft ein überraschend anderes Bild im Vergleich zur Gesamtbetrachtung: Hier werden die Faktoren Personalkapazität (34%), Budget (38%) und Zusammenwirken mit anderen Regularien (49%) als keine oder geringe Hürden für die Umsetzung der CSRD empfunden. Im Allgemeinen lässt sich interpretieren, dass die zur Auswahl stehenden Faktoren Unternehmen in der Energiewirtschaft weniger bei der Implementierung der CSRD behindern als Unternehmen im deutschen oder globalen Umfeld.

Potentiale der CSRD-Richtlinie

Entscheidungsträger:innen erkennen zunehmend das Potenzial, das die CSRD bietet. 79% der Unternehmen aus der Energiewirtschaft erwarten, dass die CSRD durch eine transparente Berichterstattung der Aktivitäten und deren Auswirkungen zu einer besseren Einbindung von Stakeholdern führen wird, während 73% an einen positiven Beitrag zur Risikominimierung glauben. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass Unternehmen durch eine umfassendere und detailliertere Berichterstattung nicht nur tatsächliche, sondern auch potenzielle Risiken frühzeitig erkennen und dementsprechend Maßnahmen ergreifen. Zudem können Nachhaltigkeitsrisiken (z.B. Hitzewellen, Überflutungen, soziale Konflikte) erhebliche finanzielle Auswirkungen auf die Unternehmen haben. Die CSRD hilft Unternehmen, diese und weitere Risiken besser zu identifizieren und zu managen. 

Wir können Sie unterstützen, die Chancen des CSRD Reporting zu nutzen

Mit unserem ESG-Lösungsportfolio sowie engen Partnerschaften mit führenden Technologieunternehmen bereiten unsere PwC-Expert:innen Energieversorgungsunternehmen optimal auf alle Herausforderungen für eine zukunftsgerichtete Nachhaltigkeitsberichterstattung vor. Die interdisziplinären Teams bringen bewährte Best Practices und umfassende Expertise aus vielen erfolgreichen Projekten unterschiedlicher Branchen mit und unterstützen von der Strategie bis zur Umsetzung.

Die übergreifenden Ergebnisse des PwC Global CSRD Survey 2024 können hier aufgerufen werden, die Erkenntnisse für Deutschland stehen auf dieser Seite zum Download zur Verfügung. Bei weiterem Interesse findet sich auf unserer Website neben vielfältigen Informationen zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung und den damit verbundenen Anforderungen auch ein praktisches Tool, mit dem überprüft werden kann, inwiefern Unternehmen vom CSRD Reporting betroffen sind: https://www.pwc.com/gx/en/issues/esg/corporate-sustainability-reporting-directive.html

Ansprechpartner
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